Leben in der Spur des heiligen Martin
Burgenländische Diözesanwallfahrt ins französische Tours mit Pilgern aus Kirche und Landespolitik – Zsifkovics: Landespatron ermutigt auch nach 1.700 Jahren zu Nachfolge Jesu – Bischof plant Errichtung einer „Martins-Gemeinschaft“.
Zu einem christlichen Leben in der Spur des heiligen Martin hat Bischof Ägidius Zsifkovics bei der burgenländischen Diözesanwallfahrt nach Tours (Frankreich) ermutigt.
Es komme nicht von ungefähr, dass der in der Spätantike in Pannonien geborene Diözesanpatron von Eisenstadt und Landespatron des Burgenlandes nach 1.700 Jahren immer noch verehrt wird – auch in Ungarn, in der Slowakei, in Slowenien und weit darüber hinaus in ganz Europa. „Das sollte uns dankbar machen und zum Leben nach dem Beispiel des Heiligen ermutigen“, sagte Zsifkovics am Sonntag in der Basilika von Tours, wo sich das Martinsgrab befindet.
Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Erhebung Martins zum Landespatron des Burgenlandes fand vom 19. bis 24. Oktober die Wallfahrt der Diözese Eisenstadt zum Grab des Heiligen nach Tours (Frankreich) statt.
An der Pilgerreise, die auch zu Kirchen und Schlössern im Tal der Loire, nach Paris und Chartres führte, nahm neben Bischof Zsifkovics auch der burgenländische Landtagspräsident Robert Hergovich teil.
Das Leben des Martin von Tours (etwa 316 – 397), sein Wirken, sein Tun und seine Botschaft dürften auch heute nicht ohne Konsequenzen bleiben, betonte Zsifkovics in seiner Predigt in der Basilika von Tours. Er umschrieb das Vermächtnis des Heiligen mit drei Aspekten: Es gehe um „ein Leben aus der Taufe“, darum, den Teufel zu besiegen und das Teilen zu provozieren.
BIOGRAFIE „VITA SANCTI MARTINI“
Zsifkovics erinnerte daran, dass der um 316 in der Stadt Savaria (heute Szombathely / Steinamanger) geborene Spross einer Soldatenfamilie erst im Alter von 40 Jahren getauft wurde. Bereits als Zehnjähriger wollte Martin gegen den Willen seiner Eltern unter die Katechumenen, also die Taufbewerber – in einer Zeit, da viele Christen wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Später begann er eine militärische Karriere, während der es am Stadttor von Amiens zur berühmt gewordenen Mantelteilung mit einem Bettler kam. Aus der bereits im Todesjahr Martins vorliegenden Biografie „Vita Sancti Martini“ von Sulpicius Severus gehe weiters hervor, dass Martin, nachdem er seinen Militärdienst quittierte, vom großen Bischof Hilarius von Poitiers getauft wurde.
„Was bedeutet die Taufe für uns und unser Leben?“, fragte Bischof Zsifkovics in seiner Predigt. Seine Antwort: „Als Getaufte müssten wir Sehende und Liebende – und das heutige Evangelium fügt noch hinzu – Dienende werden.“
DER „DURCHEINANDERBRINGER“
Klarsicht sei etwa gefordert, wenn es um den Teufel geht, mit dem Martin oftmals gerungen habe, so Zsifkovics weiter: Über diesen „Durcheinanderbringer“ spreche man nicht mehr, „auch die Kirche tut es längst nicht mehr, nicht weil es ihn nicht gäbe, sondern, weil wir zu feige geworden sind, die Augen aufzumachen“. Der Teufel, ein Diabolus, sei einer, der die Menschen auseinanderdividiert, der Unruhe ins Leben bringt, der „durchs Fenster wieder reinkommt, wenn man ihn zur Tür rausschmeißt“.
Wenn der Teufel aus dem Glauben vertrieben sei, „kommt er mit dem Aberglauben wieder zurück“, sagte der Bischof. Die heutige technologisch dominierte Welt quelle geradezu über von Magiern, Okkultismus, Spiritismus, Esoterik, Astrologen, Amulette-Verkäufern und satanischen Sekten. Auch die zunehmende Vereinsamung der Menschen, narzisstische Ego-Trips, der Glaube an unbegrenzte Machbarkeit, lächerliche Verschwörungstheorien, die Gier nach immer mehr sowie mörderischer Hass hätten nach den Worten von Zsifkovics etwas „Teuflisches“ an sich. Er warnte eindringlich vor derartigen sündhaften Entfernungen von Gott und dem „Sich-über-Gott-stellen-Wollen“. Martin habe Jesu Auftrag aus dem Sonntagsevangelium mit Leben erfüllt: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“
TEILEN „REVOLUTIONIERT DAS LEBEN“
Zum dritten Stichwort „Teilen“ erklärte der Eisenstädter Bischof, dieses sei „mehr als Entsorgung unseres übervollen Kleiderschrankes oder die eine oder andere finanzielle Gabe, um vordergründig unser Gewissen zu beruhigen“. Er wolle all das nicht kleinreden, „aber das Teilen, zu dem uns der heilige Martin ermutigt, ist viel mehr. Es verlangt Mut, Aufmerksamkeit, Empathie, Fantasie, Freude und vor allem Liebe.“ Wer sich darauf einlasse, „revolutioniert das eigene Leben“, so Zsifkovics, denn: „Jesus ist nicht nur ein lieber Kerl, der will, dass wir alle zueinander nett sind, sondern er will unser Leben, auch über die Grenze des Todes hinaus.“
Damit das Vermächtnis Martins nicht vergessen werde, plane er als Bischof einer Martinsdiözese zum diesjährigen Martinsfest eine „Martins-Gemeinschaft“ zu errichten, kündigte Zsifkovics an. Sie solle im Burgenland im Geist des Heiligen „Martinstaten“ in Kirche und Gesellschaft setzen und so sein Testament an die nächste Generation weitergeben. Der Bischof würdigte viele junge und alte Menschen im Land, „die täglich Taten setzen, von denen nie geschrieben oder berichtet wird. Sie sind die stillen Zeugen des heiligen Martin.“
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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