Burgenländischer Spargel für den Patriarchen
Der Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I. hat vorige Woche eine ökumenische Pilgergruppe aus Österreich an seinem Amtssitz in Istanbul empfangen. Für das Miteinander der Kirchen im Burgenland sowie für die Kultur und Schönheit Österreichs gab es viel Lob vom weltweiten Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen. Der Patriarch bekräftigte auch seine Freundschaft mit Bischof Ägidius J. Zsifkovics.
Die Gruppe von 37 Personen stand unter der gemeinsamen Leitung des Diözesanbischofs von Eisenstadt, Ägidius Zsifkovics, sowie des orthodoxen Metropoliten von Austria, Arsenios Kardamakis. Der orthodoxe Weihbischof Paisios Larentzakis mit seinem Arbeitsschwerpunkt im griechisch-orthodoxen Exarchat von Ungarn ist ebenfalls Mitglied der Gruppe. Zusammen mit dem burgenländischen Altsuperintendenten Manfred Koch sind auch eine Reihe evangelischer Christinnen und Christen Teil der Pilgerfahrt. Mehrere orthodoxe wie auch katholische Priester begleiten die Gruppe.
DANK FÜR UKRAINISCHE KIRCHE
Bischof Zsifkovics dankte dem Patriarchen für die Anerkennung der von Moskau unabhängigen Orthodoxen Kirche der Ukraine. Durch diese Tat werde er in die Geschichte eingehen und sein Werk werde gute Früchte tragen, so der burgenländische Diözesanbischof. Zsifkovics dankte dem Patriarchen für seine Zustimmung zur Gründung des ersten orthodoxen Klosters in Österreich im burgenländischen St. Andrä am Zicksee und fügte hinzu: „Wir warten sehnsüchtig auf seine Verwirklichung.“ Zsifkovics drückte seine Hoffnung aus, dass Patriarch Bartholomaios nach der Fertigstellung des neuen Klosters und seiner Kirche selber die Weihe der neuen Gebäude vornehmen werde.
LEBENDIGE ÖKUMENE
Dass seine Gäste die Pilgerreise als eine gemeinsame Gruppe von Katholiken, Protestanten und Orthodoxen unternehmen, sei „ein konkreter Ausdruck gelebter Ökumene“, sagte Patriarch Bartholomaios bei der Begegnung im Phanar. In seiner Ansprache betonte er die große Bedeutung der ökumenischen Zusammenarbeit der christlichen Kirchen, deren Tragweite man nicht unterschätzen dürfe.
Metropolit Arsenios und Bischof Zsifkovics überreichten dem Patriarchen als gemeinsames Geschenk einen Bischofstab nach Art der orthodoxen Kirche. Der Patriarch durfte sich auch über ein Geschenk mit Lokalkolorit vom Standort des orthodoxen Klosters freuen: Eine Box mit frischem Spargel aus dem burgenländischen Seewinkel. Die Pilgergruppe besuchte nach der Begegnung mit Patriarch Bartholomaios I. die Hagia Sophie. Diese ehemalige Hauptkirche des oströmischen Reiches und Bischofkirche des Patriarchen wurde von der türkischen Regierung erst vor kurzem zur Moschee umgewandelt.
Am Festtag der von beiden Kirchen verehrten Slawenapostel Cyrill und Method kam der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. in Istanbul mit der Pilgergruppe aus Österreich zu einem Abendessen zusammen. Der Patriarch bekannte bei dieser Zusammenkunft seine Nähe zu Österreich, seiner Liebe zu Landschaft, Kultur und der österreichischen Bevölkerung. Dem burgenländischen Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics gratulierte der Patriarch zu seinem kürzlich stattgehabten 60. Geburtstag und überreichte ihm ein kunstvoll verziertes byzantinisches Brustkreuz als Geschenk.
„TISCH DER LIEBE“
Bartholomaios würdigte das gemeinsame Abendessen als „Tisch der Liebe“. Das war wohl wenig verhohlen eine Anspielung auf den „Tisch des Altares“, die gemeinsame Kommunion, die den Katholiken und Orthodoxen nach tausendjähriger Trennung noch immer schmerzhaft verweigert ist. „Mit meinem Bruder Ägidius sind wir große Freunde!“. Dies sagte der Patriarch in seiner Tischrede. Er bedankte sich bei dem katholischen Bischof aus dem Burgenland ausdrücklich für das Grundstück, das die Diözese Eisenstadt zum Bau des ersten orthodoxen Klosters in St. Andrä am Zicksee zur Verfügung gestellt hatte. Bartholomaios sagte auch Dank für die spontane Spende in der Höhe von 10.000 Euro, die Bischof Zsifkovics und Metropolit Arsenios gemeinsam an den Patriarchen zur Unterstützung der türkischen Erdbebenopfer übergeben hatten.
Bartholomais berichtete, dass er gemeinsam mit Papst Franziskus Aktionen im Heiligen Jahr 2025 plane. Dies vor allem im Hinblick auf das 2025 stattfindende 1700-Jahr-Jubiläum des ersten ökumenischen Konzils von Nicäa, das auf heute türkischen Staatsgebiet stattfand.
GEMEINSAME VOLKSLIEDER
Die Österreich-Note wurde an diesem Abend auch mit einem Stück Volkskultur gekrönt. Bartholomaios bat den an der Pilgerreise teilnehmenden Sänger-Priester Franz Brei um ein Lied aus den Alpen. Brei gab dann „In die Berg‘ bin i gern“ zum Besten. Zum „Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen“ stimmten dann auch der Patriarch und die ganze Gruppe in den Gesang ein.
Ein Teil der österreichischen Pilgergruppe kommt aus der evangelischen Kirche, die ja im Burgenland mit 13 Prozent der Gesamtbevölkerung relativ am stärksten von ganz Österreich ist. Unter ihnen war der Altsuperintendent des Landes, Manfred Koch. „Hier hat Ökumene zu leben begonnen.“ Mit diesen Worten fasste Koch seinen Eindruck von der Weggemeinsacht mit den Katholiken und Orthodoxen zusammen. Er freue sich über dieses kleine Pflänzchen der Gemeinsamkeit und vesprach, es weiter zu gießen. Er empfinde sich auf dieser Pilgerfahrt als Teil einer Familie, sagte Koch und griff auch die Anspielung des Patriarchen auf die Eucharistie auf: „Gemeinsames Essen ist mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Nur wenn Schwestern und Brüdern gemeinsam Zeugnis ablegen, seien sie auf dem rechten Weg, so beschloss der Altsuperintendent seine Ansprache bei dem Abendessen.
Teil des weiteren Programms war ein Besuch der Theologische Hochschule auf der Insel Chalki im Marmarameer. Dem angesehenen Bildungsinstitut wird von den türkischen Behörden seit 50 Jahren der Betrieb verweigert. Patriarch Bartholomaios selbst ist Absolvent dieser Akademie. Das orthodoxe Kirchenoberhaupt versucht seit vielen Jahren vergeblich, den Lehrbetrieb in Bildungsstätte wieder aufzunehmen. Chalki birgt mit 60.000 Bänden auch eine der größten einschlägigen Fachbibliotheken. Viele der Bücher sind einzigartige Handschriften von großem theologischen und kulturellem Interesse.
AUSGELÖSCHTES CHRISTENTUM
Die Sonntagsmesse feierte man im St. Georgs-Kolleg, einer österreichischen Schule in Istanbul. Im weiteren Verlauf der Pilgerfahrt begab sich die Gruppe aus Österreich nach Kappadokien mit seinen steinernen Zeugnissen einstig blühenden christlichen Lebens. Nach der Gründung des modernen türkischen Staates waren mehr als zwei Millionen Christen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden.
FRANZ JOSEF RUPPRECHT
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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