EIN_BLICK
Kinder in Krisen, Kriegen, Krankheit
Die Kirchenzeitung diskutierte auf Einladung des Instituts für Ehe und Familie (IEF) mit Direktor Johannes Reinprecht und der Psychologin Katharina Mansfeld Fragen zu den aktuellen Herausforderungen von Eltern und Kindern. Als Leitsatz gilt ein Wort von Papst Franziskus aus seiner Lehrschrift Amoris Laetitia: „Familien sind nicht ein Problem, sie sind in erster Linie eine Chance.“
Was macht das apokalyptische Denken mit den Seelen unserer Kinder und Jugend? Zunächst zur Begriffserklärung: Mit apokalyptischem Denken ist eine Form von Untergangsstimmung gemeint. Naturkatastrophen, Kriege und Corona haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass bei manchen eine Endzeitstimmung, vor allem unter Jugendlichen, herrscht. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien gehen über, Therapieplätze fehlen, die Wartezeiten betragen mehrere Monate. Für die letzten drei Jahre gibt es erschreckende Zahlen: 2022 ist der Suizid von Kindern und Jugendlichen wieder gestiegen, nachdem diese Zahl gesunken war; 36 junge Menschen begingen Suizid. Als Ursachen werden erhöhte Belastungen genannt, mit denen die jungen Menschen konfrontiert sind. Das sind Krisen wie die Coronapandemie, aber auch schulische Probleme, psychische Erkrankungen, familiäre Probleme, Cybermobbing und Mobbing sowie die mangelnde Versorgung psychischer Probleme. Die Präsidentin des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie, Barbara Haid, sagte im Vorjahr, dass bis zu 80.000 Therapieplätze fehlen. Was können nun konkret Eltern tun, wie können Kinder und Jugendliche in den Familien unterstützt werden, damit sie in Krisen gefestigt und gestärkt sind?
KRANKHEIT IST KEINE SCHANDE
Katharina Mansfeld weiß aus ihrer Beratungspraxis im IEF: „Eine Krankheit ist keine Schande. Das muss man auch zugeben können.“ Was sollten Eltern im Krankheitsfall von Kindern tun? In jedem Fall ist eine Überprüfung anzuraten und professionelle Hilfe anzunehmen. Johannes Reinprecht weist auch auf eine erfreuliche Maßnahme im Zusammenhang mit dem Eltern-Kind-Pass hin. Hier gibt es die Option einer freiwilligen Beratung für Eltern. Johannes Reinprecht ist selbst sechsfacher Familienvater. Er hat viel Verständnis für junge Eltern in Stresssituationen: „Auch wir waren schon einmal überfordert.“
Außerdem kritisch sieht Reinprecht den Medienkonsum junger Menschen, der vielfach digital läuft. Reinprecht will in dieser Frage auch die Eltern in die Pflicht nehmen und sensibilisieren. Denn der ungefilterte und unreflektierte Zugang ist für ihn besonders problematisch. Mansfeld spricht sich auch für eine Erziehung im Umgang mit digitalen Medien aus. Ein Extratipp für alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, sind Bücher und Filme: Kinderbücher, wo es um Helden geht – wie die beliebten Klassiker von Astrid Lindgren und Erich Kästner – sind ideale Geschichten, ja sie gefallen auch den Erwachsenen (noch immer). Besonders stärkend ist es, Bücher vorzulesen, empfiehlt Johannes Reinprecht. Und Katharina Mansfeld rät: „Filme sollten gemeinsam und ruhig auch öfter angesehen werden. Den Inhalt kann man dann auch besser besprechen.“
„Ganz prinzipiell muss man der Angst von Kindern und Jugendlichen etwas Positives entgegensetzen. Das ist auch eine Aufforderung an die Kirche.“ Hier habe der Religionsunterricht eine Aufgabe mit der Botschaft an die Jugend: „Es ist gut, dass es dich gibt.“ Doch Jugendliche sind aktuell weniger resilient. Johannes Reinprecht: „Die Widerstandskraft fehlt immer öfter. Da kann eine Stimmung kippen bis zur Tragödie des Suizids.“ Katharina Mansfeld meint in dieser Frage ergänzend, dass der Glaube in der Gesellschaft vielfach verloren geht oder schon weggefallen ist. Einen positiven Beitrag für Kinder und Jugendliche bieten beispielsweise auch Gruppen. Katharina Mansfeld dazu: „Wir brauchen andere, wir sind soziale Wesen.“ Wenn wir also in Beziehung stehen, sind wir resilienter.
SOPHIE LAURINGER
BUCH_TIPP
Danny Silk: Lass deine Liebe an! Beziehung, Kommunikation und Grenzen, Grain Press Verlag, 240 S., ISBN: 978-3944794082, EUR 14,40
Der Video-Talk zum Nachsehen: www.dersonntag.at/ief-expertentalk
Autor:martinus Redaktion aus Burgenland | martinus |
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