Maria Namen-Feier: Aufruf zu neuem Lebensstil und Gebet um Frieden

Gardesoldaten des Österreichischen Bundesheeres trugen die Gnadenstatue durch den Dom. | Foto: Franz Josef Rupprecht
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Salzburgs Erzbischof Franz Lackner (Sonntag) und der Wiener Weihbischof Franz Scharl (Samstag) l eiteten am vergangenen Wochenende die traditionsreichen Glaubensfeste im Wiener Stephansdom. Das Jubiläum „800 Jahre Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi“ war Anlass für das dies jährige Motto der Feier: „Gelobt seist du, mein Herr! Gottes Spuren in der Schöpfung“.

Das Jubiläum „800 Jahre Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi“ war Anlass für das diesjährige Motto der Feier: „Gelobt seist du, mein Herr! Gottes Spuren in der Schöpfung“. Der deutsche Franziskanerpater P. Johannes-Baptist Freyer rief in seinem Impulsvortrag zu einem Wandel des Lebensstils auf. An einem Tag, an dem Unwetter ungeahnten Ausmaßes Österreich heimsuchen, werde die Notwendigkeit zur Umkehr nur allzu deutlich, „sonst werden sich die Kräfte der Natur gegen den Menschen wenden“. Der Sonnengesang des hl. Franziskus biete wertvolle spirituelle Ressourcen für einen alternativen und einfacheren Lebensstil, zeigte sich P. Freyer überzeugt.

Der Sonnengesang entstand in den letzten Lebensjahren des Heiligen, die eigentlich wenig Anlass für einen Lobpreis boten. Franziskus war schwer krank, fast erblindet, zugleich musste er Konflikte in seiner Heimatstadt Assisi miterleben. Und trotzdem: Gerade auf diesem Hintergrund besinge Franziskus die Schönheit und Fröhlichkeit der Schöpfung und hebe die Geschwisterlichkeit aller Geschöpfe hervor. Freyer: „Die Geschöpfe schenken sich dem Menschen als Geschwister, ohne sie ist er nicht lebensfähig“. Und die rechte Antworte des Menschen darauf sei Lob und Dank bzw. „ein verantwortungsbewusstes Umgehen mit der Schöpfung und ein friedvolles Handeln“.

Franziskus habe nicht den Nutzen der Geschöpfe im Blick, sondern deren Eigenwert. Der Sonnengesang fordere auf, „dem Leben auf den Grund zu gehen, sich in den Dienst des Leben zu stellen und es zu schützen und zu fördern“.

Dem „Wahn konsumorientierter Wachstumsmodelle“, die letztlich zu einem Rückgang von wirtschaftlichem und sozialem Wohlstand führen, stellte Freyer Werte wie Geschwisterlichkeit, Solidarität, Vergebung und Versöhnung sowie Dankbarkeit gegenüber der Schöpfung entgegen. Das seinen Werte, die die Zukunft des Menschen und der Schöpfung gewährleisten würden. Das Gemeinwohl müsse im Mittelpunkt stehen.

WAHRER FRIEDE
Freyer rief mit Blick auf den Sonnengesang auch eindringlich zu Versöhnung und Barmherzigkeit als Voraussetzungen für einen dauerhaften und wahren Frieden. Versöhnungsbereitschaft „holt den Schwächeren und Unterdrückten in die volle gleichwertige Lebensfülle“.

Und wenn Franziskus im Sonnengesang auch noch den Tod und Krankheit preise, dann wolle er durchaus, dass den Kranken jede nur mögliche Hilfe zuteilwird. Zugleich sehe er Krankheit aber auch als Teil des Lebens und Chance zum Wachsen. Und auch der Tod gehöre für Franziskus zum Leben. Dieser könne Liebe und Zugehörigkeit nicht zerstören. Schlimmer als der Tod seien für Franziskus Selbstsucht und fehlende Liebe.

P. Freyer ist Referent für franziskanische Grundsatzfragen an der Missionszentrale der Franziskaner in Bonn. Bevor er in den Orden eintrat, arbeitete er in einer Bank.

NEU: P. ELIAS VAN HAAREN
Eingangs der Maria Namen-Feier stellte P. Oliver Ruggenthaler, Guardian des Wiener Franziskanerklosters, den neuen Geistlichen Assistent des RSK, P. Elias van Haaren, vor. Der Franziskaner hat die Nachfolge des 2023 verstorbenen P. Benno Mikocki angetreten.

In seiner Predigt beim Gottesdienst stellte P. van Haaren das Kreuz in den Mittelpunkt seiner Gedanken. (Am 14. September wurde in der katholischen Kirche das Fest der Kreuzerhöhung begangen.) Viele Menschen wollten das Kreuz nicht mehr sehen, sei es aus politischer, ideologischer oder sonstiger Abneigung oder auch aus Gleichgültigkeit. Doch wer das Kreuz nicht mehr sieht, der verrohe mit der Zeit und verliere seine Menschlichkeit, zeigte sich der Franziskaner überzeugt. Denn das Kreuz stehe für die Zuwendung zu den Schwachen und allen, die am Rand stehen, und es stehe für Vergebung. Van Haaren: „Vergebung ist das Heilmittel für die Familien, für die Kirche, für die Welt. Wir alle brauchen Vergebung und wir müssen einander vergeben. Nur so ist Friede möglich.“

Van Haaren ist seit 1996 Mitglied des RSK. Im gleichen Jahr trat er in den Franziskanerorden ein. Seit 2011 ist van Haaren Generalkommissar des Hl. Landes der Franziskaner in Wien.

Die traditionsreiche Glaubensfeier stand ganz im Zeichen des Gebets um Frieden in der Welt und um einen neuen achtsamen Umgang mit der Schöpfung. Zudem schlossen die Teilnehmenden auch die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe und die Einsatzkräfte und Helfer in ihr Gebet mit ein.

Die Bedeutung des Schweigens und der Stille, um dem Wirken des Heiligen Geistes Raum zu geben, hat Erzbischof Franz Lackner in seiner Predigt bei der Maria Namen-Feier am Sonntag im Wiener Stephansdom betont: „Der Heilige Geist – das ist meine Lebens- und Glaubenserfahrung – kommt unangemeldet. Er kommt nicht auf Zuruf.“ Wörtlich sagte der Salzburger Erzbischof in seiner Predigt: „Man bläut es uns bei allen unseren Zukunftsprozessen ein: Wir müssen reden, wir sollen unsere Botschaft mit allen Mitteln der Kommunikation bewerben.“ Doch offensichtlich folge das Evangelium in den wesentlichen Momenten der Heilsgeschichte einer anderen Logik“, so Lackner und weiter: „Bei all dem jedoch, was wir tun, beten, verkünden, wo wir Menschen in Not helfen, muss unser Innerstes schweigend wachen. Das bedeutet im Heiligen Geist sein. Der Heilige Geist hat immer ein Mitspracherecht. Das gilt besonders für das Beten.“

P. Elias van Haaren OFM ist neuer Geistlichen Assistent des RSK. | Foto: Franz Josef Rupprecht
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HÖREN AUF DEN HEILIGEN GEIST
Auch im Rahmen des Synodalen Prozesses komme dem Schweigen und Hören auf den Heiligen Geist eine zentrale Bedeutung zu. Der Glaube müsse von einer synodalen Haltung geprägt sein. Papst Benedikt XVI. habe in seiner Enzyklika „Spe salvi“ geschrieben: „Glaube speist sich nicht aus vorgestellten Erwartungen, sondern Glaube ist in seinem tiefsten Sinn Hoffnung, die nicht sieht, nicht weiß, sondern offen ist auf das Wirken des Heiligen Geistes.“

Maria habe dem Heiligen Geist Raum gegeben, „er hat ihr Leben auf einzigartige Weise bestimmt. Nun liegt es an uns, Gleiches zu tun“, so der Appell des Erzbischofs an die Gläubigen.

Lackner erinnerte zudem daran, dass am Anfang dieser großen Gebetsbewegung des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs ein Wort stehe, das P. Petrus Pavlicek in Mariazell betend vernommen hatte. „Wenn ihr tut, was ich euch sage, dann wird Friede sein.“ P. Petrus habe dieses Wort so verstanden, diese Gebetsgemeinschaft zu gründen. P. Benno Mikocki habe diesen Auftrag treu und mit viel Hingabe weitergeführt. „Und auch wir wollen auf diesen Weg weitergehen“, so Lackner.

DANK AN GALLHOFER
Am Ende des Gottesdienstes gratulierte der Erzbischof der RSK-Vorsitzenden Traude Gallhofer sehr herzlich zum 80. Geburtstag und dankte für ihr jahrzehntelanges Engagement für die Gebetsgemeinschaft.

Abgeschlossen wurde die Feier mit der traditionellen Prozession mit der Fatimastatue im Dom. Die Statue wurde von Gardesoldaten getragen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von „Ars Musica“ und dem Chor von St. Augustin unter der Leitung von Thomas Dolezal und Peter Tiefengraber. Musikalisch stand heuer auch der 200. Geburtstag von Anton Bruckner im Mittelpunkt.

Organisiert wird die Feier jedes Jahr von der Gebetsgemeinschaft „Rosenkranz-Sühnekreuzzug“ (RSK).

www.rsk-ma.at

Gardesoldaten des Österreichischen Bundesheeres trugen die Gnadenstatue durch den Dom. | Foto: Franz Josef Rupprecht
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Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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