Glaubenszeugnis
Warum ließen Sie sich taufen?

"Ausschlaggebend dafür, mich taufen zu lassen, war für mich der Kontakt zu meinem späteren Taufpaten, mit dem ich viel gesprochen habe und der mich sehr bestärkt hat."  | Foto: privat
2Bilder
  • "Ausschlaggebend dafür, mich taufen zu lassen, war für mich der Kontakt zu meinem späteren Taufpaten, mit dem ich viel gesprochen habe und der mich sehr bestärkt hat."
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Der SONNTAG Redaktion

Der unerwartete Tod seines Vaters erschüttert Georg Sulzmann zutiefst. Er führt aber auch dazu, dass sich der Großenzersdorfer mit dem Leben nach dem Tod und mit Gott auseinandersetzt. Mit 21 Jahren lässt er sich taufen und sagt: "In der Kirche bekomme ich Antworten auf meine Fragen".

Georg Sulzmann ist mit einer muslimischen Mutter und einem katholischen Vater aufgewachsen. Von klein auf lernte er beide Religionen kennen, als Kind war er sowohl in der Koranschule als auch regelmäßig in der Kirche.
Alter: 23
Beruf: Jusstudent, Mitarbeiter in der elterlichen Landwirtschaft und parlamentarischer Mitarbeiter
Wohnort: Großenzersdorf
Lebensmotto: Alles hat einen Sinn, wir müssen ihn nur noch finden.
Sonntag bedeutet für mich: ein Tag zum Reflektieren und um dankbar zu sein für das, was man hat
Gott ist für mich: Vergebung, Sinn und Liebe

Herr Sulzmann, was war ausschlaggebend dafür, dass Sie sich mit 21 Jahren taufen ließen?
Meine Eltern wollten mir immer freie Wahl in Bezug auf meine Religion lassen. Irgendwann kam ich als orientierungsloser Jugendlicher in eine Phase, in der ich mich viel mit Philosophie, vor allem mit dem Nihilismus befasst habe. Dort habe ich aber keine Antworten auf meine Fragen gefunden. Als ich 16 Jahre alt war, starb mein Vater völlig unerwartet an einem Herzinfarkt im Schlaf. Das war für mich ein transformatives und traumatisches Ereignis. Ich habe mich viel mit dem Leben nach dem Tod auseinandergesetzt und kam rund um das Begräbnis mit katholischen Christen in Kontakt, die mir viel Anteilnahme gezeigt haben.

Bis zu Ihrer Taufe sollten noch vier Jahre vergehen.

Es war ein innerer Weg. Ich habe ja bereits den Nihilismus erwähnt: Ich habe sehr mit der Tragik gekämpft, dass das Leben mit Leid verbunden ist und mich immer gefragt, welchen Sinn das Leiden hat und wie ich damit zurechtkommen kann. Gleichzeitig habe ich aber auch immer stärker eine tiefe Dankbarkeit für vieles empfunden. Auch wenn ich meinen Vater früh verloren habe, ist mir bewusst geworden, wie dankbar ich Gott für ihn sein kann, auch für meine Großeltern und für die guten Beziehungen zu meiner Familie. Ausschlaggebend dafür, mich taufen zu lassen, war für mich der Kontakt zu meinem späteren Taufpaten, mit dem ich viel gesprochen habe und der mich sehr bestärkt hat.

Wie hat Ihr Umfeld auf die Entscheidung für die Taufe reagiert?
Als junger Mensch ist das ja eher ungewöhnlich. Einige Freunde waren sehr überrascht, ich bin nämlich eher als kritischer Mensch bekannt und wenig andere Organisationen stehen so stark in der Kritik wie die Kirche. Ich habe die Entscheidung aber für mich getroffen. Das, was andere darüber denken, hat keinen Unterschied für mich gemacht.

Hat sich die Beziehung zu Gott entlang des inneren Weges, den Sie gegangen sind, verändert?
Wir hatten zeitweise durchaus eine kritische Beziehung miteinander, aufgrund der Dinge, die mir widerfahren sind. Ich dachte: Warum? Wie kann der gute, allmächtige Gott es zulassen, dass mein Vater so plötzlich stirbt? Das hat sich im Laufe der Zeit verändert: Mittlerweile ist meine Beziehung zu Gott stark von Dankbarkeit geprägt. Im Islam ist die Haltung der Dankbarkeit sehr wichtig, immer wenn man etwas isst, dankt man Gott dafür. Ich sage Gott auch oft danke für das, was ich habe.

Gibt es einen Ort, an dem Sie sich kirchlich zu Hause fühlen?

Da gibt es nicht nur eine Kirche. Aber eine Pfarre, die mir besonders wichtig ist, ist die Pfarre in Deutsch Wagram. Dort bin ich sehr gern. Der Pfarrer dort hat mich getauft, mit ihm fühle ich mich verbunden. Er hat ebenfalls Migrationshintergrund und kommt aus einem stark muslimisch geprägten Land. Außerdem bin ich in einer Studentenverbindung des Cartellverbandes. Ich schätze den Cartellverband sehr, weil er mir ermöglicht, den Glauben mit anderen jungen Menschen zu leben.

Weiterlesen:
Familie Sulzmann
Pfarre Deutschwagram online
Österreichischer Cartellverband

"Ausschlaggebend dafür, mich taufen zu lassen, war für mich der Kontakt zu meinem späteren Taufpaten, mit dem ich viel gesprochen habe und der mich sehr bestärkt hat."  | Foto: privat
"Ich habe sehr mit der Tragik gekämpft, dass das Leben mit Leid verbunden ist.“
 | Foto: Lisa Schandl
Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ