GEIST_REICH
Ein Gott, zehn Gebote, zwölf Apostel

Karl-Richard Essmann im Kreis der Bildungshungrigen.  | Foto: Barbara Buchinger
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Der Erwachsenenbildner Karl-Richard Essmann referierte in Oberpullendorf über „Zahlen der Bibel und ihre Symbolik“. Für den Martinus fasst er seinen Vortrag zusammen:

Zahlen begleiten uns ein ganzes Leben lang. Es beginnt mit den Daten der Geburt und endet mit jenen des Todes.

Zahlen über Zahlen. So ist es auch in der Bibel, die schon am Beginn die Erschaffung der Welt in sieben Tagen erzählt. Zahlen in der Bibel sind ein unerschöpfliches Thema. So besitzt Gott „dreizehn Eigenschaften“ (u.a. Ex 34,6ff), wie z.B. Ewigkeit, Allmacht, Heiligkeit und Weisheit. Josef sah „elf Sterne“ im Traum, „Zehn Gebote“ ließ Gott Mose verkünden, „neun Monate“ sind es bis zur Geburt Jesu, „acht Tage“ bis zur Beschneidung, „fünf Bücher“ werden Mose zugeschrieben und „zwei Gesetzestafeln“ begründen den Bund mit Gott.

Auch heute geben wir Zahlen manchmal eine schicksalhafte Bedeutung, über ihren reinen Zahlenwert hinaus. Man denke nur an „Freitag, den 13ten“, an „aller guten Dinge sind drei“, oder wir suchen unsere „sieben Sachen“ zusammen. Manche wissen auch, dass diese Sinnsprüche mit Zahlen ihren Ursprung in der Bibel haben. Jesus wurde an einem Freitag gekreuzigt und 13 Personen waren beim schicksalshaften sogenannten Letzten Abendmahl anwesend. Die Zahl dreizehn kann aber auch als Glückszahl gesehen werden. Sie ist die Zahl der Gottesmutter Maria, weil beim ersten Pfingstfest der Tradition nach 13 Personen anwesend waren, Maria und die zwölf Aposteln.

Bei „aller guten Dinge sind drei“ fällt einem Christen die Dreifaltigkeit ein und bei „sieben Sachen“ die Schöpfungserzählung.

Manchmal wird aber die Zahleninterpretation auch peinlich. Man erinnere sich nur an die Hysterie am Beginn des 3. Jahrtausends, als sich manche Menschen schon auf den Untergang der Welt vorbereiteten. Aber man weiß, dass Jesus einige Jahre vor dem Jahre eins geboren wurde und damit der Jahrtausendwechsel obsolet ist. Und die Juden bedienen sich einer anderen Zählweise. Sie befinden sich jetzt im Jahr 5784. Man darf Zahlen daher keine magische Wirkung zuschreiben.

Für biblische Zahlen gilt ganz allgemein, dass sie keinerlei zusätzliche Offenbarungen enthalten. Zahlen bestätigen und verstärken den Inhalt einer Erzählung, aber sie begründen keine neue Information. Gleichzeitig haben aber auch wichtige Zahlen der Bibel in der Welt Bedeutung erfahren. Einige Beispiele seien hier angeführt.

KEINE OFFENBARUNG IN DEN ZAHLEN

So gilt in der Bibel die Zahl eins als die Zahl der Absolutheit, als Zahl der Vollkommenheit, als die Zahl Gottes schlechthin. Der Glaube an einen Gott ist das wesentlichste Kriterium des jüdisch-christlichen Glaubens. So heißt es im Brief an die Epheser (Eph 4,4-6) „ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott, der über allem und durch alles und in allem ist“.

Über 460mal kommt in der Bibel auch die Zahl drei vor, oft schon mit einem Vorgriff auf die Dreifaltigkeit. Der große Theologe Karl Rahner hat die Trinität als eine „Überhöhung des Monotheismus“ bezeichnet. Die Theologie lehrt, dass Gott einer ist, aber in dreifacher Weise erfahrbar. So wie drei eine göttliche Zahl ist, ist vier eine weltliche. Vier meint die ganze Welt, es beginnt im Garten Eden mit den vier Strömen, nämlich Pischon, Gihon, Euphrat und Tigris und es gibt vier Himmelsrichtungen und vier Elemente.

Die Zahl sieben ist wohl eine der wichtigsten Zahlen in der Bibel, sie setzt sich aus der göttlichen Zahl drei und der weltlichen Zahl vier zusammen.

Die Bedeutung der Zehnerzahl geht wahrscheinlich auf die Tradition in Ägypten zurück, wo man das Zehnersystem, bedingt durch die zehn Finger sehr praxisorientiert verwendet hat. So auch die „Zehn Gebote“. Die Zahl zwölf (drei mal vier) ist im Judentum und im Christentum fast allgegenwärtig. Im Judentum in Form der 12 Stämme Israels und im Christentum als die 12 Apostel. Mit dieser Zwölfzahl haben aber diese beiden Religionen keinen Exklusivanspruch, so hat zum Beispiel auch die Europäische Union seit 1986 zwölf Sterne auf ihrem Banner.

Für alle biblischen Zahlen gilt, dass sie wohl keine neuen Offenbarungen hervorbringen, aber biblische Botschaften nachhaltig interpretieren und verstärken.

KARL-RICHARD ESSMANN

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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