„Die Kirche hat Platz für alle, alle, alle“

Zwischen dem Nachtgebet am Samstag und der Sonntagsmesse mit Papst Franziskus übernachteten die meisten jungen Menschen direkt im Lissaboner Tejo-Park.  | Foto: Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA
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Auf dem Weltjugendtag hat der Papst zu hunderttausenden jungen Menschen über Glauben und Kirche gesprochen. In eindringlichen Worten vermittelte er Kernbotschaften des Christentums.

Die katholische Kirche steckt in etlichen Ländern in einer Krise. Wie kann sie da junge Menschen für den Glauben begeistern? Papst Franziskus versuchte es auf dem Weltjugendtag in Lissabon mit einfachen Botschaften und wich immer wieder deutlich von den vorbereiteten Reden ab. „Die Kirche hat Platz für alle. Alle, alle, alle“, war einer dieser Sätze, die er während des mehrtägigen Riesenereignisses mehrere Male wiederholte. Ein anderer: „Gott liebt uns, wie wir sind“. „Hinfallen ist nicht schlimm, man darf bloß nicht liegenbleiben“, sagte er am Samstagabend. Und am Sonntagmorgen wiederholte er beim Abschlussgottesdienst immer wieder: „Fürchtet euch nicht!“

TREFFEN DES ZUHÖRENS
Konfliktthemen benannte der Papst in Lissabon indirekt – etwa mit seiner Vision einer Kirche, die für ausnahmslos alle Menschen offenstehen muss. Zum sexuellen Missbrauch äußerte er sich nicht, obwohl Anfang des Jahres ein Untersuchungsbericht die portugiesische Öffentlichkeit schockiert hatte. Statt eines Statements empfing der Papst 13 Missbrauchsbetroffene in der Vatikan-Botschaft in Portugals Hauptstadt. Das Treffen sei von einem „Klima des intensiven Zuhörens“ geprägt gewesen, hieß es im Anschluss. Inhalte wurden nicht bekannt.

FREIE REDE
Alles in allem absolvierte Franziskus in Lissabon ein extrem volles Arbeitsprogramm mit mehreren Auftritten vor hunderttausenden Menschen. Bei diesen Groß-Terminen wich er teils stark von den Redemanuskripten ab. „Gibt es Dinge in meinem Leben, die mich zum Weinen bringen?“, fragte er zum Beispiel überraschend die Jugendlichen am Freitagabend beim Kreuzweg. Vielen kamen in diesem Moment die Tränen. So machte der Papst mit nur wenigen Worten die 14 Stationen vom Leiden und Sterben Jesu auch für religiös Ungeschulte begreifbar. Wie immer, wenn er frei redet, sprach Franziskus Spanisch, was auch viele Portugies:innen verstehen. Unterstützt wurden die Inhalte der Stationen durch die künstlerische Performance einer Tanzgruppe. Das kam bei den Jugendlichen an. „Ich fand es überwältigend“, sagte die 15-jährige Luisa aus der Schweiz. Die 19-jährige Alexandra ergänzte: „Es ist wunderschön, dass man den Kreuzweg mit der heutigen Zeit verknüpfen kann.“

FRIEDENSGEBET IN STILLE
Dass Franziskus bei seinen Reden spontan improvisiert, ist nicht außergewöhnlich. Selten jedoch hat er Ansprachen so stark abgekürzt wie auf dem Weltjugendtag. Überraschend war auch, dass er am Marienwallfahrtsort Fatima auf einen ursprünglich geplanten Friedensappell verzichtete. Stattdessen hielt er eine kurze Ansprache über Maria und wiederholte seine Vision von einer offenen Kirche. Franziskus habe in Stille und „mit Schmerz“ vor der Madonnenfigur in Fatima für den Frieden gebetet, erklärte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni im Anschluss.

ANITA HIRSCHBECK

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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