Mehr Inklusion und Offenheit
Kardinal Hollerich dämpft Erwartungen an Synodenversammlung
Vor der im Oktober in Rom startenden Bischofssynode hat Kardinal Jean-Claude Hollerich vor zu hohen Erwartungen an die erste vierwöchige Sitzungsperiode gewarnt. Über das Ziel der Versammlung müssten Prioritäten gesetzt werden; jedoch „nicht alles in dieser Synode“, sagte Hollerich.
Der Luxemburger Erzbischof ist als sogenannter Generalrelator maßgeblich für die Vorbereitung und Durchführung der Synode mitverantwortlich.
Hollerich bezog sich vor allem auf das Weiheamt für Frauen und die Seelsorge für Homosexuelle. Diese Themen seien zwar zentral beim Reformprozess „Synodaler Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland; in anderen Ländern würden sie aber weniger gewünscht, so der Kardinal. „Die Kirche wird auf diese Fragen Antworten finden müssen. Aber nicht alles in dieser Synode. Man darf nicht die Erwartung der Synode mit Erwartungshaltungen überfrachten; sonst wird man enttäuscht sein.“ Er selbst erhoffe sich von der Sitzung eine „Roadmap“, welche Themen im zweiten Teil der Sitzung 2024 angesprochen werden sollen.
Gleichzeitig mahnte Hollerich bei allen Teilnehmern der Synode Offenheit und eine persönliche Bereitschaft zur Umkehr an. „Wenn ich hineingehe mit dem Standpunkt: Ich weiß schon alles – dann höre ich nicht zu, dann kann ich keine Unterscheidung der Geister vollziehen.“
Aus Zusammenarbeit könne eine Harmonie entstehen, die im schlussendlichen Entscheidungsprozess innerhalb der Kirche wichtiger sei als eine Mehrheit. „Es müssen nicht alle darin sein, auch beim Zweiten Vatikanum gab es immer noch Gegenstimmen. Es muss aber etwas sein, was von der übergroßen Mehrheit getragen ist“, betonte der Kardinal.
Für die Bischofssynode gibt es keine vorgefertigten Beschlussvorlagen, sondern sie muss die Inhalte und weiteren Schritte gemeinsam entwickeln und braucht dafür den „geschützten Raum von nichtöffentlichen Beratungen“. Diesen spezifischen Charakter der weltkirchlichen Versammlung hat Hollerich kürzlich bei einem Treffen in Luxemburg mit deutschsprachigen Medienbischöfen und ihren Mitarbeitern aus mehreren europäischen Ländern betont.
Er erläuterte damit auch die Aussage von Papst Franziskus bei seinem Rückflug aus der Mongolei, wonach Medienschaffende nicht zu den Debatten der Bischofssynode zugelassen seien.
Wie der Papst ebenfalls gegenüber mitreisenden Journalisten ausführte, werden vom Vatikan unabhängige Medien die Plenarsitzungen der rund 420 Synodenmitglieder und theologischen Berater in der vatikanischen Audienzhalle nicht in Echtzeit verfolgen können. Aufgabe sei es, eine „katholische Art von Synodalität“ zu finden, bei der das allgemeine Priestertum der Gläubigen in Einklang mit dem kirchlichen Amt, der Kollegialität der Bischöfe und dem Primat des Papstes gebracht werden solle.
Ausdrücklich plädierte der Kardinal für mehr Inklusion und Offenheit: Die Kirche müsse sich an der Haltung Jesu Christi ausrichten, der Menschen mit einem offenen Blick und in persönlicher Weise begegnet sei. „Wie konnten wir als Kirche in vielen moralischen Fragen eine solche Strenge entwickeln, die Menschen ausschließt, obwohl Christus so nie gehandelt hat?“, fragte der Erzbischof selbstkritisch. Die oft von jungen Menschen geforderte „Nichtdiskriminierung als höchstes Gebot“ sei von daher berechtigt.
Die Begegnung mit Kardinal Hollerich war der Höhepunkt eines Treffens, das unter dem Vorsitz des Erfurter Bischofs Ulrich Neymeyr stattfand. Die Teilnehmer kamen aus Deutschland, Slowenien, Litauen, Luxemburg und Österreich.
KAP
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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