Neue Caritas-Direktorin im Porträt
Kein Wohlfahrts-Staat ohne private Hilfe
Die Diözese Eisenstadt hat eine neue Caritas-Direktorin: Mit 1. Februar 2021 tritt ORF-Burgenland-Moderatorin Melanie Balaskovics in den kirchlichen Dienst. Nach einer Einarbeitungsphase folgt sie im Sommer auf die bisherige Direktorin Edith Pinter.
Gossmann / Orieschnig / KAP
Melanie Balaskovics ist ein prominentes Gesicht im Burgenland. Regelmäßig flimmert sie abends im Rahmen der vielgesehenen regionalen ORF-Nachrichtensendung „Burgenland heute“ über die Bildschirme. Nun wechselt sie in den kirchlichen Dienst und wird Caritas-Direktorin.
Kommunikatorin. Zusätzlich soll sie den Aufbau einer neuen multimedialen Kommunikationsabteilung der Diözese Eisenstadt verantworten, in der die Volksgruppen eine besondere Berücksichtigung finden sollen. Eine Aufgabe, für die die Beherrschung des Burgenlandkroatischen Voraussetzung ist, so Zsifkovics, der mit Balaskovics auf eine Burgenlandkroatin und erfahrene Volksgruppen-Redakteurin des ORF zurückgreifen kann. Der eigentliche Dienstantritt als Caritas-Direktorin soll „nach einer intensiven Einarbeitungsphase“ im Sommer erfolgen, teilte die Diözese Eisenstadt mit. Ab Februar übernimmt Balaskovics aber bereits die derzeit vakante Sprecherfunktion der Hilfsorganisation.
Soziale Ader. Balaskovics folgt auf Edith Pinter, die in den nächsten Tagen für das neu gegründete Präsidium der Caritas Österreich kandidiert. Sie soll (sofern, die Wahl auf Pinter fällt) dann als Vizepräsidentin fungieren, verriet sie dem „martinus“. Auch in der burgenländischen Caritas will sie nach ihrem Ausscheiden weiterhin ehrenamtlich mithelfen. Balaskovics betont ihre soziale Ader. Seit 2019 koordinierte und moderierte sie die burgenländischen Sendungen im Rahmen von „Licht ins Dunkel“. In der Diözese Eisenstadt könne sie nun „einerseits all meine berufliche Erfahrung aus der Welt der Medien und Kommunikation einbringen und mich zum anderen besonders wichtigen sozialen, karitativen und gesellschaftspolitischen Arbeitsfeldern widmen“, so Balaskovics über ihre neuen Aufgabenbereiche in der Diözese Eisenstadt und der Caritas Burgenland. (Wie Balaskovics die Rolle der Caritas einordnet, erklärt sie im Kurzinterview, siehe unten).
Pinter: „Gute Mischung für diesen Job“. Bischof Ägidius J. Zsifkovics dankte der designierten Caritas-Direktorin, dass sie nach „so langer erfolgreicher Tätigkeit in einem der großen und bedeutenden Unternehmen des Landes eine Neuorientierung“ wage und die Herausforderung annehme. Aktuell stehe die Gesellschaft vor gravierenden Veränderungen, „mit denen unsere Caritas auch in den kommenden Jahren mithalten muss, um weiterhin an der Seite der Schwächsten sein zu können“, so Zsifkovics. Nach Pinter, die die Caritas mit zahlreichen Problemlagen übernommen und auf solide Beine gestellt habe, sei Balaskovics eine Persönlichkeit, „die den verdienstvollen Weg Edith Pinters mit demselben Engagement, derselben Expertise und demselben sozialen Herz fortsetzen kann“. Edith Pinter, die erst vor kurzem mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Burgenland für ihre Verdienste als Caritas-Direktorin geehrt wurde, zeigt sich über die Entscheidung erfreut: „Ich bin froh, die Schlüssel zu einem gut bestellten Haus wieder in die Hände einer Frau legen zu dürfen. Melanie Balaskovics steht für Tatkraft, Volksnähe und soziales Gewissen. Das ist eine gute Mischung für diesen Job! Ich gratuliere dem Herrn Bischof zu dieser Wahl!“
Große Hoffnungen setzt Zsifkovics auch auf die Medienexpertise der langjährigen ORF-Mitarbeiterin Balaskovics, wenn es darum geht, die verschiedensten diözesanen Medienkanäle „vor dem Hintergrund größtmöglicher Synergieeffekte und Sparsamkeit“ zu bündeln, abteilungsübergreifende neue Workflows einzuführen und dabei besonderes Augenmerk auf die Kommunikationsbedürfnisse der Volksgruppen im Burgenland zu legen. Der Abschied vom ORF Burgenland falle Balaskovics „nicht leicht“. Sie sei „für die vielen Jahre im Landesstudio sehr dankbar, diese haben mich wesentlich geprägt und meine persönliche Entwicklung vorangetrieben.“
Kirchliche Werte. Auf die Frage nach den Motiven des Wechsels antwortet Balaskovics: „Ich bin als Christin meiner Kirche immer schon sehr verbunden gewesen, was eine starke Grundaffinität für kirchliche Werte bedeutet.“Besondere Aufgaben wie die Sendungsverantwortung für Licht ins Dunkel seien „durchaus der spezielle Anstoß“ gewesen, „den Blick in eine neue berufliche Zukunft zu werfen“.
So sei „der Wunsch gereift, vor allem soziale Aspekte ins Zentrum meiner Tätigkeiten zu stellen. Ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgabenbereiche in der Diözese Eisenstadt und der Caritas Burgenland.“
Es habe Balaskovics „immer große Freude bereitet, mit und für Menschen zu arbeiten. Diese Dimension wird nun durch den wesentlichen Faktor erweitert, für Menschen da zu sein, die unserer Unterstützung besonders bedürfen.“
Nachgefragt
martinus: Wozu bedarf es in einem hochentwickelten Wohlfahrtsstaat wie Österreich eine Hilfsorganisation wie die Caritas?
Melanie Balaskovics: Gerade in den letzten Monaten haben wir gelernt, wie schnell ein Wohlfahrtsstaat an seine Grenzen kommt. Ein Wohlfahrtsstaat funktioniert leider ohne private und kirchliche Hilfe nicht. Armut ist allgegenwärtig, auch bei Menschen, die das vor Beginn der Pandemie nie für möglich gehalten hätten. Plötzlich kein Job, kein Geld für Wohnung, Kinder, das tägliche Leben. Mehr Menschen als wir gedacht haben leben auf dünnem Eis. Da gilt es als Caritas Hoffnung und Perspektive in der Notlage zu geben. Das heißt, anzupacken, schnelle und unbürokratische Hilfe hochzufahren. Und ja, gerade jetzt sind Spenden notwendiger denn je.
Befürchten Sie Spendenrückgänge durch die coronabedingte Notsituation vieler ÖsterreicherInnen?
Balaskovics: Ich bin zuversichtlich. Gerade die Österreicherinnen und Österreicher und hier vor allem die Burgenländerinnen und Burgenländer haben in der Vergangenheit immer wieder eindrucksvoll bewiesen, wie stark der Zusammenhalt in unserem Land ist. Aber natürlich ist vor allem die Politik gefordert, dass sie nicht nur die Pandemie bekämpft, sondern auch Vorbereitungen für den sozialen und wirtschaftlichen Aufbau danach trifft – weil die Auswirkungen der Coronakrise noch lange nachwirken werden. Eine Krise in diesem unbegreiflichen Ausmaß darf aber nicht auf dem Rücken der Armen ausgetragen werden.
Was kann die Caritas dazu beitragen?
Balaskovics: Die Caritas leistet großartige Arbeit für Menschen in Not und wird in den kommenden Jahren besonders gefordert sein. Daran besteht kein Zweifel. Caritas steht für Liebe, sie ist gerade jetzt notweniger denn je. Für die Menschen da zu sein, wird immer Mittelpunkt unserer Arbeit sein.
Zur Person
Die gebürtige Südburgenländerin begann ihre journalistische Laufbahn im Jahr 1998 als Redakteurin im ORF Burgenland. Zuletzt war sie neben ihrer Tätigkeit als Moderatorin von „Burgenland heute“ auch als Chefin vom Dienst für die Sendung mitverantwortlich. Seit 2019 koordinierte und moderierte sie außerdem die Sendungen im Rahmen von „Licht ins Dunkel“. Im Laufe ihres Werdegangs war die Burgenlandkroatin auch für die Volksgruppenredaktion des ORF Burgenland tätig und moderierte die TV-Sendung „Dobar dan Hrvati“. Sie war weiters als Redakteurin und Chefin vom Dienst für Hörfunk und TV tätig, Moderatorin der Radio Burgenland Nachrichten, Redakteurin in der „Zeit im Bild“-Wirtschaftsredaktion im Zuge einer Job-Rotation, Gestalterin von TV-Produktionen wie „Unterwegs in Österreich“, „Matinee am Sonntag“ und „Österreich-Bild“. Dazu konzeptionierte sie Radiomagazine in kroatischer Sprache für die Volksgruppenredaktion. Die Magistra (FH) hat die Fachhochschule für Internationale Wirtschaftsbeziehungen und berufsbegleitend den Masterlehrgang für internationales Weinmarketing in Eisenstadt absolviert.
Autor:Redaktion martinus aus Burgenland | martinus |
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