Doris Ziniel aus Halbturn, Religionslehrerin in Neusiedl am See
Die Lehrerin mit dem „Erzähl-Ei“
Religionslehrerin Doris Ziniel schätzt ein offenes Gesprächsklima im Unterricht. Ein „Erzähl-Ei“ unterstützt sie manchmal dabei.
Christopher Erben
„Kommen Sie, ich zeige Ihnen mein Erzählei“, sagt Doris Ziniel. Sie nimmt es aus ihrer Tasche und legt es auf den Tisch. Es besteht aus beigem Marmor und ist nur wenige Zentimeter groß. Kühl fühlt es sich in der Hand an. Jeder, der es berührt, soll erzählen, was er dabei empfindet und was ihn momentan im Leben bewegt. Apropos Leben: Jenes von Doris Ziniel ist sehr abwechslungsreich.
Theologisieren und Philosophieren. Bereits in ihrer Heimatpfarre Halbturn hatte sie viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun. Das „Hineinschnuppern“ dort habe sie sehr geprägt und war entscheidend für ihre spätere Berufswahl. Religionslehrerin zu sein ist für sie eine Berufung – und diese lebt sie seit über 30 Jahren. Über 130 SchülerInnen unterrichte sie bis heute im Fach Religion an einer katholischen Ordensschule in Neusiedl am See, der Klosterschule. „In meinem Unterricht bringe ich das Leben meiner SchülerInnen zur Sprache“, sagt Doris Ziniel. Sie sollen von Erlebnissen, die sie bewegen, erzählen – mit oder ohne Ei.
Ein reger Austausch über die verschiedensten aktuellen Themen ist meist die Folge. Sehr gerne lädt sie zum Philosophieren und Theologisieren ein. Themen zu Menschen- und Kinderrechten, Schöpfungsverantwortung oder der Seelsorge kommen zur Sprache. Gute Inhalte gehen der Religionslehrerin aber nie aus. Auch sei keine ihrer Stunden mit einer anderen vergleichbar. Bücher mit „starken Texten und Botschaften“ seien dabei ein Hilfsmittel, das sie gezielt im Unterricht einsetze. Methodisch forciert die erfahrene Pädagogin die Arbeit in Gruppen, da diese Form eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung ermögliche. Doch nicht nur an der katholischen Neuen Mittelschule (NMS) unterrichtet sie – ebenso an der PH Burgenland in Eisenstadt gibt die 51-Jährige ihre Erfahrung und ihr Wissen weiter.
Der Glaube kann eine Stütze sein und Halt im Leben geben, ist die Mutter von mittlerweile drei erwachsenen Kindern überzeugt. Gott stärke und motiviere sie – und das tue ihr besonders gut. Diese Grundhaltung gibt sie auch ihren SchülerInnen im Unterricht weiter. Glaube und Religion nehmen an ihrer Schule einen fixen Platz ein. Unlängst wurde das Erlöserfest zu Ehren der Ordensgründerin gefeiert, verbunden mit einer finanziellen Unterstützung durch den Verkauf von Jausenbroten. Mit dem Reinerlös werden Projekte der Schwestern vom Göttlichen Erlöser in der Ukraine unterstützt. Trotz Corona war das möglich, freut sich die Religionslehrerin, denn gefeiert wurde sowohl digital mittels einer Video-Übertragung als auch analog in den einzelnen Klassen, wo sich Schülerinnen und Schüler in den Gottesdienst einbringen konnten. Wie so viele andere Feiern gehöre auch dieses Fest zum Jahreskreis der Schule. Andere mussten aber wegen der Pandemie abgesagt werden – so etwa die alljährliche Wallfahrt zu Schulbeginn nach Frauenkirchen. „Im Religionsunterricht habe ich gelernt, dass man alles schaffen kann, wenn man an sich selbst glaubt“, sagte eine Schülerin am Ende der vierten Schulstufe zu ihr. Mit solch einer Rückmeldung habe sie nicht gerechnet, gibt die Pädagogin zu. Doch gefreut hat sie sich: So habe die Pädagogin bemerkt, dass ihr Unterricht bei den 10 bis 14-Jährigen ankommt.
„Jugendliche ernst nehmen“. Die Pädagogin verstaut das „Erzähl-Ei“ wieder in ihrer Tasche. Gelegentlich nimmt sie es aber in die Schule mit und lässt es „eine Runde durch die Klasse gehen“. Nie fehlen darf es jedoch bei besonderen Anlässen und Situationen wie etwa am Ende eines Projekts, wenn sie damit die Stimmung der SchülerInnen ausloten möchte. Religionslehrerin Doris Ziniel: „Ja, es ist wichtig, die uns anvertrauten Jugendlichen ernst zu nehmen und ihnen Lernwege anzubieten, die sie im Hinblick auf ein gelingendes Leben stärken.“
Autor:Redaktion martinus aus Burgenland | martinus |
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