Österreichs Ordensspitäler
Eckpfeiler der Gesundheitsversorgung
Die gemeinnützigen Ordensspitäler sind eine starke Kraft in Österreich. Wofür sie gut sind, was sie leisten und wie sie es leisten, erklärt Direktor Adolf Inzinger, Vorsitzender der ARGE Ordensspitäler.
Herr Direktor Inzinger, Sie stehen der Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Ordensspitäler vor. Wofür braucht es heute Ordensspitäler?
Ich möchte zwei Bereiche unterscheiden: die Bedeutung in der Gesundheitsversorgung und den wirtschaftlichen Aspekt.
Jedes fünfte Spitalsbett – außer in Niederösterreich und Vorarlberg gibt es in allen Bundesländern Ordenskrankenhäuser – steht in einem Ordensspital. In Oberösterreich etwa ist es sogar jedes zweite Bett. Die sieben Wiener Ordensspitäler tragen mit rund 15 Prozent zur Spitalsversorgung der Bundeshauptstadt bei. Pro Jahr versorgen wir bundesweit ca. 500.000 Menschen stationär. Die Mitarbeitenden der Ordensspitäler erbringen tagtäglich großartige Leistungen: beispielsweise in der Herzchirurgie im Klinikum Wels oder in der Augenchirurgie der Barmherzigen Brüder in Linz und Wien, im Hautkrebszentrum des Ordensklinikums Linz, das Oberösterreichs onkologisches Leitspital ist, im Bereich der Kinderorthopädie und Fußchirurgie in Speising, und Ordensspitäler sind auch Pioniere im Bereich roboterassistierter OP-Techniken. Die medizinische und pflegerische Versorgung der Bevölkerung wäre also ohne die Ordensspitäler undenkbar. Das zeigt sich auch jetzt in der Corona-Pandemie.
Was ist die Aufgabe der Ordensspitäler in der Pandemie?
Wir haben bei der Bewältigung der Pandemie ebenso Anteil wie jeder öffentliche Träger. So baute beispielsweise das Eisenstädter Krankenhaus der Barmherzigen Brüder im Frühjahr zusammen mit dem Roten Kreuz und der öffentlichen Verwaltung in einem Sportzentrum ein Behandlungszentrum für den Notfall auf und im Herbst wurde unter anderem bei den Barmherzigen Brüdern in Graz eine Covid-Isolierstation eingerichtet.
Einige Ordensspitäler wiederum entlasten andere öffentliche Krankenhäuser, damit sich diese auf Corona-Patienten konzentrieren können. Wir sind im ständigen, aktiven Kontakt mit den öffentlichen Einrichtungen und gemeinsam haben wir die bisherigen Herausforderungen gemeistert. Die Corona-Krise hat auch bewirkt, dass wir alle näher zusammengerückt sind und verstärkt miteinander kooperieren.
Arbeiten die Ordensspitäler zusammen?
Ja, aber es ist kein Zusammenschluss im herkömmlichen Sinn, sondern eine Interessensgemeinschaft. Die Vertreter der Ordensspitäler treffen einander regelmäßig und tauschen sich aus. Eine zentrale Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft ist es, die Interessen der Spitäler zu vertreten, etwa bei gemeinsamen Verhandlungen mit der Politik über Subventionen. Wir formulieren gemeinsame Ziele und verfolgen diese miteinander. Nachhaltigkeit ist ein Thema, dem sich die Arbeitsgemeinschaft besonders verschrieben hat. Mittlerweile sind viele Ordensspitäler nach EMAS umweltzertifiziert.
Es gibt auch trägerübergreifende Kooperationen wie zwischen dem Ordensklinikum Linz und den Barmherzigen Brüdern, den Elisabethinen und den Barmherzigen Brüdern in Graz oder zwischen den Krankenhäusern Braunau und Ried.
Welche wirtschaftliche Bedeutung haben Ordenskrankenhäuser?
Dieser Bereich wurde bisher volkswirtschaftlich zu wenig beachtet. Die 23 gemeinnützigen Ordensspitäler sorgen für eine Wertschöpfung von rund zwei Milliarden Euro. Wir sind wichtige Arbeitgeber und haben in unseren Einrichtungen rund 24.000 Arbeitsplätze. Mit der indirekten Beschäftigung, das sind Unternehmen, die von Ordensspitälern Aufträge erhalten, sorgen wir für fast 50.000 Jobs. Hinzu kommen noch weitere beschäftigungspolitische Effekte. Denn wir sind nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sondern sichern wichtige Ausbildungsstandorte in den Regionen. Mehr als 900 Studierende absolvieren ihr klinisch-praktisches Jahr in einem Ordensspital, wir bilden um die 700 Fachärztinnen und Fachärzte aus, und mehr als 300 Turnusärztinnen und -ärzte machen bei uns die Basisausbildung. Die Ordensspitäler sind also fest im wirtschaftlichen Leben Österreichs verankert.
Was ist das Besondere an einem Ordensspital?
Grundsätzlich gilt, dass sowohl öffentliche als auch private Spitäler Spitzenleistungen in Medizin und Pflege erbringen und so wie wir bestmögliche Qualität anbieten. Aber in unserer christlichen Orientierung sowie in den Werten der jeweiligen Ordensgründer liegen für mich mögliche Gründe dafür, dass sich kranke Menschen in den privat-gemeinnützigen Spitälern der Ordensgemeinschaften besonders gut aufgehoben fühlen. Uns zeichnet vielleicht eine besondere Achtsamkeit dem „Menschen gegenüber“ aus. Das ist in den Häusern vielerorts spürbar und etwas Besonderes. Menschliche Zuwendung und ethische Kompetenz sind sicher Stärken der Ordensspitäler, die zu jener besonderen Stimmung beitragen, die Patienten, Mitarbeitende und Besucher in einem Ordenskrankenhaus wahrnehmen.
Warum unterhalten Ordensgemeinschaften überhaupt Krankenhäuser?
Bedeutende Ordenschristen suchten zu ihrer Zeit immer wieder nach Antworten auf die drängenden Fragen ihrer Zeit. Zahlreiche Persönlichkeiten des Glaubens, wie Elisabeth, Vinzenz von Paul oder Johannes von Gott, sahen die größte Herausforderung ihrer Zeit in der Versorgung Kranker und gründeten Einrichtungen für deren Betreuung. Die Ordensspitäler gehören daher seit Jahrhunderten bestehenden Orden. Gemeinsam sind ihnen der Anspruch höchster Qualität in Medizin und Pflege, die ganzheitliche Sicht des Menschen sowie die Arbeit auf dem Fundament christlicher Grundwerte.
Gemeinnützige Ordensspitäler
- Non-Profit-Krankenhäuser, die im öffentlichen Auftrag der Länder arbeiten und Bestandteil der öffentlichen Spitalsplanung sind. Ihre Leistungen werden überwiegend aus Sozialversicherungsbeiträgen und Steuermitteln finanziert.
- Die 23 gemeinnützigen Ordensspitäler in Österreich haben 24.000 Mitarbeiter/innen, davon drei Viertel Frauen.
- Sie behandeln mehr als 2 Millionen Patient/innen pro Jahr, davon 1,5 Millionen ambulant, 400.000 stationär und 150.000 tagesklinisch.
- In den Ordensspitälern werden jährlich 230.000 Operationen durchgeführt, zwei Drittel davon stationär, ein Drittel tagesklinisch.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.