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Mit Sitz, Schülern und vielen Stimmen

Demokratie und Mitbestimmung erleben und deren Bedeutung kennenlernen – das ist am Gymnasium Wolfgarten möglich. Die Demokratieoffensive zieht Kreise.

Gemurmel ist zu hören. Es ist 11 Uhr vormittags. Plötzlich steht eine Jugendliche auf. „Ich eröffne die heutige Sitzung unseres Schülerparlaments“, verkündet sie und begrüßt alle Parlamentarier, die an mehreren Tischen nebeneinander sitzen. Danach beginnt sie die Tagesordnung zu verlesen. Für Nike Giefing ist es nicht die erste Sitzung des Schülerparlaments des Gymnasium Wolfgarten in Eisenstadt, dessen Präsidentin sie ist.

BASISDEMOKRATIE ALS PRINZIP

„Unser Schülerparlament tagt seit vier Jahren monatlich“, erklärt Andrea Berger-Gruber, Direktorin des Gymnasiums Wolfgarten, die auch an dieser Sitzung teilnimmt. Hier können sie sich mit ihrer Stimme einbringen und ihre Wünsche sowie Ideen vorbringen. Dazu eingeladen werden neben den Schul- auch die 15 Klassensprecher:innen und sie als Direktorin. Dadurch werde die Institution der Klassensprecher:innen gestärkt, ist die Pädagogin überzeugt. Themen gibt es immer jede Menge, erzählt dazu Nike Giefing, über die diskutiert und danach abgestimmt werde. Sei es die Gedenkfeier am 8. November oder die Bereitstellung von kostenfreien Menstruationsprodukten in den Mädchentoiletten. Für die 16-Jährige ist das Schülerparlament jedoch nicht die erste Funktion als Schülervertreterin. Bereits als Klassensprecherin gewann sie einen guten Einblick in die Materie, so die Sieggrabnerin: „Beim Schülerparlament lege ich als Präsidentin viel Wert auf Partizipation und Meinungsbildung aller Klassen zu diversen Projekten an und außerhalb der Schule.“

NICHT NUR INTERESSE WECKEN

„Ich möchte im Freifach Politische Bildung das Interesse für Demokratie und Menschenrechte in unserer Schule wecken“, sagt Harald Straßl, der auch Geschichte, Mathematik sowie Informatik am Gymnasium unterrichtet. Für ihn sei das mehr denn je notwendig, weil sich heute junge Menschen vor allem in Sozialen Medien über politische Ereignisse informieren, was oft sehr einseitig sei. „Für Diskussionen bringe ich daher in jede Unterrichtsstunde aktuelle Ereignisse ebenso ein wie Themen über Kinder- und Menschenrechte, demokratische Werte und Diktaturen, um sie mit den Schüler:innen zu analysieren.“ Auch setzen sie sich mit den Parteiprogrammen auseinander, damit sie erkennen, wer sie am ehesten vertritt und wie sie sich in der Politik einbringen können. Es soll ihnen bewusstwerden, dass der Frieden nichts Selbstverständliches ist. Sich für ihn einzusetzen, ruft der Lehrer seine Schüler:innen auf.

VON DER THEORIE ZUR PRAXIS

Doch nicht nur im Unterricht oder im Parlament im Wolfgarten setzen sich Schüler:innen mit demokratischen Werten auseinander, sondern auch bei Exkursionen, die sie in den Landtag, in den Nationalrat oder ins EU-Parlament in Brüssel führen. „Mutig, selbstbewusst und gewitzt stellen sie die Politiker:innen dort zur Rede“, freut sich Harald Straßl.

Die heutige Sitzung des Schülerparlaments ist nach etwas mehr als einer Stunde zu Ende. Blöcke, Stifte und Tablets werden von den Abgeordneten wieder eingepackt und die Handys wieder eingeschaltet. „Vielen Dank für euer Kommen“, ruft ihnen Nike Giefing noch nach, bevor auch sie den Zeichensaal verlässt. „In ein paar Wochen sehen wir uns wieder.“

CHRISTOPHER ERBEN

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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