Habsburger
Wer war Kaiserin Zita?

Sigrid-Maria Größing ist Germanistin, Autorin sowie Expertin für Österreichs Geschichte, Monarchie und Adel. | Foto: RB/mih
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Eine Expertin für den Hochadel Europas und vor allem Österreichs ist Sigrid-Maria Größing aus Großgmain. Die Autorin und Historikerin macht sich für das Rupertusblatt auf eine Spurensuche. Wer – und vor allem wie – war Kaiserin Zita?

von Michaela Hessenberger

Wenn Sigrid-Maria Größing über Österreichs letzte Kaiserin spricht, runzelt sie die Stirn. Ganz offensichtlich ist diese Frau, deren Seligsprechung gerade vorangetrieben wird, für die Autorin schwer einzuschätzen. „Als meine Großeltern in Wien junge Leute waren, war die romantische Heirat der hübschen Zita und Karl I. in aller Munde. Es war ja sogar Kaiser Franz Joseph dabei! Doch von Zita selbst habe ich kaum Positives erzählt bekommen“, sagt Größing. Ob das der damaligen Zeit geschuldet war – immerhin wirkte die Frau aus dem Hause Bourbon-Parma wohl sehr „ausländisch“ auf die Bevölkerung – lässt die Autorin offen.

Vorwurf: Zita lenkt ihren Mann

Was lässt sich fix über Zita sagen? „Sie war bestimmt nicht sehr populär und stigmatisiert durch Dinge, die man ihr vorgeworfen hat.“ Da sei zum einen die so genannte Sixtus-Affäre gewesen: Geheime Verhandlungen, die Österreich-Ungarn vor allem mit Frankreich während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1917 führte – und die aufgedeckt wurden. Viele bezeichnen das als einen Todesstoß für die Donau-Monarchie. Größing: „Man hat ihr auch in die Schuhe geschoben, dass sie ihren Karl so stark beeinflusst hat, dass er schwach erschien. Man tuschelte, er sei ihre Marionette.“

Besonders kritisch sieht die Historikerin den Umstand, dass Kaiserin Zita stark auf Karl I. eingewirkt habe, als es um die Möglichkeit der Abdankung ging. „Das hat sie verhindert. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum eine Frau ihren Mann so dahinleiden lässt, weil die Idee so stark ist, dass er als Kaiser von Gottes Gnaden eingesetzt worden ist und deshalb nicht abdanken darf. Sie wollte wahrscheinlich selbst bis an ihr Lebensende Kaiserin bleiben.“

Überkatholisch, eher bigott

Damit spricht Sigrid-Maria Größing den Glauben der letzten Kaiserin Österreichs an. „Sie war ja beinahe schon überreligiös. Die extrem katholische Erziehung in Vorarlberg und im Internat auf der Isle of Wight, das ist ihr Leben lang geblieben.“ Während Franz Josephs Linie anders, also weltlicher, gepolt war, „war ihr Zweig des Erzhauses ganz stark vom Glauben geprägt“.

Größing, eine gebürtige Bayerin, die heute in Großgmain lebt, ist davon überzeugt, dass Zita eine „sehr gescheite Frau“ war. Auch, wenn sie ihr nie persönlich begegnet ist. „Doch ihr Sohn Otto zählt für mich zu den beeindruckendsten Menschen, auch im hohen Alter. Das kommt nicht von ungefähr.“ Die Historikerin attestiert Zita politisches Geschick und vermutet, dass sie allzu viel Wert auf Nebensächlichkeiten gelegt hat. „Als Kaiserin war sie unantastbar und – anders als oft im 19. Jahrhundert noch – nicht nur Ehefrau und Mutter. Was sie gesagt hat, wurde gemacht. Deshalb konnte sie sich so stark in Karls Geschäfte einmischen und ihn beeinflussen. Er war gutmütig, sonst hätte er das nicht ertragen. Das ist ein hartes Wort, aber so sehe ich diese Frau“, sagt Größing.

Dass der Weg nun in Richtung Seligsprechung führe, ist für die Autorin und Habsburger-Expertin jedenfalls ein beinahe logischer Schritt, der zur „gelebten Bigotterie“ passe. Als Karl I. starb, war Zita gerade einmal 30 Jahre alt. Schwarz, die Farbe der Trauer, trug sie bis zu ihrem eigenen Tod 1989, mit 96 Jahren. „Wie Kaiserin Sisi nach dem Tod ihres Sohnes Rudolf gab auch sie sich ewig als ,Mater dolorosa‘.“

Zitas Seligsprechung nimmt immer mehr Fahrt auf

Das in der französischen Diözese Le Mans laufende Seligsprechungsverfahren für Zita, der letzten Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, schreitet voran. Er gehe davon aus, dass das Untersuchungsverfahren auf Diözesanebene in zwei bis drei Jahren abgeschlossen sei, sagte der Postulator Alexander Leonhardt kürzlich. Allerdings habe Zita eine „extrem umfangreiche Korrespondenz“ geführt, die auszuwerten sei. Zita von Bourbon-Parma (1892–1989), die bis zuletzt an den Thronansprüchen der Habsburger festhielt, war Gattin von Karl I. Der letzte Kaiser von Österreich starb vor etwas mehr als 100 Jahren, am 1. April 1922, und wurde 2004 selig gesprochen. Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch Urteil des Papstes fest, dass ein Verstorbener vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise gefolgt ist.

Nach Abschluss des Verfahrens auf Diözesanebene werden die Akten der zuständigen Vatikanbehörde zugeleitet. Sie prüft die Echtheit der Dokumente und Zeugenaussagen und holt gegebenenfalls Gutachten über Wunder auf Vermittlung des Kandidaten ein. Am Ende entscheidet der Papst.

Für Zita läuft das Seligsprechungsverfahren seit Ende 2009. Zur Begründung wird auf ihre Pflichterfüllung in ihrer Funktion als Kaiserin und Königin verwiesen, ihre tätige Anteilnahme am Leid der anderen sowie ihre Verbundenheit mit Christus etwa als Oblatin (Laienmitglied) der französischen Benediktinerabtei Saint Pierre de Solesmes.
kap

Der „Verein für die Seligsprechung der Kaiserin Zita“ ist online: associationimperatricezita.com/willkommen

Aus dem Lebenslauf: Streng katholisch und einflussreich

Wien. Zita wurde am 9. Mai 1892 als Tochter von Herzog Robert von Bourbon-Parma (1848–1907) und seiner zweiten Gemahlin, der aus dem portugiesischen Königshaus stammenden Maria Antonia von Braganza (1862–1959), geboren. Zita wuchs in einer kinderreichen Familie in einem mehrsprachigen Umfeld auf, ihre Erziehung war von streng katholischen Grundsätzen geleitet. Sie verbrachte ihre Kindheit in der Villa Borbone delle Pianore in Camaiore an der Küste Liguriens (Italien) und im niederösterreichischen Schloss Schwarzau. Dort fand auch die Hochzeit Zitas mit Erzherzog Karl von Österreich am 21. Oktober 1911 statt.
Zita wird von ihren Biografen einstimmig ein großer Einfluss auf Karl zugeschrieben. Mit ihrer energischen Pesönlichkeit und ihrem unbeugsamen Willen bestärkte sie ihren schwankenden Gatten dabei, Entscheidungen zu fällen.
Am 14. März 1989 starb Zita im Alter von 96 Jahren in ihrem Alterssitz in der Schweiz. Sie wurde gemäß den Traditionen des Hauses Habsburg in der Wiener Kapuzinergruft beigesetzt. 
Quelle: habsburger.net, M. Mutschlechner

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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