Brücken statt Zäune

Schlomo Hofmeister (Landesrabbiner), die Landesrät:innen Leonhard Schneemann und Astrid Eisenkopf, Robert Jonischkeit (Superintendent) und Bischof Ägidius.  | Foto: Franz Josef Rupprecht
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„100 Jahre Burgenland“ auf Schloss Esterházy – ein Festakt mit viel Kultur und hoher Sichtbarkeit der Religionen

Das Burgenland mit seiner „durchkreuzten Geschichte“ prägt heute die Mitte Europas und baut „keine Zäune, sondern Brücken“: Das hat Bischof Ägidius J. Zsifkovics am Sonntag beim Festakt „100 Jahre Burgenland“ in Eisenstadt dargelegt. Dem einst an den Grenzen liegende östlichste und jüngste Bundesland Österreichs gehe es heute eigentlich gut. Dennoch müssten angesichts heutiger Herausforderungen Werte wie „Vertrauen, Gelassenheit, Mut, Freude, Dankbarkeit und Geduld“ hochgehalten werden, „vielleicht brauchen wir sogar einen Vertrag zwischen Gott und uns Menschen“, so der Bischof.

Heute arbeiteten viele Burgenländer anderswo, während viele Menschen aus Nachbarländern im Burgenland tätig seien, umriss der Bischof die gegenwärtige Situation in seinem Diözesangebiet, und weiter: „Wir fahren große Autos, bei der Verbauung nehmen wir einen Spitzenplatz ein, die Privatverschuldung ist ziemlich hoch. Wir haben gute Weine, eine vielfältige Landschaft, den großen See, die Thermen.“

Angesichts des Wohlstandes sei es wichtig, die Verletzbarkeit des Menschen nicht zu vergessen und manches zu hinterfragen, das nur vermeintlich ein Fortschritt sei. „Grenzenloser Konsum ist nicht das beste Rezept“, mahnte Zsifkovics. Auch warnte er vor „Wissenschaftsfeindlichkeit, Verdächtigungen und Gier“ sowie vor einer „unheiligen Allianz aus Ideologien, Geschäftemachern, Boulevardmedien, Populisten und esoterischen Heilslehren“, die „zermürbend“ sei. Rückbesinnung auf Werte und auch auf die Religion wären stattdessen zielführend, befand der Bischof.

Als Symbol für das Burgenland hatte Zsifkovics im Haydnsaal von Schloss Esterhazy ein „Martinskreuz“ mit einem Stück des Eisernen Vorhangs mitgebracht, das er anschließend Landeshauptmann Hans Peter Doskozil übergab. „Beides, Kreuz und Stacheldraht, sind auch unsere Wirklichkeit“, so der Bischof. Zur weit länger als 100 Jahre zurückreichenden Geschichte des Burgenlandes gehörten Hoffnung und Armut, es sei aufgrund seiner Grenzlage einst nun als „Korridor zwischen Nord und Süd“ gedacht gewesen. Erfahrungen wie Kriege, Auswanderung und der Eiserne Vorhang hätten sich bis heute „in das Gedächtnis der Menschen eingeschrieben“.

BESCHÄMENDE VERGANGENHEIT
Der Blick zurück mache „demütig und dankbar“, beschäme aber auch, stellte der Bischof fest. „Wir sind nicht nur Opfer, zu oft waren wir auch Täter.“ Das betreffe auch die christlichen Kirchen, deren Umgang miteinander oft „beschämend“ gewesen sei. Im Burgenland seien Synagogen, jüdische Häuser und Geschäfte zerstört, Familien ausgelöscht und Menschen ins KZ gebracht worden, zudem starben Burgen-land-Roma in den Lagern Lackenbach und Auschwitz.

Zugleich habe es aber auch „Mut zum Widerstand“ gegeben. Zsifkovics verwies zudem auf „große humanitäre Zeichen“, wobei er die Rolle des Burgenlandes bei den Flüchtlingsbewegungen in den Jahren 1956, 1989 und 2015 „und längst vorher“ hervorhob – „und wir setzen Martins-Taten auch heute“.

Ganze Familien und Dynastien hätten sich für das Leben und die Kultur der Menschen „aufgerieben“ – „und es waren die einfachen Menschen, die mit bewundernswertem Fleiß, mit großer Redlichkeit und unverbrüchlicher Treue an diesem Land gebaut haben“, hielt der Bischof fest.

Besonders hob der Eisenstädter Oberhirte die Bedeutung der Volksgruppen im Burgenland hervor. „Lebt eure Identität und Geschichte, eure Herkunft und Kultur, eure Sprache“, sagte Zsifkovics, der selbst Burgenlandkroate ist, in Deutsch, Kroatisch, Ungarisch und Romanes.

Alle vier Sprachgruppen seien Teil der „pannonisch-burgenländischen Identität, alles andere würde uns arm machen“, so der Bischof.

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martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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