Ausbildung zur Pastoralassistentin
„Die Berufung zum Beruf gemacht“

Neue Pastoralassistentin. Noemi Manuel (Mitte) wirkt im Seelsorgeraum Großpetersdorf. Am Foto: Bei der Diplomverleihung mit den BPAÖ-Leitern Maria Meyer-Nolz und Heinrich Leineweber.  | Foto: Privat
  • Neue Pastoralassistentin. Noemi Manuel (Mitte) wirkt im Seelsorgeraum Großpetersdorf. Am Foto: Bei der Diplomverleihung mit den BPAÖ-Leitern Maria Meyer-Nolz und Heinrich Leineweber.
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Noemi Manuel aus Eisenzicken hat die Ausbildung zur Pastoralassistentin abgeschlossen und wird künftig im Seelsorgeraum „Via Pacis“ Großpetersdorf wirken. Die 42-Jährige empfiehlt den Lehrgang, um den eigenen Glauben mit Wissen zu unterfüttern. Auch, wenn ihr Welt- und Gottesbild dadurch ordentlich auf den Kopf gestellt wurde.

Lange wusste Noemi Manuel gar nicht, dass sie ihre Berufung zum Beruf machen könnte. Mit 20 fand die gebürtige Wienerin zum Glauben und ihre spirituelle Heimat in einer charismatischen Bewegung, dort lernte sie ihren späteren Mann kennen, den aus dem indischen Kerala stammenden Sunil Manuel. Die beiden zogen nach Eisenzicken und leben dort mit ihren vier Töchtern und engagieren sich in ihrer Eucharistische Anbetungsgemeinschaft. Noemi engagierte sich zudem in der Pfarre, absolvierte Krankenbesuche, bereitete Kinder auf hl. Messen vor, organisierte Kreuzwege, engagierte sich in der Firmvorbereitung. Als sie ihren Posten als Buchhalterin verlor, schlug ihr damaliger Chef vor: „Warum wirst du nicht Pastoralassistentin?“
Was für ihren Vorgesetzten so naheliegend klang, war für Noemi bislang komplett undenkbar gewesen. In der Pfarre engagierte sie sich für Gottes Lohn, aber doch nicht, um tatsächlich Geld zu verdienen. Doch Noemi begann sich mit dem Gedanken auseinander zu setzen. Voraussetzung für die Teilnahme an der zweijährigen „Berufsbegleitenden pastoralen Ausbildung Österreichs“ ist die Absolvierung eines theologischen Fernkurses, der als Fundament dient (siehe Kasten rechts).Noemi Manuel ist heute diplomierte Pastoralassistentin. Seit drei Jahren absolviert sie im Seelsorgeraum Großpetersdorf begleitend ein Praktikum. Ab September wird sie diese Stelle Vollzeit ausüben.

Wie haben Sie das Eintauchen in die Theologie erlebt?
Noemi Manuel:
Das hat viel verändert. Meine Welt wurde teilweise auf den Kopf gestellt. Meine Sicht wurde geweitet, mein Bibelwissen ist gestiegen. Davor habe ich die Hl. Schrift wortwörtlich genommen. Von Bibelwissenschaften wusste ich nichts. Auch die Kirchengeschichte war sehr spannend. Es gab so viel Hintergrundwissen. Davor habe ich wenig hinterfragt. Heute hilft es mir, dass ich die Bibel besser verstehen gelernt habe. Ich würde das jedem empfehlen – egal, ob er es beruflich verwerten kann oder nicht. So kann man besser verstehen, wovon wir jede Woche im Gottesdienst hören.

Das heißt: Sie haben sich im Rahmen der Ausbildung so richtig mit ihrem Glauben auseinandergesetzt?
Noemi Manuel:
Ich dachte davor: Glauben ist das Wichtigste. Und: Man soll ja nicht zweifeln. Nun weiß ich: Man darf auch den Verstand verwenden, weil der auch von Gott gegeben ist. Man darf Dinge hinterfragen. Oft bin ich über Fragen gestolpert, die mich davor nie beschäftigt haben.

Im Seelsorgeraum Großpetersdorf sei sie sehr nett aufgenommen worden. „Es ist schön, dass man die Berufung zum Beruf machen kann“, betont Noemi. Vor allem der Austausch mit KollegInnen habe ihr während der Ausbildung gut getan. „Man hört von verschiedenen Zugängen, Ideen und Schwierigkeiten. Man lernt dadurch sehr viel.“Die 42-Jährige, die als Kind mit zwei leiblichen und sieben Pflegegeschwistern aufwuchs, fühlt sich wohl im südburgenländischen Seelsorgeraum. Die Ausbildung zur Pastoralassistentin könne sie nur weiterempfehlen. „Auch, wenn man durch die intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben sein Welt- und Gottesbild ordentlich durcheinander bringen kann.“

MEHR DARÜBER

Traumberuf Pastoralassistent/in

Die „Berufsbegleitende pastorale Ausbildung Österreichs“ (BPAÖ) ist ein Lehrgang zum diplomierten Pastoralassistenten bzw. zur diplomierten Pastoralassistentin. Dieser dauert zwei Jahre, wobei die Studierenden bereits im Rahmen einer Teilzeit-Anstellung in einer Praktikumspfarre eingesetzt sind. Im Rahmen dieser Tätigkeit finden monatliche Kurswochen in St. Pölten statt, hierbei werden praktisches und theoretisches Handwerkszeug und Wissen vermittelt, das man in der Pfarrarbeit benötigt. Die Ausbildung wird meist von Menschen im dritten oder vierten Lebensjahrzehnt gewählt. Voraussetzung ist die Teilnahme an einem theologischen Fernkurs, den man davor berufsbegleitend bzw. von zu Hause aus absolvieren kann – und natürlich die Bereitschaft und Fähigkeit für die Aufgabe als PastoralassistentIn. Zu den Ausbildungstagen in St. Pölten legt man nicht bloß Kilometer mit dem Zug oder dem Auto zurück, sondern vor allem im Inneren. Das ist mir, der die Studierenden an der BPAÖ begleiten darf, immer wieder aufgefallen. Da sind einmal die Inhalte der theologischen und praktischen Fächer. Neues Wissen verändert unweigerlich das Weltbild, das Kirchenbild, das Selbstbild, das Gottesbild. Sich darauf einzulassen erfordert Mut und Beweglichkeit. Exerzitien, gemeinsame Liturgien und eine Israelreise tun das Ihrige dazu, das Leben intensiver und anders als gewohnt wahrzunehmen. Sodann ist man Teil einer Gruppe von mehr als einem Dutzend Leuten aus ganz Österreich, die zwei Jahre lang bestehen bleibt. Diese Menschen kennenzulernen, sich zu positionieren in einer Gruppe – all das wirkt während der Ausbildungszeit so selbstverständlich und ist doch etwas Spezielles, das sich nicht bald im Leben wiederholt. Das Spezielle: Von Beginn weg ist man im pastoralen Ernstfall aktiv – in einer Praktikumspfarre. Diese Ausbildung ist das Gegenteil von weltfremd – weil der Realitätscheck durch das Praktikum von vornherein gegeben ist. Dieser kluge Aufbau der zeitlich an sich überschaubaren Ausbildung ist es, der die eigene spirituelle Entwicklung einer starken Dynamik aussetzt und ihr einen Schub gibt. Fazit: Dies ist eine Ausbildung für Leute, die sich auf Neues einlassen möchten, die eine Reise antreten, bei der man nicht im Vorhinein weiß wohin sie führt … Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an mich unter der Telefonnummer 0676/880708027.
Markus Iby, Ausbildungsleiter

Autor:

Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

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