Berufung
Mit Christus in der Welt

Sabine Rödiger ist auf dem Weg zur Jungfrauenweihe. Dass sie diesen Weg eines Tages einschlagen würde, konnte sich in ihrer Kindheit in der DDR niemand vorstellen. | Foto: RB/privat
  • Sabine Rödiger ist auf dem Weg zur Jungfrauenweihe. Dass sie diesen Weg eines Tages einschlagen würde, konnte sich in ihrer Kindheit in der DDR niemand vorstellen.
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Die Berufung zur geweihten Jungfrau ist heute weitgehend unbekannt. Trotzdem gibt es noch immer Frauen, die sich zu diesem außergewöhnlichen Lebensweg entschließen und damit zeigen, dass er nach wie vor aktuell ist.

Sabine Rödiger ist in der DDR aufgewachsen, ungetauft, in einer evangelischen Familie. „Ich bin also noch ein waschechtes Ostkind“, sagt die 38-Jährige mit einem Lachen. Dass der Glaube an Gott ihr Leben eines Tages maßgeblich beeinflussen würde, hätte sich ihre Familie früher nicht gedacht. Heute wohnt Rödiger in Salzburg, arbeitet als Missionarin in der HOME Mission Base der Loretto Gemeinschaft – und bereitet sich auf ein Leben als geweihte Jungfrau vor. „Ich sage immer, dass Gott mir den Glauben in die Wiege gelegt hat. Ich habe von klein auf an ihn geglaubt, obwohl es in meiner Familie keinen konkreten Auslöser gab“, erzählt sie und teilt dann doch ihre Vermutung: „Ich hatte eine sehr fromme Großtante, die sehr viel gebetet hat. Ich bin überzeugt, dass mein Glaube die Frucht ihres stillen Gebets für mich ist.“ Von Kindesbeinen an zog es Rödiger in die katholische Kirche, für ihre Taufe entschied sie sich ganz bewusst.

Weder Ehe noch Kloster

Schon früh merkte sie: Die Ehe ist nicht ihre Berufung, aber mit dem Gedanken an ein Leben in einer klösterlichen Gemeinschaft, stets von Frauen umgeben, kann sie sich auch nicht anfreunden. „Ich hatte bereits in Jugendjahren eine Sehnsucht nach Hingabe an Gott und gleichzeitig auch Sehnsucht nach Freiheit“, sagt Rödiger. Schließlich wies sie der heutige Passauer Bischof Stefan Oster auf die Möglichkeit der Jungfrauenweihe hin – eine Idee, die Sabine Rödiger seitdem nicht mehr losließ.Schon seit der Zeit der frühen Kirche gibt es den Brauch, Jungfrauen zu weihen. Dabei versprechen Frauen nach einer längeren Zeit der Erprobung und normalerweise nach dem mehrmaligen Ablegen von Privatgelübden, ihr ganzes Leben im Stand der Jungfräulichkeit zu verbringen. Christus geweiht führen sie ein Leben in der Welt – sie arbeiten also in der Regel in einem Zivilberuf, wohnen unabhängig von klösterlichen Gemeinschaften und sind frei in der Gestaltung ihres Lebens.

Individuelle Ausbildung

Die 47-jährige Elisabeth ist seit sieben Jahren geweihte Jungfrau. Die Pongauerin, die ihren vollen Namen nicht nennen möchte, ist mittlerweile selber am Ausbildungsprogramm für Kandidatinnen beteiligt. „Wenn eine Frau den Ruf zu diesem Lebensweg spürt, muss sie zuallererst ein Bewerbungsschreiben mit Lebenslauf an den Bischof schicken. Danach gibt es ein Gespräch mit Bischofsvikar Gottfried Laireiter, denn er ist in der Erzdiözese Salzburg zuständig für die Institute des geweihten Lebens.“Nach dem Gespräch gäbe es für jede Kandidatin ein individuelles Ausbildungsprogramm, je nachdem, welchen Hintergrund die jeweilige Interessentin habe. „Da komme ich ins Spiel, denn in der Erzdiözese begleitet eine bereits geweihte Jungfrau die Kandidatin auf ihrem Ausbildungsweg“, erzählt Elisabeth.
Nach zwei bis drei Jahren, in denen die Kandidatin in der Regel Privatgelübde ablegt, entscheidet dann der Erzbischof über die Zulassung zur Jungfrauenweihe. Was die Pongauerin auf ihrem Berufungsweg erfüllt? „Die Liebe zu Christus, dass ich ihm ganz konkret nachfolgen kann und immer verfügbar für seinen Plan bin.“

„Ich bin verfügbar für die Welt“

Die Jungfrauenweihe von Sabine Rödiger ist nach aktuellem Stand für das kommende Jahr geplant; dann wird sie in die Hände von Erzbischof Franz Lackner ihr ewiges Gelübde ablegen. Doch wann genau das sein wird, steht noch nicht fest.Über die Sehnsucht, die sie mit ihrer Berufung verbindet, sagt sie Ähnliches wie Elisabeth: „Ich kann mich als geweihte Jungfrau ungeteilt an Gott hingeben und bin gleichzeitig verfügbar für die Welt. Meine Erfüllung ist, mit ihm zu leben und immer mehr in eine tiefere Beziehung mit Christus zu treten.“

Alexandra Hogan

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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