Heiraten
Verliebt, verlobt, verschoben
Können wir unsere Hochzeit trotz Corona wie geplant feiern? – Diese Frage beschäftigt viele Paare, die im beliebten Heiratsmonat Mai und in den nächsten Monaten kirchlich heiraten wollen.
Monika und Florian Spöck heirateten 2016 standesamtlich mit 50 Gästen. Die große kirchliche Trauung sollte 2017 mit 250 Leuten über die Bühne gehen. „Daraus wurde nichts, weil ich überraschend mit Zwillingen schwanger wurde. Den zweiten Termin im Juni 2020 sagte unser Pfarrer wegen Corona ab. Der dritte Versuch heuer wird unser letzter sein – mit nur 10 Prozent der Gäste: Eltern, Geschwister, Trauzeugen und eine kleine Abordnung der Bundesmusikkapelle Oberau“, erzählt Monika Spöck. Trotz des vielen Umplanens und der aktuellen Unsicherheit will das Paar kirchlich heiraten: „Das ist ein einmaliges Erlebnis. Wir sind seit zehn Jahren zusammen, haben drei Kinder, ein Haus gebaut, pendeln zwischen Oberösterreich und meiner Heimat in Tirol – das wird jetzt wohl klappen“, ist Florian Spöck optimistisch.
Vieles löst sich von selbst
Die beiden hätten gerne ihre Freundinnen und Freunde dabei. Verständlich. Sie geben aber zu, dass sich mit Corona ein paar Fragen, die Kopfzerbrechen bereitet haben, von selbst lösen: „Vom ‚Aussaschiassn‘ (dem Weckbrauch) in der Früh, über das Brautstehlen bis zu den Gastgeschenken oder was wir mit den vielen kleinen Gästen machen. Wir wollen nur das, worauf es wirklich ankommt, mit den Menschen teilen, die uns am wichtigsten sind“, ist sich das Brautpaar einig.
Ehevorbereitung online: Zeit für Paare
Voraussetzung für die kirchliche Trauung ist die Teilnahme an einem Eheseminar. Von Tageskursen bis zur intensiven Paarauszeit gibt es vielfältige Angebote zum Beispiel vom Referat für Ehe und Familie, dem Bildungshaus St. Virgil in Salzburg und dem Tagungshaus in Wörgl. Die Spöcks absolvierten das vor kurzem coronabedingt online bei den erfahrenen Seminarleitern Barbara und Hermann Beihammer über das Tagungshaus in Wörgl. „Wir wollen auch in Zeiten von Corona für Paare den Raum schaffen, sich einen Tag füreinander Zeit zu nehmen und die Kirche für junge Menschen öffnen“, fasst Barbara Beihammer aus Brixen im Thale die Motivation zusammen. Das Ziel: Das bewährte Präsenzseminar so originalgetreu wie möglich digital umzusetzen. Hermann Beihammer war anfangs skeptisch. „Unsere Bedenken waren, ob die Paare in den 15-Minuten-Gesprächen tatsächlich arbeiten. Aber es sind alle dabei, diskutieren und gestalten. Es geht ja um ihre Zeit, ihre Beziehung.“ Der Mehraufwand für den Veranstalter ist größer, weil die Technik bereitgestellt und die Unterlagen im Vorfeld per Post versendet werden müssen.Als Leitende schätzen die Beihammers sehr, dass sie bei den Seminaren auch ihre eigene Beziehung pflegen. Sie nehmen sich bei den Präsenzseminaren bewusst aus ihrem Alltag heraus, beobachten die Paare und nehmen sich für sie Zeit. „Die Kunst ist, sich auch zuhause diesen Freiraum zu nehmen und ungestört über die eigene Beziehung zu reflektieren. Ich habe mich einmal ertappt, dass ich zuhause gebügelt, Brot gebacken, Wäsche aufgehängt habe. Das möchte ich nicht mehr“, gibt Barbara Beihammer zu bedenken.
Die Pausen- und Kaffeegespräche fehlen
Online-Angebote können eine Zukunft haben. „Wenn es sie braucht, machen wir weiter.“ Zehn Seminare leiteten die beiden bereits. „Mit jedem Mal wird man sicherer und weiß sich technisch besser zu helfen, wenn ein Paar aus der Leitung fällt, die Kamera nicht funktioniert oder die geteilte Präsentation nicht für alle sichtbar ist“, sagt Hermann Beihammer. „Online fehlen die Pausen- und Kaffeegespräche oder der Blick über die Schulter und für Introvertierte ist das Zurückziehen leichter. Wir nehmen daher die Moderatorenrolle stärker ein und bitten die Teilnehmenden direkt um ihren Input. Im Präsenzseminar ist es für alle einfacher, Emotionen und Körpersprache wahrzunehmen.“Das Resümee der Spöcks: „Online brachte den Vorteil, dass wir nirgends hinfahren mussten und die Wohnung einen Tag für uns hatten. Obwohl wir beide Zoom-unerfahren sind, hatten wir dank des Probeeinstiegs und einer kurzen Einführung keine technischen Schwierigkeiten. Es war spannend, dass wir mit je zwei Geräten auch in einer Frauen- und Männergruppe das Thema Treue diskutieren konnten und Zeit hatten, miteinander zu reden.“
Daniela Pfennig
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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