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Zsifkovics: „Mehr Mut in der Ökumene“

„Mütter der Ökumene“: Sr. Mirjam Dinkelbach (li.) und Pfarrerin Ingrid Tschank... | Foto: Franz Josef Rupprecht
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Der Bischof von Eisenstadt und der evangelische Superintendent des Burgenlandes nahmen an einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche von Gols teil.

Ein eindringliches Plädoyer zur Ökumene kam vom Eisenstädter Bischof Ägidius J. Zsifkovics. Er stand am Mittwoch vergangener Woche in der evangelischen Kirche von Gols gemeinsam mit dem evangelischen Superintendenten Robert Jonischkeit und Pfarrerin Ingrid Tschank einem ökumenischen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. – 25. Jänner) vor.

„Wir bitten um Gottes Geist, der unbändig und unberechenbar ist, wir bitten um die Kraft der Versöhnung, die nie vergeblich ist, wir bitten um den Mut der Überwindung all dessen, was uns noch gegenseitig ausgrenzt“, so Zsifkovics in seiner Predigt. Und er fügte hinzu: „Wer sind wir, dass wir Gott nicht zutrauen könnten, dass er uns zur Einheit befähigt?

Die Einheit sei zwar noch lange nicht erreicht, aber trotzdem habe man schon viel voneinander gelernt. Der Bischof verwies auch auf Papst Franziskus, der am Sonntag davor in Rom gesagt hatte: „Der Weg zur christlichen Einheit und der Weg der Kirche zur synodalen Umkehr sind miteinander verbunden.“ Gerade für den Synodalen Prozess, der derzeit in der katholischen Kirche läuft, könne man viel von den Kirchen der Reformation und von den Kirchen der Orthodoxie lernen, so Zsifkovics, „und dafür sind wir sehr dankbar“.

Der Gottesdienst stand unter dem Motto „Tut Gutes! Sucht das Recht!“, das aus dem biblischen Buch Jesaja stammt. Wie Bischof Zsifkovics in seiner Predigt sagte, scheine die Welt aus dem Ruder zu laufen. Er benannte
u.a. Kriege, zunehmende soziale Ungerechtigkeiten, einen zunehmenden Mangel an Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben oder auch die negativen Auswirkungen der sozialen Kommunikationsmittel.
„Wir müssen ehrlich zugeben: Irgendwie sind wir entgleist und wir wissen nicht, wohin die Reise geht“, so der Bischof weiter. Und auch die Kirchen seien in diesen Umwälzungen keine Inseln des Heils mehr, „keine Zufluchtsstätten menschlicher Sehnsucht“.

KEIN BILLIGES REZEPT
Der Prophet Jesaja habe vor tausenden Jahren freilich mit ähnlichen Herausforderungen gelebt: Kriege, Unruhen, die Gier nach Reichtum und Macht, Götzendienst, die Unterdrückung der Armen, die Irrwege des Volkes Israel. Und als prophetische Stimme Gottes habe er das große Wort „Lernt, Gutes zu tun! Sucht das Recht!“ gesagt. Dies sei laut Bischof Zsifkovics „die Schule der Menschwerdung, der Weg des neuen Menschen – sicher viel mehr als ein billiges Rezept, das heute vielfach verlockend und verführerisch angeboten wird“. Die Suche nach dem Recht und das Vollbringen des Guten sei „kein billiges Gebrauchsrezept zum Christsein, sondern Ermutigung im Glauben für alle.“

ANTWORT GEMEINSAM FINDEN
Superintendent Jonischkeit wies in seinen Ausführungen ebenfalls auf das Thema des Gottesdienstes hin, das auch das Motto der gesamten Gebetswoche ist. Der Prophet Jesaja habe das Volk Gottes seiner Zeit aufgefordert, „zu lernen, gemeinsam Gutes zu tun, gemeinsam Recht zu suchen, gemeinsam den Unterdrückten zu Hilfe zu kommen, gemeinsam die Waisen zu verteidigen und für die Witwen einzutreten“.
Diese Herausforderung des Propheten „gilt auch für uns heute. Wie können wir unsere Einheit als Christen leben, um den Übeln und Ungerechtigkeiten unserer Zeit entgegenzutreten?“, fragte der Superintendent.
Die Antwort darauf gelte es gemeinsam zu finden.

40-JÄHRIGE TRADITION
Pfarrerin Tschank erinnerte in ihrer Begrüßung an die lange Tradition ökumenischer Gottesdienste und Begegnungen in Gols, die vor 40 Jahren ihren Anfang genommen haben. Am Ende der Gebetsstunde rief sie Sr. Mirjam Dinkelbach OCist, Altäbtissin von Marienkron, dem Kloster der Zisterzienserinnen im Nachbarort
Mönchhof, zum Altar. Dinkelbach und ihre Mitschwestern hatten zusammen mit dem damaligen evangelischen Pfarrer von Gols, Günter Nussgruber, sowie weiteren Persönlichkeiten aus beiden Bekenntnissen, die Vorbild gebende Initiative zur Überbrückung der jahrhunderte alten und oft sehr schmerzhaften, ja unverständlichen
Gräben zwischen den christlichen Konfessionen gegründet.

Dinkelbach hatte für die evangelische Pfarrerin Tschank ein Geschenk mitgebracht: Ein vierbändiges Psalterium, ein kostbares Werk, das im Kloster Marienkron angefertigt wurde und in dem alle Psalmen des Alten Testaments handschriftlich festgehalten sind. Und das in zwei Varianten:
In der katholischen Einheitsübersetzung sowie auf der gegenüberliegenden Seite in der jüngst revidierten Fassung von Martin Luther.

ÖKUMENISCHES SCHMALZBROT
An der Veranstaltung nahm auch Christa Grabenhofer teil. Als Superintendentialkuratorin
ist sie die weltliche Leiterin der evangelischen Kirche A.B. im Burgenland. Mitgewirkt an der Liturgie haben der
Stadtpfarrer von Neusiedl am See, Gabriel Kožuch, und Kaplan Philipo Komba.

Zum musikalischen Gotteslob trugen bei das Mönchhofer Flöten-Ensemble sowie Rebecca Bejai mit Gesang und Elfi Berecz am Keyboard. Bei einem „ökumenischem Schmalzbrot“ klang das Gebet nach.

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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