Demenz
Wenn Oma oder Opa seltsam werden
Viele Eltern vermeiden es, über die Erkrankung der Großeltern mit ihren Kindern zu sprechen. Sie wollen ihnen keine Angst machen. Doch Kinder haben feine Sensoren, sie nehmen schon geringe Veränderungen im Verhalten von Oma und Opa wahr.
von Daniela Pfennig
Wenn der Opa den Enkel plötzlich für den Sohn hält oder durch die Bausteine geht und alles kaputt macht, die Oma oft vergisst, den Herd auszuschalten, oder dasselbe mehrmals hintereinander fragt – so kennen Kinder ihre Großeltern, Söhne und Töchter ihre Eltern eigentlich nicht. Die Diagnose: Demenz. Das Gefühl: Ohnmacht. Über die Veränderungen bei Oma und Opa zu schweigen, macht Kindern erst recht Angst: „Wenn sie keine Erklärung bekommen, machen sie sich ihre eigenen Gedanken. Ein offener Umgang ist das Um und Auf. Dafür muss man sich aber zuerst selbst eingestehen, dass ein Elternteil etwas nicht mehr kann“, beschreibt Altenfachsozialbetreuerin Julia Gruber eine frühe Hürde.
Reden, reden, reden
Sie rät, mit Kindern zu reden und an eigene Gefühle anzuknüpfen, damit sie verstehen, warum sich Oma oder Opa manchmal komisch verhalten: „Kinder wissen, dass es unangenehm ist, wenn einem ein Mensch, den man nicht gut kennt, zu nahe kommt. Demenzkranke empfinden es oft ähnlich, weil sie vergessen haben, wer ihr Gegenüber ist. Es gibt weitere einfache Regeln: Geduldig sein, laut, langsam und mit einer tieferen Stimmlage sprechen, sich nicht anschleichen, um Oma oder Opa zu überraschen, denn das überfordert sie“, weiß die Thierseerin aus eigenen familiären Erfahrungen.
Feinfühlige Antennen und gutes Gespür
„Kinder sind sehr feinfühlig, sie wissen oft intuitiv, was zu einem bestimmten Zeitpunkt richtig ist. Zum Beispiel einfach einmal zuhören, auch wenn das Gesagte keinen Sinn ergibt. Sie finden auch instinktiv die richtigen Wörter. Wir Erwachsenen überlegen meist zu lange. Kinder verwenden kurze, einfache Wörter, die Demenzkranke leichter verstehen“, weiß Julia Gruber. Was noch helfen kann: sich Zeit nehmen: „Oft geht man nur schnell zur Oma oder zum Opa hinein und schaut, ob alles in Ordnung ist und ist nach zehn Minuten wieder weg. Zwanzig Minuten wären aber ideal, um Demenzkranken Zeit zu geben, sich auf das Gegenüber einzustellen, und Sicherheit zu vermitteln“, erklärt die Altenfachsozialbetreuerin.
Kindlicher Blick hilft ganzer Familie
Besonders fordernd sind frühe Stadien der Erkrankung. Betroffene merken als Erste, dass etwas nicht stimmt. „Nur wenige gehen zum Arzt, die meisten suchen Strategien, um Schwächen zu verstecken: Zettel schreiben, Ausreden finden, andere beschuldigen – nur nicht sich selbst eingestehen, dass sie nicht mehr wissen, wohin sie den Schlüssel gelegt haben“, sagt die Demenz-Expertin und Gedächtnistrainerin: „Gerade am Anfang können sie noch viel, sind unglaublich kreativ. Aber mit der Zeit merkt das Umfeld, dass ein Prozess am Laufen ist, der nicht gestoppt werden kann. Das kann zu sehr konfliktreichen Situationen führen.“
Mit Veränderungen umgehen
Auch die Persönlichkeit der Betroffenen kann sich stark verändern und die friedlichsten, liebsten Menschen können Aggressionen entwickeln. Das erfordert viel Geduld, Empathie und oft auch Humor. Jede und jeder Angehörige sollte sich laut Julia Gruber immer wieder vor Augen führen, dass es „um die Betroffenen selbst geht, nicht um uns Außenstehende. Wir empfinden Situationen anders als sie“. Das müssen sich Erwachsene vor Augen halten.
Eine kindliche Sicht auf die Erkrankung kann das Miteinander erleichtern: „Kinder gehen offener mit Veränderungen um. Sie werten diese nicht ab. In der Regel ist das Gegenteil der Fall: Sie sind unglaublich hilfsbereit und unterstützen gerne Oma und Opa im Alltag und das auf ihre ganz besondere liebenswerte Art und mit ihrer leicht verständlichen Kommunikation.
Zeigen Sie immer Respekt und Wertschätzung, seien Sie ehrlich.Nicht entmündigen. Es hilft nichts, Demenzkranke einzusperren oder ihnen alle Kompetenzen abzusprechen. Suchen Sie Strategien, wie Sie sie bestmöglich unterstützen können.
Vergessen werden. Es schmerzt, wenn Großeltern ihre Enkelkinder und später die eigenen Kinder nicht mehr wieder erkennen. Sie oder er spürwn aber dennoch, dass jemand da oder der ihnen vertraut ist.
Tipps für den Alltag: Eltern als Vorbilder
Ansteckend. Den eigenen Umgang mit der Demenz bewusst machen, denn dieser überträgt sich auf die Kinder.
Respekt und Wertschätzung. Wie man mit Betroffenen spricht ist wichtiger als das Was. Zeigen Sie immer Respekt und Wertschätzung, seien Sie ehrlich.
Nicht entmündigen. Es hilft nichts, Demenzkranke einzusperren oder ihnen alle Kompetenzen abzusprechen. Suchen Sie Strategien, wie Sie sie bestmöglich unterstützen können.
Vergessen werden. Es schmerzt, wenn Großeltern ihre Enkelkinder und später die eigenen Kinder nicht mehr wieder erkennen. Sie oder er spürwn aber dennoch, dass jemand da oder der ihnen vertraut ist.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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