ÜBER_BLICK
Europa und Christentum sind untrennbar
Erzbischof Franz Lackner und Erzabt Korbinian Birnbacher leiteten das Glaubensfest der Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft (RSK). EU-Vizeparlamentspräsident Otmar Karas gab ein Impulsreferat.
Europa hat Zukunft und kann die zahlreichen Herausforderungen meistern, wenn sich Christen verantwortungsvoll einbringen und für das jüdisch-christliche Fundament der Wertegemeinschaft des Kontinents einsetzen. Diese Überzeugung teilten der Salzburger Erzbischof Franz Lackner und der Erste Vizepräsident des Europaparlaments, Othmar Karas (EVP), bei der Maria-Namen-Feier am Samstag im Wiener Stephansdom. Die traditionsreiche Feier stand heuer unter dem Thema „Europa – wohin?“ und wurde wie seit vielen Jahren von der Gebetsgemeinschaft „Rosenkranz-Sühnekreuzzug“ (RSK) veranstaltet. Die Feier am Samstag wurde vom Salzburger Erzbischof geleitet, der auch Schirmherr der Gebetsgemeinschaft ist. Zum Thema der Feier gab der langjährige EU-Parlamentarier Karas einen Impuls.
Die Frage „Europa – wohin“ werfe die Frage nach dem „Woher“ auf, betonten sowohl Lackner als auch Karas. Der Salzburger Erzbischof warnte in der Predigt vor allzu raschen Antworten: „Lebe jetzt die Frage. Und hüten wir uns vor vorschnellen Antworten“. Christsein bedeute, sich den Fragen der Zeit auszusetzen und sich einzubringen, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Europa als einen Raum beschrieb, wo es zu einer einzigartigen Begegnung zwischen griechischer Philosophie und jüdisch-christlichen Offenbarungsglauben gekommen sei. Frucht dieser Begegnung sei das Wissen um die bedingungslose und einzigartige Würde der Person, die die Grundlage für die Menschenrechte bilde. Für Christen gründe dabei die Einzigartigkeit der Person letztlich auf den je einzigartigen Schöpfungsakt Gottes, der dem Menschen seine unveräußerliche Würde verleihe, so Lackner unter Bezugnahme auf den schottischen Theologen und Franziskaner Johannes Duns Scotus.
EINSATZ FÜR DAS LEBEN
Im Blick auf die unveräußerliche Personwürde betonte der Salzburger Erzbischof die Unantastbarkeit und den Geschenkcharakter des Lebens: „Anfang und Ende sind Momente des Lebens, die in eine andere Wirklichkeit verweisen“, sagte Lackner und warnte davor, dass Anfang und Ende des Lebens immer mehr in die „Machbarkeit des Menschen“ kämen. „Das aber schwächt die Lebenskraft zwischen Anfang und Ende.“ Von daher sei der starke Anstieg der Suizidgefährdung von Kindern und Jugendlichen ein erschreckendes Signal, so Lackner unter Bezugnahme auf aktuelle Untersuchungen.
Das Gebet und der Einsatz für das Leben als eine Gabe Gottes müsse für Christen daher ganz oben stehen bei ihrem Engagement. Christen sollen sich in Europa einbringen, durch das, was sie nicht tun, gab der Erzbischof zu bedenken. Christen sollten sich die Freiheit nehmen, nicht mitzutun, was der Zeitgeist vorgibt, sondern „sich dafür einsetzen, was wir glaubend gesehen haben“. Konkret bedeute dies Gebet und Einsatz für den Frieden in der Ukraine. Eingangs erinnerte der Erzbischof an den Umstand, dass dies die erste Maria-Namen-Feier seit dem Heimgang des langjährigen geistlichen Leiters des RSK, Pater Benno Mikocki, ist. Der Franziskanerpater hatte 47 Jahre für den RSK gewirkt und auch noch das Thema für die diesjährige Feier festgelegt.
CHRISTLICHE WERTE: SICHERER KOMPASS
„Die christlichen Werte weisen uns den Weg. Sie sind ein sicherer Kompass und die Antwort auf die Frage: Europa – wohin?“ Das betonte der Erste Vizepräsident des Europaparlaments bei seinem Impulsvortrag im Rahmen der Feier und stellte dabei den Krieg Russlands gegen die Ukraine und die zahlreichen gemeinsamen Herausforderungen in Europa in das Zentrum seiner Ausführungen. „Europa ist im Krisenmodus“ und es brauche das Engagement und das Verantwortungsbewusstsein aller. Deutliche Worte fand Karas zum Krieg an den Grenzen Europas: Es sei ein „barbarischer Angriffskrieg“, ein „brutaler völkerrechtswidriger Vernichtungskrieg“, den Russland seit dem 24. Februar 2022 gegen die Ukraine führe. Europa und das Christentum seien „untrennbar verbunden“, hielt der bekennende Katholik fest. Wenn man von Europa als Wertegemeinschaft spreche, dann sei damit in erster Linie auch das christlich-jüdische Wertefundament des Kontinents gemeint, betonte der EU-Parlamentarier. Ausdrücklich plädierte Karas, die Komplexität der Welt ernst zu nehmen und warnte vor populistischen Vereinfachungen.
Christen seien gerufen, gemeinsam Lösungen zu suchen im Blick auf europäische Werte wie Friede, Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Personwürde, Solidarität und Subsidiarität. „Behalten wir uns ein hörendes Herz“ so Karas unter Verweis auf biblische Worte von König Salomon. „Lasst uns für einen baldigen und gerechten Frieden in der Ukraine beten“, bekräftigte der Vizepräsident des EU-Parlaments und schloss: „Setzen wir Taten der Solidarität, es bleibt viel zu tun.“
An der Feier nahm auch der frühere St. Pöltner Bischof Klaus Küng teil. Die Liturgie am Sonntag wurde vom Wiener Weihbischof Franz Scharl konzelebriert. Zahlreiche Priester und Ordensfrauen und Ordensmänner – auch aus dem Burgenland, nahmen gemeinsam mit den Gläubigen aus mehreren Herkunftsländern an den beiden Feiern teil. Musikalisch gestaltet wurden die Gottesdienste von „Ars Musica“ und dem „Sing mit“-Chor 2023 unter der Leitung von Thomas Dolezal.
IMPULSGEBER FÜR ZUKUNFT EUROPAS
Wer auf die Frage „Europa – wohin?“ heute Antworten finden will, der wird bleibend gültige Impulse beim Heiligen Benedikt finden. Das betonte der Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher, am zweiten Tag der Maria Namen-Feier am Sonntag im Wiener Stephansdom. „Europa – wohin?“ – dieses Thema des von der Rosenkranz-Sühnekreuzzug (RSK) veranstalteten Glaubensfestes begleite die Gebetsgemeinschaft schon seit ihrer Gründung 1947, hielt der Vorsteher der Salzburger Erzabtei St. Peter fest.
Die Gründung des Klosters in Monte Casino verbunden mit den Regeln für das Zusammenleben sei die Antwort des heiligen Benedikt auf den inneren und äußeren Zerfall der spätrömischen Zeit im 6. Jahrhundert gewesen, führte Birnbacher aus. Der Benediktinerorden sei in der Folge für Europa in dreifacher Weise bedeutend geworden: Benediktiner waren Missionare Europas, sie haben das geistige Erbe der Antike durch ihre Schreibstuben und Bibliotheken bewahrt und sie haben das Land urbar gemacht.
Benedikts Modell sei das der kleinen und verlässlichen Schritte auf der Gottsuche, gewesen, so Birnbacher weiter. Drei Aspekte seien dabei bis heute für den Orden maßgeblich geblieben: Das Hinhören auf Gott, Grundsatztreue in Verbundenheit mit Dynamik und Flexibilität in der Umsetzung sowie das Rechnen mit der Schwäche des Menschen. Am Ende seiner Predigt bestärkte der Benediktinerabt den RSK als Gebetsgemeinschaft und sagte: „Unser Handeln kann zu einer gewaltlosen Großmacht anwachsen, wenn wir wie Maria aufeinander hören und miteinander beten.“
GEDENKEN AN PATER MIKOCKI
Durch die Feier führte P. Oliver Ruggenthaler. Der Guardian (Vorsteher) des Wiener Franziskanerklosters verlas auch ein Grußwort aus der Wiener Apostolischen Nuntiatur. Darin übermittelte Erzbischof Pedro Lopez Quintana als Nuntius die „herzlichen Segenswünsche von Papst Franziskus“, der im Gebet für den Frieden verbunden sei. „Der Friede in Österreich ist nicht zu trennen von Friede, Freiheit und Wohlergehen aller Völker“. Es gelte, weiterhin den Rosenkranz zu beten für den Frieden in der Welt, so der Nuntius in seiner Grußbotschaft, in der er an das „segensreiche Wirken“ von P. Mikocki erinnerte.
An dieses Wirken des heuer verstorbenen langjährigen Leiters der Gebetsgemeinschaft erinnerte am Beginn der Feiern auch die RSK-Vorsitzende Traude Gallhofer.
FJR / KAP
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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