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Erzbischof Német fordert Kurskorrektur in Europa
Der Belgrader Erzbischof Ladislav Német leitete die Festmesse zu Martini in Eisenstadt. Er machte sich stark für eine Kirche, die die Menschenliebe Gottes in den Mittelpunkt stellt.
Mit einer Festmesse im Martinsdom ist das Jubiläumsjahr „100 Jahre St. Martin Landespatron des Burgenlandes“ eröffnet worden. Das Martinsfest ist seit 1924 der Landesfeiertag des Burgenlandes und seit 1960 Patronatsfest der Diözese Eisenstadt. Die Predigt beim Festgottesdienst hielt der Belgrader Erzbischof Ladislav Német, Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics feierte mit ihm am Altar, Altbischof Paul Iby, die Mitglieder des Domkapitels und zahlreiche Vertreter des Diözesan- und Ordensklerus waren Konzelebranten.
In seiner Ansprache ging Erzbischof Német auf die „Werke der Barmherzigkeit“ ein, die für Jesus das Kriterium für Menschenliebe sind und an denen sich auch der Landespatron orientiert hatte. „Jesus überrascht uns hier noch einmal, und sogar gewaltig. Kein einziges Kriterium darüber, wie Mann oder Frau dem lieben Richter am jüngsten Tag entsprechen können, oder ihm gefallen können, ist mit irgendwelcher Religion verbunden. Haben Sie es gemerkt?“, so Német.
Der Erzbischof, der viele Jahre in Missionsgebieten seines Ordens (Steyler Missionare) gewirkt hatte, hob hervor, dass es eine enge thematische Verwandtschaft der Forderung Jesu nach Ausübung der Werke der Barmherzigkeit – d.h. Hungernde speisen, Dürstenden zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke besuchen, Gefangene besuchen – mit den vor einem Monat bei der Weltsynode in Rom behandelten Fragen gebe: „Für Jesus und für Martin war ein Mensch ein Mensch. Ihre erste Frage war: Was kann ich für dich tun? Und nicht: Lebst du in Sünde, weil du geschieden wiederverheiratet bist, oder weil du der LGBTQ-Gemeinschaft angehörst? Das waren die Fragen und Themen bei der Synode in Rom, die meiner Meinung nach ein Riesenwerk des Heiligen Geistes war.“
Der heilige Martin könne ein inspirierendes Beispiel sein, wie wir uns intuitiv auf unseren Instinkt der Menschenliebe verlassen und mutig vorangehen können, betonte der Erzbischof. Als der damalige römische Soldat am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann begegnete, aber außer seinen Waffen und seinem Militärmantel nichts bei sich getragen habe, habe Martin „in einer barmherzigen Tat seinen Mantel mit dem Schwert geteilt. Er gab eine Hälfte dem Armen“.
EU-STAATEN SCHOTTEN SICH AB
In seiner Predigt übte Német auch Kritik an der zunehmenden gegenseitigen Abschottung der EU-Staaten voneinander und der EU insgesamt: „Heute sehen wir, wie Europa langsam seine Errungenschaften aufgibt und wiederum in eine dunkle Phase versinkt. Noch vor zehn Jahren konnte man frei in der Europäischen Union herumfahren, heute wird man an den Staatsgrenzen aufgehalten und kontrolliert.“ Dies ähnle der Zeit des Kalten Krieges: „Sie erinnern sich noch, wie die damalige Grenze nicht weit von hier aussah!“ Was die Welt in dieser Situation mehr denn je brauche seien Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.
Martin, der viel in der damaligen römischen Welt herumgekommen sei, werde ja auch als Patron der Migranten verehrt, „also von Menschen, die nach einem besseren Leben, nach besseren Lebenschancen suchen, und sich deswegen auf den Weg machen – damals und heute“, so der Belgrader Erzbischof.
MARTINSKREUZ UND PILGERSTAB
An dem Gottesdienst in fünf Sprachen (Deutsch, Kroatisch, Ungarisch, Romanes, Ukrainisch) nahmen aus der Politik u.a. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und LH-Stv. Astrid Eisenkopf teil, weiters Landtagspräsident Robert Hergovich, Mitglieder der Landesregierung, Landesparteiobmann Christian Sagartz, Landtagsabgeordnete Regina Petrik, sowie Vertreter der christlichen Kirchen mit Superintendent Robert Jonischkeit an der Spitze. In seiner Begrüßung erinnerte Erzbischof Német an seine mehrjährige Tätigkeit in St. Gabriel NÖ, von wo aus er oft ins Burgenland gekommen sei, und viele Kontakte knüpfen konnte.
Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics berichtete zum Abschluss über die zahlreichen Begegnungen, die er mit Erzbischof Német in den vergangenen 20 Jahren gehabt habe, u.a. durch die gemeinsame Funktion als Sekretäre von Bischofskonferenzen, und zwar in Nachbarländern (Österreich, Ungarn). Ladislav Német sei in Vielem dem heiligen Martin ähnlich – im vielfachen Überschreiten von Grenzen, in der Unruhe, im Beherrschen vieler Sprachen und der Beheimatung in vielen Welten und Kulturen, so Zsifkovics.
Als Dank überreichte er dem Gastbischof ein Martinskreuz und einen Mariazeller Pilgerstab. Bischof Zsifkovics betonte im Hinblick auf das Martins-Jubiläum, dass die Welt angesichts von Kriegen, Umweltzerstörung, Flucht und Überfremdung, Wissenschaftsskepsis und Verschwörungen, einer „stümpernden“ Wirtschaft und vielen Zukunftsängsten, Vorbilder wie den heiligen Martin brauche. „Wir müssen Solidarität, Mitgefühl und Mitleid großschreiben. Leben ohne Empathie und Sympathie verkümmert“, so der Appell des Bischofs.
AUFTAKT ZUM JUBILÄUMSJAHR
Die Messe wurde live auf www.martinus.at übertragen (gestreamt). Der Gottesdienst war Höhepunkt der Feiern am Fest des Landespatrons und Auftakt des Jubiläumsjahres „Heiliger Martin – 100 Jahre Landespatron des Burgenlandes“. Bereits am Vorabend des Martinsfestes wurde am Eisenstädter Landhaus und Europaplatz das Martinsfeuer entzündet. Danach folgte unter dem Motto „Feel The Dome #aunfeian“ ein Jugendgottesdienst.
Generalvikar Michael Wüger berichtete zu Beginn der Messe anhand des Beispiels – einer sogenannten „Martinstat“ – über die Hilfe der Caritas für jene Menschen im Burgenland, die im vergangenen bzw. laufenden Jahr völlig mittellos geworden waren und sich das tägliche Leben nicht mehr leisten konnten. Der Generalvikar lud dazu ein, diese verschämte, oft versteckte Armut nicht auszublenden. Über ein Konto der Caritas könne jeder großzügig an der Hilfe beteiligt sein:
Bankverbindung: Caritas der Diözese Eisenstadt IBAN: AT34 3300 0000 0100 0652 Verwendungszweck: Martinstat Hilfe im Burgenland
Alle Fotos auf der Homepage der Diözese: www.martinus.at/martinsfest
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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