Sehr jung vorgesorgt
Ein Grabstein mit 26
Die 26 Jahre alte Alexandra H. hat mit ihrer Familie einen Grabstein ausgewählt. Ein außergewöhnlicher Schritt? „Ja und nein“, sagt eine Salzburger Bestatterin.
von Michaela Hessenberger
Frisch und quietschfidel – so kommt Alexandra H. zum Gespräch mit dem Rupertusblatt. Dass die junge Frau nun Mitbesitzerin eine Grabsteins ist, hat einen ganz schlichten Grund: „Für meinen Mann und unsere Familien war klar, dass wir in einem Grab beerdigt werden möchten“, sagt sie. Weil der Schwiegervater vergangenes Jahr verstorben ist, stand die Auswahl des Steins an. „Es ist gar nicht so einfach gewesen, dass wir uns einigen. Form, Farbe, Stil – wir kommen aus unterschiedlichen Kulturen und haben schließlich doch den passenden Grabstein gefunden.“ Der Marmor ist mit Grün durchsetzt, die Namen werden in goldener Schrift eingesetzt, ein keltisches Kreuz und eine Weizenähre schmücken ihn.
Ob es nicht ein wenig früh ist, sich so intensiv mit dem eigenen Tod auseinander zu setzen, dass man den eigenen Grabstein mit aussuchen geht? „Nein. Ich komme aus einer Familie, die immer die Gräber der Verwandten besucht hat. Deshalb ist die Vorstellung, irgendwann einmal an einem Ort zu liegen, wo mich niemand besucht, furchtbar.“ Mit ihrem Mann habe die angehende Theologin bald nach dem Kennenlernen über die Begräbnisfeier gesprochen. Und über das, was beide sich für diesen Anlass wünschen.
An das Begräbnis zu denken hat Gründe
Elisabeth Hager-Jung ist Bestattungsunternehmerin in Salzburg-Maxglan. Zur Geschichte von Alexandra H. sagt sie: „Junge Leute, die sich Gedanken über ihre eigene Trauerfeier machen, erleben wir öfter. Dass sie direkt zu uns in die Bestattung kommen, um Dinge bei bester Gesundheit auszumachen, ist hingegen selten.“
Hager-Jung hat die Erfahrung gemacht, dass es drei „klassische“ Gründe gibt, damit jemand sich schon zu Lebzeiten um sein Begräbnis kümmert und Vorkehrungen trifft. „Da ist die Angst, dass man die, die man hinterlässt, überfordert mit der Organisation. Andere sorgen sich, dass die Feier nicht so wird, wie sie es sich wünschen. Und wieder andere kommen zu uns, sind recht entspannt und gehen das Thema einfach an.“
Vom Wert eines guten Rituals
Zu jenen, die locker über den Tod sprechen können, gehört auch Alexandra H. Angst vor dem Tod? „Er ist nicht mein bester Freund, aber er gehört zum Leben“, sagt sie. Ihr gehe es darum, Angehörigen eine schöne letzte Botschaft zu hinterlassen, wenn sie eines Tages diese Welt verlässt. „Ein ordentliches Ritual ist so wichtig zum Abschiednehmen – allein schon für die Psyche der Hinterbliebenen“, erklärt die 26-Jährige. Bevor sie sich mit ihrer Familie auf den Grabstein festgelegt hat, wurde recherchiert: bei Spaziergängen über Friedhöfe.
Hintergrund
Im Trauerfall bietet www.eds.at/trauer Unterstützung, Trost und Hilfe: Von Tipps, wie man am besten Beileid ausspricht über Hinweise zur Planung eines Begräbnisses bis hin zu Buchtipps für Kinder ist vieles zu finden, was in dieser schweren Zeit die Last von Hinterbliebenen nimmt. Auch Bibelsprüche und Texte für Kondolenzschreiben sind online.
Und die Rolle des Glaubens? Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen gehört zu den schwersten Erfahrungen im Leben. Hier bieten die kirchliche Beerdigung und die Seelenmesse Raum für Trauer – und Hoffnung. Denn der christliche Glaube baut darauf, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Übergang zum ewigen Leben.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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