Familie
Zwei Konfessionen, ein gemeinsamer Weg
Zur Gebetswoche für die Einheit der Christen erzählen Gisela und Josef Hasenöhrl aus Wals-Himmelreich von ihren Erfahrungen als konfessionsverbindendes Ehepaar. Die beiden sind 44 Jahre verheiratet.
von Conny Pipal
Wals. Kennen- und liebengelernt haben sich Gisela und Josef Hasenöhrl aus Wals- Himmelreich im Jugendkreis der evangelischen Christuskirche. „Als ich meine Frau kennenlernte, hatte ich keinen Bezug zur evangelischen Kirche. Ich bin in einer traditionell katholischen Familie aufgewachsen“, erzählt Josef Hasenöhrl. Seiner Gattin erging es ebenso. In einer evangelischen Familie groß geworden, war ihr die katholische Kirche weitgehend unbekannt. Sie ließen sich in der katholischen Heimatgemeinde in Siezenheim mit evangelischem Beistand trauen. „Dafür mussten wir unterschreiben, dass wir uns einsetzen, dass unsere Kinder katholisch erzogen werden“, erinnert sich Gisela Hasenöhrl.
In den ersten Ehejahren pendelten die beiden zwischen den Konfessionen hin und her. Schließlich sind sie in einer katholischen Pfarre angekommen. „Eigentlich ist es in der katholischen Kirche nicht möglich, dass ich zur Kommunion gehen darf. Umgekehrt allerdings schon. Wir haben mit dem Priester gesprochen, ihm unsere Situation erklärt. Er lud mich ein, im Gottesdienst an der Kommunion teilzunehmen. Das war wichtig für uns, um uns gemeinsam in der Kirchengemeinde zu engagieren.
Einheit in der Verschiedenheit
Auch wenn es beim Feiern von kirchlichen Festen Unterschiede gibt, zelebriert das Ehepaar diese zusammen. „Wir haben nach langen Überlegungen entschieden, dass wir nur gemeinsam in einer Gemeinde sein können. Ansonsten würde die Kirche unsere Ehe zerreißen“, sagt Josef Hasenöhrl.
Alle drei Kinder des Paares wurden katholisch getauft. Als Familie besuchten sie auch hin und wieder Gottesdienste in einer evangelischen Kirche. „Es war uns wichtig, dass unsere Kinder dafür offen sind“, erklärt Gisela Hasenöhrl. Bei der Vorbereitung auf die Erstkommunion wirkte sie aktiv mit: „Wenn die Kinder zur katholischen Kommunion gehen, dann möchte ich sie als evangelische Tischmutter begleiten.“
Der Kontakt zu einem Gesprächskreis für konfessionsverschiedene Paare klärte viele offene Fragen, die trotz der Gemeinsamkeiten beider Konfessionen auftauchten. Es entstand ein Prozess des Lernens, die Kirche des Partners, der Partnerin und auch die eigene in der Tiefe kennenzulernen. Dabei haben sich neue, spannende Zugänge geöffnet. Das Ehepaar sieht sich nicht mehr als konfessionsverschiedenes, sondern als konfessionsverbindendes Ehepaar und somit als kleinste Zelle der Einheit in dieser Verschiedenheit. Einer ihrer Söhne hat sich entschieden, den Weg als evangelischer Pfarrer zu gehen.
Unterschiede im Überblick
Die katholische Kirche hält an zwei Säulen des Glaubens fest – der Heilige Schrift und der Tradition. Für die evangelische Kirche gilt die Heilige Schrift als Quelle des Glaubens.
Im Katholischen ist der Papst als Bischof in Rom der Nachfolger des heiligen Petrus und als Stellvertreter Christi das Oberhaupt der katholischen Kirche, für die Evangelischen ist die Nachfolge im Glauben entscheidend, jedoch nicht an eine Person gebunden.
Die katholische Kirche feiert sieben Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Sakrament der Versöhnung, Krankensalbung, Ehe und Weihe. Die evangelische Kirche jedoch bekennt sich nur zu den folgenden zwei Sakramenten: Taufe und Abendmahl (da diese Sakramente von Christus eingesetzt wurden). Wobei Luther die Beichte sehr geschätzt hat und diese in einigen Kirchen der Reformation wieder stärker gepflegt wird. Auch der eheliche Segen und die Krankensalbung sowie die Konfirmation (vergleichbar mit der Firmung) sind für viele evangelische Christen von großer Bedeutung.
Nach katholischer Lehre ist das Amt des Priesters Männern vorbehalten. Die Priester im westlichen römisch-katholischen Ritus dürfen nicht heiraten. In den griechisch-katholischen Kirchen gibt es jedoch die Möglichkeit der Priesterehe und der Familiengründung. Im Evangelischen ist es Frauen erlaubt, das Amt des Pfarrers auszuüben und zu heiraten. Die liturgische Verehrung Marias und der Heiligen lehnen die Evangelischen ab. In der katholischen Kirche werden Maria und die Heiligen als Vorbilder gesehen und verehrt, jedoch wird einzig der dreieinige Gott angebetet.
von Matthias Hohla, Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg – Referent für Ökumene und Dialog der Religionen
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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