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„Grabesritter“ freuen sich über elf neue Mitglieder

Mitglieder der bgld. Delegation mit Großprior Raimund Schreier (1. Reihe, 2.v.r.) und Andreas Leiner | Foto: Franz Josef Rupprecht
  • Mitglieder der bgld. Delegation mit Großprior Raimund Schreier (1. Reihe, 2.v.r.) und Andreas Leiner
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Burgenländische Delegation in Graz: Feierliche dreitägige Investitur des „Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ in der steirischen Landeshauptstadt.

Die „Grabesritter“ haben am Wochenende ihr jährliches österreichweites Treffen in Graz abgehalten und dabei in einer feierlichen Investitur elf neue Mitglieder – neun Männer und zwei Frauen – in ihre Reihen aufgenommen.

Unter den bei der Veranstaltung besonders Geehrten befanden sich auch drei Mitglieder der Komturei Eisenstadt: Eva Maria Leiner (Neusiedl am See) wurde „Kom-tur-Dame mit Stern“. Inge Lengheimer (Pernitz) darf nun als „Komtur-Dame“ bezeichnet werden. Der Vorsteher der Komturei Eisenstadt, Franz Fischer (Podersdorf), wurde zum „Komtur“ erhöht. Die Aufgabe des „Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ ist die finanzielle und ideelle Unterstützung der Christen im Heiligen Land. In Österreich gibt es 550 Grabesritter (bzw. Ordensdamen).

Die Feierlichkeiten zur Investitur begannen Freitagabend mit einem Empfang durch die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr im Minoritensaal und einer anschließenden Vigil (Nachtgebet) in der Franziskanerkirche. Die eigentliche Investitur fand am Samstagvormittag im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Grazer Herz-Jesu-Kirche statt, dem der Großprior der Statthalterei Österreich, der frühere Wiltener Abt Raimund Schreier, vorstand. Die neuen Grabesritter-Mitglieder legten ihr Ordensversprechen ab. Großprior Schreier überreichte den neuen Damen und Rittern das Jerusalemkreuz als Halsschmuck. Der Statthalter der Grabesritter in Österreich, Andreas Leiner, legte ihnen ihre Ordensmäntel um die Schultern und begrüßte sie als neue Ordensmitglieder. Samstagnachmittag fand im Grazer Congress das große Festkapitel mit den Auszeichnungen statt.

EINSATZ FÜR DIE GESELLSCHAFT
Eine festliche Sonntagsmesse am 1. Oktober im Grazer Dom mit Bischof Wilhelm Krautwaschl bildet den abschließenden Höhepunkt der diesjährigen Investiturfeier. In seiner Predigt würdigte Krautwaschl einerseits den Einsatz der Grabesritter für das Heilige Land, zugleich aber auch für das Wohl der Gesellschaft in Österreich.

Die Kirche lebe in unterschiedlichen Herausforderungen, in unterschiedlichen Kulturen und Geschwindigkeiten, so Krautwaschl in seiner Predigt. Ob dieser Vielfalt sei es nötig, das Hören aufeinander einzuüben und zu vertiefen. „Hier können wir einen großen Beitrag leisten inmitten einer immer mehr auseinanderdriftenden Gesellschaft“, sagte der Bischof. Er stellte die Frage in den Raum: „Welchen Einsatz braucht es von uns allen, damit Leben und Glauben zum Wohl der Gesellschaft beitragen und wir uns nicht gegenseitig verbal oder auch real attackieren?“

Der Bischof plädierte für gegenseitige Wertschätzung und einen demütigen Lebensstil. Das „Du“ ermögliche, mehr „ich“ zu werden; ohne Gefährdung der eigenen Identität, so Krautwaschl: „Wie sehr doch einen solchen Lebensstil gerade jener Landstrich auf unserem Planeten benötigen würde, für den Sie als Grabesritter stehen: das Heilige Land.“ Genauso hätte auch Österreich einen solchen Lebensstil bitter nötig.

An der feierlichen Investitur nahmen u.a. auch Ehrengroßprior Alterzbischof Alois Kothgasser, der emeritierte Jerusalemer Weihbischof Giacinto-Boulos Marcuzzo und der Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar (burgenländischer Diözesanpreister aus Pama), teil.

... VOM HEILIGEN GRAB ZU JERUSALEM
Der „Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ („Grabesritter“) entstand aus einem mittelalterlichen Brauchtum, bei dem adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der heutige Orden, eine eigenständige juristische Person des Kirchenrechts, ist eine vorwiegend von Laien getragene und geleitete geistliche und humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christen.

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem ist eine für Israel, Palästina, Jordanien und Zypern zuständige katholische Erzdiözese. Das Patriarchat unterhält 33 Kindergärten und 44 Schulen, in denen 20.000 Schüler von ca. 1.600 Lehrern unterrichtet werden. Die Grabesritter finanzieren 95 Prozent der entsprechenden Aufwendungen des Patriarchats. Der Orden hat weltweit 30.000 Mitglieder und wird von einem Kardinal-Großmeister in Rom geleitet. Auf Ernennung von Papst Franziskus übt Kardinal Fernando Filoni seit 2019 dieses Amt aus.

In Österreich gehören den Grabesrittern 550 Personen – Männer wie Frauen – an. Großprior der Grabesritter in Österreich ist der Wiltener Abt emeritus Raimund Schreier. Unter den geistlichen Mitgliedern der „Österreichischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ finden sich Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, dessen Vorgänger Alois Kothgasser, St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz, Militärbischof Werner Freistetter, Altbischof Paul Iby aus Eisenstadt sowie zahlreiche Äbte. Die weltlichen Mitglieder, die die große Mehrheit der Ordensangehörigen ausmachen, sind Menschen aus verschiedenen Berufen und Altersgruppen, die ein christliches Leben führen und denen das Heilige Land und die dort lebenden Christen ein persönliches Anliegen sind.

Der Komturei Eisenstadt gehören aktuell 29 Mitglieder an, dazu zwei Kandidatinnen: Maria Grabner aus Stoob und Theresia Iby aus Raiding. Die beiden werden am 9. Oktober in Eisenstadt ihren Kandidatenmantel überreicht bekommen, in der Farbe grau, als vorläufiges geistliches Gewand und Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum Orden. Mit Andreas Leiner (Neusiedl am See) stellt das Burgenland auch den Statthalter, das Oberhaupt der Grabesritter in Österreich. Als nächste größere Aktion der sehr rührigen burgenländischen Rittergemeinschaft steht eine Pilgerreise ins Hl. Land mit 20 Personen an, vom 20. bis 28. Oktober. Am ersten Adventwochenende werden die Damen und Ritter nach den Messen im Eisenstädter Dom Olivenöl, Datteln und Olivenholzschnitzereien zugunsten der Christen im Hl. Land zum Verkauf anbieten.

Im Jahr 2022 brachten die Grabesritter in Österreich 572.000 Euro für Hilfsprojekte im Heiligen Land auf, großteils aus den eigenen persönlichen Einkommen; sie sind sozusagen eine „Selbstbesteuerungsgruppe“. Die Grabesritter finanzieren den Unterhalt von Kirchen, Schulen, Kindergärten, Sozialstationen und Altenheimen in Israel, Jordanien und Palästina. Zudem werden Studenten in schwierigen finanziellen Situationen und Kinder bedürftiger Familien unterstützt. Erstmals wurden zuletzt auch kleine Ausbildungsprogramme mitfinanziert, die etwa jungen Frauen künftig durch die Gründung von Start-ups ein eigenes Einkommen ermöglichen sollen.

Die Grabesritter kaufen auch jedes Jahr Olivenholzarbeiten und landwirtschaftliche Produkte wie Datteln oder Olivenöl ein, die dann in Österreich verkauft werden. Der Einkauf vor Ort schafft für die Produzenten ein gesichertes Einkommen, mit dem Erlös in Österreich werden wieder Hilfsprojekte finanziert.

Um die zahlreichen Hilfsprojekte im Nahen Osten umsetzen zu können, ist der Orden auf Spenden angewiesen. Um den Spendern eine Absetzbarkeit zu ermöglichen, wurde vom Ritterorden der Verein „Österreichische Gemeinschaft für das Hl. Land“ gegründet.

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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