Burgtheater-Luft in Kobersdorf
Wolfgang Böck, Intendant (und Hauptdarsteller) der Schloss-Spiele Kobersdorf, rückte in seiner Rede vor der Premiere den „Alpenkönig und Menschenfeind“ in die Nähe der Psychoanalyse. Ich meine, dass das Stück von Ferdinand Raimund auch eine gutes Portion vom klassischen Erbe der Religion im Abendland in sich trägt. Denn hier wird ein Mensch durch die Liebe seiner (familiären) Umgebung geheilt. Als beschleunigendes Element tritt zauberisch der „Alpenkönig“ hinzu – und ja, auch das Wunder ist den Religiösen nicht fremd.
Der Besuch in Kobersdorf war eine reine Wohltat. Die Stimmung des Schlosses ist ja sowieso ein Geschenk. Und die reine Sprache der Darsteller, mit der sie den großen Dichter artikulieren, hebt sich wohltuend vom abgeschmackten Unterhaltungsfernsehen ab. Das Ensemble und das ganze Team dahinter sind glänzend motiviert und disponiert, die Musik macht Freude.
Die Zauberposse hat im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Wir leben ja schließlich in einer Welt, die seit einigen Jahren Überraschungen für uns bereithält, die wir so bis vor Kurzem nicht für möglich gehalten hatten.
An den Vorstellungstagen kann die gleich vis à vis vom Schloss und Aufführungsort gelegene Synagoge bei freiem Eintritt besucht werden. Ab 18.30 steht das beeindruckend renovierte Gotteshaus offen. Eine kleine Ausstellung im Gebetsraum lässt das Herz wehmütig werden angesichts dieser im Burgenland so schmachvoll untergegangenen jüdischen Welt.
FRANZ JOSEF RUPPRECHT
Weitere Vorstellungen bis 30. Juli www.schlossspiele.com
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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