Passionsspiele St. Margarethen
Die Rolle der Frau
Die 21-jährige Anna Lea Carich spielt bei den Passionsspielen St. Margarethen eine der umstrittensten Frauen der Bibel: Maria Magdalena. Wie geht die angehende Polizeischülerin mit dieser Rolle um?
Gerald Gossmann
Anna Lea Carich hat eine Traumrolle ergattert. „Es gibt viele Frauen in St. Margarethen, die sich für die Maria Magdalena bewerben“, erzählt die 21-Jährige im martinus-Gespräch. „Einmal im Leben“, so laute ein weit verbreiteter Wunsch, wollen junge Frauen aus der Passionsspielgemeinde die Gefährtin Jesu spielen. Um Maria Magdalena ranken sich viele Erzählungen: Einerseits wird sie oft als Sünderin, Prostituierte oder Liebhaberin Jesu dargestellt. Andererseits wurde sie von Papst Franziskus mit den Aposteln gleichgestellt, weil sie Jesus auf dem Weg zum Kreuz begleitet hatte, bis zu seinem Tod – und zur Zeugin der Auferstehung wurde. In der feministischen Religionsforschung ist Maria Magdalena deshalb ein äußerst beliebtes Thema.
„Das ist eine Ehre.“ Anna Lea Carich sagt, dass sie wenig über die Frau gewusst habe, ehe sie als ihre Darstellerin auserkoren wurde. „Mir ist dann bewusst geworden, was das heißt: Die Rolle ist sehr groß und hat viele Sprechpassagen.“ Regisseur Alexander Wessely habe ihr die Figur gut geschildert. „Im Stück soll rüber kommen, dass ich die Freundin von Jesus bin, die treu ist und nur Augen für ihn hat.“ Anna hat Filme über Maria Magdalena gesehen und Bücher gelesen. Im Dorf sagen die Leute: „Die Rolle passt zu dir.“ Die junge St. Margarethnerin spielt seit Kindestagen mit. Zuletzt trat sie als Magd auf, sagte ein paar Sätze und fand Gefallen daran. „Heuer wollte ich eine Sprechrolle haben“, betont sie. Nicht viele Frauen ergattern Sprechrollen, weil in der Bibel Männer dominieren. „Das macht mich stolz und ist eine Ehre.“ Beruflich ist Anna Lea Carich derzeit im Passionsspielbüro tätig, davor studierte sie kurz Ernährungswissenschaften – und möchte nun Polizistin werden.
Glaube. Auch in der Pfarre ist sie aktiv, war viele Jahre Ministrantin und ist derzeit Pfarrgemeinderätin. „Mit 17 bin ich zur Wahl angetreten und bin seitdem für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig, helfe aber auch bei Veranstaltungen und Festen“, erzählt sie. Selbst beschreibt sich Anna als „gläubigen Menschen“. Es sei „schwer, sich im Leben mit Religion nicht auseinanderzusetzen, weil es einen immer begleitet.“ Vor allem bei Stress wie bei Prüfungen bete sie. Ein großes Buch über Maria Magdalena möchte sie vor den Auftritten noch lesen, sagt sie. Wichtig sei ihr weniger eine feministische Botschaft auszusenden, sondern die Gemeinschaft. Jeder kennt jeden, es herrsche ein tolles Klima während der Passionsspiele. Wenn am Schluss der Vorstellung alle gemeinsam singen und sich an den Händen halten, „dann kullern bei mir schon die Tränen“.
„Emmaus – Geschichte eines L(i)ebenden.“ Unter diesem Titel findet von 26. Mai bis 10. Juli die Neuinszenierung der Passionsspiele statt: www.passio.at
Spieltermine. 26./28./29. Mai
4./5./6./11./12./16./18./19./25./26. Juni
2./3./9./10. Juli (Beginn: jeweils 15 Uhr)
Kartenbestellungen unter: Passionsspiele St. Margarethen, Kirchengasse 22, 7062 St. Margarethen
Mail: tickets@passio.at
Autor:Redaktion martinus aus Burgenland | martinus |
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