Initiative Christlicher Orient
Daheim ist der Teller leer
Der Libanon ist in Maishofen und Koppl kein x-beliebiges Land aus dem die Leute ab und zu in den Medien lesen. Mit dem Zedernstaat verbindet beide Pfarren ein starkes Band. Zurück geht das auf Pfarrer Rudi Weberndorfer und Stefan Maier vom österreichischen Hilfswerk ICO.
Pfarrer Rudi Weberndorfer kennt Stefan Maier schon lange. Er sei fasziniert, mit welchem Herzblut der Elsbethner sich für seine zweite Heimat, den Nahen Osten, einsetze. „Ich habe das bei einer Reise vor Ort erlebt“, sagt der Priester. Daneben sei es die ganz konkrete Hilfe, die ihn gemeinsam mit seinen Pfarren – früher Koppl und jetzt Maishofen – motiviere, den Menschen im Libanon beizustehen.
Wie unverzichtbar Unterstützung gerade in diesen Monaten ist, unterstreichen folgende Zahlen: Der Libanon gilt als das Land mit der weltweit höchsten Pro-Kopf-Verschuldung. Die Währung hat seit 2019 mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren. 80 Prozent der Bevölkerung leben in Armut. Es gibt nur noch eine Stunde Strom pro Tag und kaum Treibstoff.
Dem Libanon droht Hungersnot
„Die Lebensbedingungen haben sich von Jahr zu Jahr verschlechtert“, berichtet Stefan Maier, der nicht zu Übertreibungen neigt, aber vom Libanon als dramatischen Fall spricht. Das bestätigt der österreichische Botschafter im Libanon, René Amry in einem Interview für die Initiative Christlicher Orient (ICO). Der Diplomat beschreibt die Auswirkungen des Ukrainekrieges: „95 Prozent der libanesischen Getreideimporte stammen aus der Ukraine oder Russland. Die Ukraine liefert außerdem den Löwenanteil des Sonnenblumenöls, das die meisten Haushalte zum Kochen verwenden.“ Die Folgen sind Mangel und astronomische Preissteigerungen. Anders ausgedrückt: Im Libanon droht eine Hungersnot. Hilfswerke wie ICO stemmen sich dagegen. Nicht einfach macht das der Rückgang der Spenden. „Momentan steht die Ukraine im Fokus der Weltöffentlichkeit. Diese Hilfe ist unbedingt notwendig. Aber bitte, vergessen wir dabei nicht die anderen Krisen“, appelliert Maier, den Blick zu weiten.
In Maishofen und Koppl trifft Maier auf offene Ohren und vor allem auf offene Brieftaschen. Wie der Obmann des Koppler Pfarrgemeinderats und Libanon-Engagierte Bernhard Ausweger bestätigt, gebe es mittlerweile mehrere Menschen, die per Dauerauftrag für die Initiative „Zukunft für den Libanon“ spenden. „Wir hören immer wieder von der Jugend im Libanon als verlorener Generation. Mit unseren Mitteln möchten wir alles tun, damit es nicht so ist.“ Deshalb sei die Freude groß, dass der entwicklungspolitische Beirat des Landes Salzburg nun die Spendengelder verdoppelt – genauso wie bei der Maishofener Solidaritätsgruppe „Hilfe für Kinder in Nahost“ rund um Pfarrer Rudi Weberndorfer. Zusammengerechnet tragen 61.000 Euro dazu bei, dass Kinder im Libanon nicht mit leerem Magen die Schulbank drücken. In den Katholischen Privatschulen St. Vinzenz in Baskinta und in St. Josef in Ajeltoun erhalten mehr als 350 Kinder täglich eine Jause. „Das ist momenten die sinnvollste Art der Hilfe. Daheim entfallen häufig Mahlzeiten. In jeder dritten Familie gehen die Kinder abends hungrig ins Bett“, erzählt Maier.
„Wir haben euch nicht vergessen“
Für November sei geplant mit Interessierten aus Koppl und Maishofen in den Libanon zu reisen. Wie Pfarrer Weberndorfer unterstreicht, soll das den Menschen zeigen: „Wir haben euch nicht vergessen.“ Neben der Gruppe aus der Erzdiözese erwartet das krisengebeutelte Land noch einen anderen Gast. Der für Juni angesetzte Termin von Papst Franziskus ist laut Medienberichten zwar abgesagt, doch an einem Besuch soll der Vatikan weiter festhalten. Botschafter Amry hofft auf klare Worte und eine über den Besuch hinausgehende Wirkung: „Dieses Land braucht Entschlossenheit und vielleicht auch ein Wunder.“
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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