An der Leitha
Moderner Seelsorgeraum: Alle dürfen mitreden

Jede(r) ist willkommen. An der Palmprozession vor einem Jahr in Zurndorf (am Foto links: Pfarrer Günther Kroiss) nahmen auch Kinder slowakischer Zuwanderer teil. Mittlerweile sind viele von ihnen als Ministranten aktiv. | Foto: ANDREAS THALLER
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  • Jede(r) ist willkommen. An der Palmprozession vor einem Jahr in Zurndorf (am Foto links: Pfarrer Günther Kroiss) nahmen auch Kinder slowakischer Zuwanderer teil. Mittlerweile sind viele von ihnen als Ministranten aktiv.
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Der Seelsorgeraum „An der Leitha“ bringt Firmlinge, Pfarrgemeinderäte, Ministranten, etc. aus fünf Pfarren verstärkt zusammen. Pfarrer Günther Kroiss setzt auf die Kreativität der Gläubigen, die Visionen entwickeln und selbst Entscheidungen treffen sollen. Auch immer mehr Zuwanderer aus der Slowakei engagieren sich im Seelsorgeraum und bereichern das Glaubensleben mit ihren Ideen. 

GERALD GOSSMANN

Fast dreißig Kilometer ist Potzneusiedl, der eine Zipfel des Seelsorgeraums, von Nickelsdorf, dem anderen Ende, entfernt. Seit dem Jahr 2015 bilden fünf Pfarren (Zurndorf, Deutsch Jahrndorf, Gattendorf, Nickelsdorf und Potzneusiedl) den Seelsorgeraum „An der Leitha“. „Früher hat man die Leute aus den anderen Ortschaften nicht wirklich gekannt“, erzählt Pfarrgemeinderat Andreas Thaller. Doch Pfarrer Roman Schwarz und sein Nachfolger Günther Kroiss haben den Gedanken des Zusammenschlusses forciert und gelebt. Es finden gemeinsame Ausflüge statt, Firmlinge und Ministranten kommen regelmäßig zusammen, Pfarrgemeinderäte vernetzen sich untereinander. Der Seelsorgeraum im Nordburgenland ist flächenmäßig groß, beherbergt aber bloß ein wenig mehr als 3.300 Katholiken. In Gattendorf leben etwa 1.000 Katholiken, 400 in Potzneusiedl, 900 in Zurndorf, 700 in Nickelsdorf und 330 in Deutsch Jahrndorf. Drei Gemeinden sind ökumenisch geprägt, vereinen ähnlich viele Evangelische wie Katholiken. „Die Pfarren zeichnen sich durch eine gesunde Spiritualität aus“, betont Pfarrer Günther Kroiss im „martinus“-Interview. Weil Deutsch Jahrndorf, Nickelsdorf und Zurndorf schon lange davor einen Pfarrverband bildeten, funktioniere die Zusammenarbeit „wirklich gut“, so Kroiss. Gerade entsteht eine gemeinsame Homepage, durch welche die Vernetzung noch besser gelingen soll.

Neue Zugänge. Durch die Grenznähe siedelten sich im letzten Jahrzehnt vermehrt slowakische Zuwanderer an. Diese besuchen die Gottesdienste, manche engagieren sich im Pfarrgemeinderat, deren Kinder ministrieren. Pfarrer Kroiss und auch Gläubige aus dem Seelsorgeraum, mit denen „martinus“ gesprochen hat, empfinden deren Zugang als „erfrischend und bereichernd“. „Der Kirchgang gehört bei vielen Slowaken zum Christsein dazu“, erzählt Kroiss. Unter den Pfarrgemeinderäten sei der Wunsch entstanden, slowakische Zuwanderer für das Gremium anzuwerben. Lubica Lacikova, Apothekerin in Zurndorf, verstärkt den Pfarrgemeinderat seit wenigen Tagen. 2008 kam sie mit ihrem Mann nach Zurndorf, heute haben die beiden vier Kinder, drei davon ministrieren. „Ich wurde katholisch erzogen, bei uns war es üblich, in die Kirche zu gehen und den Glauben zu leben“, erzählt sie gegenüber „martinus“. Sie habe bald Gottesdienste besucht – „auch wenn ich anfangs so gut wie nichts verstanden habe“ – und sei sehr freundlich von den Menschen in Zurndorf aufgenommen worden, erzählt Lubica. Was sie überrascht habe: In der Slowakei beginnen viele Kinder schon mit drei oder vier Jahren zu ministrieren, „sie fühlen sich durch die Aufwertung schnell wohl und werden früh im Pfarrleben integriert“. Hier passiere dies erst nach der Erstkommunion. Nun will sie auch im Pfarrgemeinderat aktiv werden und die eine oder andere Idee verwirklichen. Pfarrer Kroiss gefällt dieser Zugang der patenten Laien. „Als Pfarrer bist du nur eine Zeit lang hier. Aber die Leute bleiben. Deshalb müssen sie eine Vision für die Zukunft des Seelorgeraums entwickeln und diese umsetzen“, betont er. Die Menschen würden diesen Zugang gut annehmen. Die kleinstrukturierten Pfarren seien dabei ein Vorteil. „Es gibt überall Gläubige, die sich engagieren, die Kirche hat einen hohen Stellenwert.“ An Sonntagen teilen sich P. Gerald Augustine MSFS und Pfarrer Günther Kroiss die Messfeiern auf.

Gemeinschaft. Nichts desto trotz schreitet die Vernetzung und die Entstehung eines Zusammengehörigkeitsgefühls voran. „Uns ist wichtig, dass die Firmlinge des Seelsorgeraums fünfmal, einmal in jeder Pfarre, zusammenkommen. Dadurch lernen sie einander und die jeweiligen Ortschaften besser kennen.“ Auch Bibelrunden, spezielle Gottesdienste und Ausflüge werden gemeinsam organisiert. Das hat viele Vorteile. Die fünf Pfarren werden zu einer großen Gemeinschaft. „Das Burgenland vereint viele Kulturen und Menschen verschiedener Nationen“, betont Neo-Pfarrgemeinderätin Lubica Lacikova, „wir bereichern einander auch im Seelsorgeraum mit unserem Glauben, unseren Ideen und Zugängen.“

Autor:

Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus

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