„Sonntag“ feiert 75 Jahre Bestand
Blick zurück und auch voraus!
75 Jahre spannende, mitunter lehrreiche Geschichten rund um Kirche, Gesellschaft und Politik. Der „Sonntag“, die Kärntner Kirchenzeitung, blickt mit Dankbarkeit und Demut auf seine Leserfamilie und ein Dreivierteljahrhundert Bestand zurück.
Maria Koitz aus Ebenthal ist genauso alt wie die Kirchenzeitung: Nämlich 75 Jahre jung! Und genauso lange ist ihr der „Sonntag“ ein treuer Lebensbegleiter. Koitz ist quasi mit der Kirchenzeitung aufge-wachsen. „Meine Mutter Antonia Novak hat sie damals abonniert“, erinnert sie sich an erste Lesegewohnheiten. „Das Kirchen-blatt gehörte einfach in die Familie.“ Die aufmerksame Lektüre der Kirchenzeitung hat sie durchs Leben mit allen Höhen und Tiefen getragen und begleitet. Gerade im heurigen Jahr, während des Lockdowns, „habe ich hart auf die Zeitung gewartet. Sie war mir Trost und Hilfe zugleich in dieser außergewöhnlichen Zeit.“ Besonders die Osterausgabe mit den vielen hilfreichen Tipps zur privaten Speisensegnung ist ihr im Gedächtnis geblieben.
Koitz ist in ihrer Pfarre in Ebenthal bei Klagenfurt fest verankert. Als Kind war sie bei der Jungschar und der Katholischen Jugend. Später kamen dann der Kirchenchor und Aufgaben im Pfarrgemeinderat dazu. „Über 30 Jahre war ich im Pfarrgemeinderat tätig, einige Perioden auch als Obfrau“, erinnert sie sich. „Mein Mann hat mich immer unterstützt. Ich habe eine wunderbare Zeit in der Pfarre erlebt, war immer mitten drin im Geschehen.“ Egal ob es sich um das Organisieren von Pfarrfesten, Ausflügen, das Vorbeten oder die Begleitung der Sternsingeraktion handelte. Heute ist die dreifache Mutter begeisterte Oma und die im Haus wohnenden Enkel sitzen nur zu gerne rund um den Küchentisch, um von ihr verwöhnt zu werden. Und dabei schauen sie auch gern in den „Sonntag“ und lassen sich erzählen, dass ihre Oma die Kirchenzeitung von Anfang an kennt und liest. Die Mode-stusmedaille hat Maria Koitz für ihren unermüdlichen Einsatz auf Pfarrebene erhalten, und darauf ist die ganze Familie sehr stolz.
Wenn am Donnerstag der „Sonntag“ im Postkasten liegt, dann ist Maria Koitz die Erste im Haus, die sich in die Kirchenzeitung vertieft. „Zuerst lese ich immer die Personalia“, sagt sie. Weiter geht es dann mit den Geschichten und Berichten aus den einzel-nen Pfarren. „Da habe ich mir gerade in der Zeit als Obfrau des Pfarrgemeinderates immer genau angeschaut, was in den Nach-barpfarren los ist“, gibt sie lächelnd zu. Dann schaut sie sich noch die letzte Seite mit der Karikatur an, und dann wird im „Sonntag“ von vorn, Seite für Seite, geschmökert. „Wenn ich alles gelesen habe, gebe ich den Sonntag noch an meine Nachbarin weiter.“
Mit vier dünnen Seiten fing einst alles an: „Unser Kirchenblatt ist endlich da, lange ersehnt und jetzt freudigst begrüßt von Tau-senden in Stadt und Land“, stand im Einleitungsartikel von Fürstbischof Joseph Köstner in gestochen scharfer Kurrentschrift auf Seite 1 zu lesen (siehe Faksimile, li.). Als Titelzeile schmückte der ebenso einfach zutreffende wie berührende Satz: „Wir fangen an: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Ein großer Teil der ersten Ausgabe war dem Brief des Bischofs an die „lieben Gläubigen der Diözese Gurk“ vorbehalten. Er ap-pellierte darin insbesondere an den Geist der Nächstenliebe in diesen schweren Zeiten. Der Winter stand bevor. Es gab kaum zu essen. Und noch größer war der Energiehunger. Häuser und Wohnungen blieben kalt. Der Bischof: „Achten wir doch jeden Mit-menschen so, wie Gott ihn schätzt.“
Die Gesellschaft war nach den Wirren des verheerenden Weltkrieges wieder auf der Suche nach ethischer und moralischer Orientierung. Ein ganz wesentlicher Markstein auf dem Weg zu diesem Ziel war die Gründung der „Kärntner KirchenZeitung“, die mit der ersten Erscheinungsnummer am 8. November 1945, dem „Oktavtag von Allerheiligen“, noch „Kärntner Kirchenblatt“ hieß. Zum Schriftleiter wurde damals Stadtpfarrer Philipp Bugelnig bestellt.
Die „Kärntner KirchenZeitung“ hat sich in ihren 75 Jahren Bestand zu jeder Zeit dem Informationsbedürfnis ihrer Leser verpflich-tet gefühlt. Einem Informationsbedürfnis, das dem Weltbild des Glaubens entstammt. Denn was 1945 galt, ist heute so aktuell wie ehedem. Kirche findet nicht hinter Mauern, sondern in der breiten Öffentlichkeit statt. Und wer öffentlich sein will, braucht dafür mediale Hilfsmittel. Der „Sonntag“ versteht sich daher nicht als Selbstzweck für einige wenige, sondern als Medium zwischen den Organisationen des Glaubens, also der Kirche, und natürlich den Menschen.
In 75 Jahren füllten mehr als 3.800 Erscheinungsnummern 75 Bände mit an die 75.000 Seiten. Da galt es stets, Informationen zu sichten, abzuwägen und zu veröffentlichen und dort, wo es notwendig erschien, mit einer eigenen Meinung zu ergänzen, um im besten Sinne zu beeinflussen.
Der Leser erfährt, was sich in der Diözese tut, findet eine Aktivität einer anderen Pfarre vielleicht nachahmenswert, wird über Kontaktmöglichkeiten und Hilfsangebote informiert. Die Zeitung dient dazu, über wichtige Themen zu debattieren und manchmal auch in christlichem Respekt voreinander um den richtigen Weg zu ringen, ja, notfalls auch zu streiten. Der „Sonntag“ stellt damit Öffentlichkeit in der Diözese her und trägt zur Gemeinschaftsbildung bei.
Einzigartig ist auch die religiöse Dimension. Hier ist der Glaube ganz selbstverständlich Thema, sei es in den Kommentaren zu den Sonntagslesungen, sei es in der Vertiefung religiöser Themen bis hin zur Auseinandersetzung mit jüngsten Erkenntnissen der theologischen Wissenschaft. Dabei fühlt sich die Kirchenzeitung eingebunden in das große Ganze der katholischen Kirche. So ist diese Ausgabe des „Sonntag“ nach 75 Jahren so notwendig und wichtig wie der erste Erscheinungstag „unseres Kirchenblatts“.
Für unsere Leser gab und wird es sie auch in Zukunft wieder geben, die beliebten Leserreisen unter der profunden und enga-gierten Leitung von Siegfried Muhrer. Mit dabei waren oft der Bischof und natürlich der Herausgeber. Die letzten Reisen führten nach Rom und nach Assisi. Heuer stand Südtirol auf dem Reiseprogramm. Coronabedingt musste diese Reise verschoben werden. Aber wir sind guter Dinge, sie sobald wie möglich nachzuholen. Denn „Sonntag“-Leserreisen fördern nicht nur die Gemeinschaft der „Sonntag“-Familie, sondern stärken auch den Glauben.
Ingeborg Jakl
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