Armutskonferenz
Was heißt, arm sein?

Gemeinsam gegen Ausgrenzung und für soziale Gerechtigkeit: Inge Honisch (Schuldnerberatung), Torsten Bichler (Caritas), Gunter Graf (S. Virgil), Gabriele Huber (Diakoniewerk), Ines Grössenberger (Arbeiterkammer), Susanne Hummel-Liersch (Neustart/Saftladen), Carmen Beyer – sie ist Sprecherin der Salzburger Armutskonferenz. | Foto: RB/ibu
  • Gemeinsam gegen Ausgrenzung und für soziale Gerechtigkeit: Inge Honisch (Schuldnerberatung), Torsten Bichler (Caritas), Gunter Graf (S. Virgil), Gabriele Huber (Diakoniewerk), Ines Grössenberger (Arbeiterkammer), Susanne Hummel-Liersch (Neustart/Saftladen), Carmen Beyer – sie ist Sprecherin der Salzburger Armutskonferenz.
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Armut belastet den Alltag zu vieler Familien, erhöht das Risiko einer chronischen Krankheit, führt zu Delogierungen und trifft mehr und mehr Frauen über 65 Jahre. Die Mitglieder der Salzburger Armutskonferenz sagen: „Wir brauchen eine Grundsicherung, die ein menschenwürdiges Leben ermöglicht.“

Armut gab es schon vor Corona. „Doch jetzt sind wir gezwungen genauer hinzuschauen. Die Pandemie wirkt wie ein Brennglas.“ Für Carmen Beyer, Sprecherin der Armutskonferenz, sind mehrere Grenzen bereits überschritten. Sie betont, „dass jeder Mensch ein Recht auf den gleichen Zugang zu Bildung, leistbarem Wohnen und Gesundheit hat. Es ist an der Zeit, das für alle zu verwirklichen“. Noch drastischer formuliert es Torsten Bichler von der Caritas: „Das Virus der Armut ist gefährlich. Wir können uns keine weitere Welle leisten. Schützen wir auch hier die Verletzlichsten in der Gesellschaft.“ Die Pandemie ließ die Arbeitslosigkeit hochschnellen. Es treffe die „Unschuldigen“ war oft zu hören. Bichlers Kommentar dazu: „Das war vorher schon so. Oder welche Schuld sollte jemand haben, weil seine Firma aufgrund externer Faktoren schließen musste?“ Es gebe noch immer falsche Bilder im Kopf. Deshalb „kämpft“ die Armutskonferenz nicht nur für gerechtere Strukturen. „Ausgrenzung und Stigmatisierung gehen nicht allein durch ein Gesetz weg. Wir müssen über Armut sprechen.“ Beyer und ihr Netzwerk verweisen auf vier Gründe und Folgen von Armut.

Kinderarmut heißt Zukunftsarmut

In Österreich ist jedes 5. Kind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das sind mehr als 300.000. „Unser Bildungssystem schafft es nicht, ausgleichend zu wirken“, sagt Gunter Graf und fordert Bildungs- und Zukunfts- chancen für diese Kinder. Der Studienleiter von St. Virgil weiß, Erwachsenenbildung kann dann nicht mehr alles abfangen.

Armut macht krank – Krankheit macht arm

Österreich hat ein sehr gutes Gesundheitssystem. Trotzdem konnten sich laut Statistik Austria im Vorjahr 45.000 Menschen einen notwendigen Arztbesuch nicht leisten. Es gibt aber genauso die umgekehrte Richtung, die Inge Honisch von der Schuldnerberatung beschreibt: „Exekutionen, Rechnungen, die Besuche des Gerichtsvollziehers und das Leben am Existenzminimum haben körperliche Folgen und machen Menschen krank.“

Vom Recht auf Wohnen ausgeschlossen

1.100 Menschen leben in Salzburg ohne ein eigenes Dach über dem Kopf. Caritas-Experte Bichler befürchtet eine hohe Dunkelziffer. „Erschwerend kommt hinzu, dass mit Jänner das Sozialunterstützungsgesetz in Kraft getreten ist. Das brachte Verschlechterungen.“ Bichler berichtet von einer siebenköpfigen Familie, die monatlich 800 Euro weniger bekommt und von einer Alleinerzieherin mit 220 Euro Einbußen.

Am Ende reicht Pension nicht zum Leben

Mehr als 200.000 Menschen über 65 Jahre im Land kennen Altersarmut. Drei Viertel sind weiblich. Frauen arbeiten öfter in schlecht bezahlten Jobs und übernehmen dabei noch Care-Arbeiten. „Am Ende reicht die Pension nicht zum Leben. Um diesen Teufelskreis aufzubrechen braucht es bessere Löhne, den Ausbau von Kinderbetreuung sowie eine faire Verteilung unbezahlter Tätigkeiten“, verlangt Ines Grössenberger von der Arbeiterkammer.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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