Auslandshilfe der Caritas
Ein Alltag mit Armut und Tränen

Akute Nothilfe im Krankheitsfall. | Foto: RB/Caritas
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Die Auslandshilfe der Salzburger Caritas unterstützt seit 1995 Kinder und Erwachsene in Ländern, die zu den ärmsten der Welt zählen. Warum die Menschen dort nach wie vor unsere Hilfe brauchen, weiß Claudia Prantl, Leiterin der Caritas Auslandshilfe in Salzburg.

von Thomas Manhart

RB: Sie arbeiten seit mehr als 20 Jahren für die Auslandshilfe der Caritas Salzburg. Wie fällt Ihr Resümee für diese Zeit aus?
Claudia Prantl: Die zwei Jahrzehnte waren geprägt von vielen Krisen, darunter der bereits mehr als zehn Jahre dauernde Syrienkrieg. Es gab in dieser Zeit eine große Entwicklung, sowohl was die Strukturen vor Ort als auch die Kapazitäten und Ressourcen in Österreich anbelangt. Heute bauen wir im Nahen Osten auf stabile Partnerstrukturen und eine langjährige Zusammenarbeit mit viel Expertise. So können große Programme umgesetzt und Herausforderungen überwunden werden.

RB: Können Sie ein Beispiel dafür nennen?
Prantl: Ganz viel passiert im Bereich Bildung, und zwar überregional – nicht nur in Syrien, wo der Krieg ja immer noch nicht zu Ende ist, sondern auch im Libanon und in Jordanien. Traumatische Kriegserlebnisse und Flucht bringen viele Probleme und Hürden mit sich. Da läuft über Jahre hinweg ein riesengroßes Bildungsprogramm, durch das mehrere tausend Kinder erreicht wurden. Die Schulen, die über unsere Partnerinstitutionen betrieben werden, sind zumeist Ordensschulen.

Claudia Prantl ist seit mehr als 20 Jahren Mitarbeiterin der Caritas
in Salzburg. Sie leitet die Auslandshilfe.
 | Foto: RB/Caritas
  • Claudia Prantl ist seit mehr als 20 Jahren Mitarbeiterin der Caritas
    in Salzburg. Sie leitet die Auslandshilfe.
  • Foto: RB/Caritas
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RB: Der Schwerpunkt Ihrer Arbeit liegt in den Ländern Syrien, Libanon, Ägypten und Jordanien – wo ist aktuell die Not am größten?
Prantl: Was die humanitäre Situation und den Hilfsbedarf anbelangt, sind Syrien und der Libanon nahezu gleichauf und haben mit der hohen Inflation und Armutsrate ähnliche Probleme. In Syrien wurde über Jahre hinweg die Infrastruktur zerstört und es gibt Regionen, wo immer noch gekämpft wird. Der Libanon ist wahnsinnig stark von der Wirtschaftskrise betroffen.

RB: Was war Ihr Eindruck, als Sie zuletzt persönlich den Libanon besucht haben?
Prantl: Die Armut vor Ort ist schrecklich und geht einem sehr nahe: Junge Menschen, die weinend vor einem sitzen und sich als schlechte Eltern fühlen, weil sie keine Medikamente für ihre Kinder kaufen können. Alte Menschen, die von Covid betroffen sind und um die sich außer der Caritas-Kranken­schwes­ter niemand kümmert. Andere junge Menschen, die aussichtsreich studiert haben, aber wegen der Wirtschaftskrise aufhören mussten.

RB: Was sind die Maßnahmen, mit denen die Caritas in diesen Ländern helfen kann?
Prantl: Eine Kombination aus akuter Nothilfe – Hilfsgüter und finanziellen Überbrückungshilfen, durch die es den Menschen zumindest eine Zeit lang besser geht und sie wieder Kraft schöpfen – und langfristigen Projekten. In Syrien versuchen wir zum Beispiel, ein bisschen von der reinen Nothilfe wegzukommen – hin zur Unterstützung bei der Erwirtschaftung von Einkommen. Dass sich Menschen, deren Geschäft im Krieg zerstört wurde, wieder etwas aufbauen und ihre Familie wieder selbst ernähren können. Wer Geld verdient, erlangt auch seine Würde zurück. Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe, wie man so schön sagt.

RB: Welche weiteren „Erfolgsgeschichten“ kommen Ihnen spontan in den Sinn?
Prantl: Da gibt es einige: Frauen in Ägypten, die sich mit einem Kleinkredit eine kleine Bäckerei aufbauen oder Tiere züchten und mit dem Einkommen die Kinder zur Schule schicken können. Oder auch ehemalige Straßenkinder, die es bis zum Studium auf die Universität geschafft haben.

TIPP: Der Printausgabe des Rupertusblatts liegt ein Spendenzahlschein der aktuellen Caritas-Kampagne für Kinder in Krisengebieten bei. Oder: www.caritas-salzburg.at/spenden-helfen

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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