Partnerdiözese San Ignacio
Sr. Eva Maria Staller: "Ich gehöre hierher"
Kein Wort spanisch habe sie beherrscht, erzählt Sr. Eva Maria Staller, die 1964 aus Tirol nach San Miguel kam. „Ich habe die Sprache schnell gelernt. Es blieb mir ja nichts anderes übrig.“ Die Tertiarschwester baute Schulen in Salzburgs Partnerdiözese auf und ist eine der wenigen österreichischen Ordensfrauen, die noch heute in Bolivien lebt.
von Ingrid Burgstaller
San Ignacio. Die Präsenz der Franziskaner und der Halleiner Schwestern Franziskanerinnen war ausschlaggebend, dass Salzburg vor mehr als 50 Jahren die Diözesanpartnerschaft mit San Ignacio de Velasco begründete. Die Spuren der österreichischen Missionarinnen und Missionare sind noch gegenwärtig, wenngleich mit Sr. Clara Erlbacher nur mehr eine Halleiner Schwester vor Ort ist und das nicht in der Partnerdiözese, sondern in Santa Cruz. Doch eine Österreicherin hält in San Ignacio die Stellung. Sr. Daniela Kastner, die Verwalterin der „Lotte Salzgeber Schule – Granja Hogar“. Die Mühlviertlerin aus Helfenberg gehört dem „Werk der Frohbotschaft Batschuns“ an. Die Gemeinschaft hat vor 55 Jahren Schule und Internat aufgebaut.
Mädchen hatten fast nie die Chance auf eine Ausbildung. „Es hieß, sie heiraten eh. Wir wollten ihnen Bildung ermöglichen.“ Die Zeiten änderten sich. „Aber verschwunden ist der ,Machismo‘ nicht, Gleichberechtigung von Mann und Frau haben wir nicht“, resümiert Sr. Daniela und verweist auf eine weitere Herausforderung. „Kaum jemand hat ein heiles Nest daheim. Eltern trennen sich häufig, gehen neue Partnerschaften ein, die Kinder bleiben auf der Strecke. Da müssen die Erzieherinnen einiges auffangen.“ Neben der Fürsorge ist es eine fundierte Ausbildung in den Bereichen Gastronomie und Schneiderei, die die jungen Leute – mittlerweile auch Burschen – in „Granja Hogar“ mitbekommen.
Mit Gottvertrauen und Humor am Werk
In San Miguel, einer Kleinstadt der Diözese, waren es die Haller Tertiarschwestern, die Schulen gründeten. „Der Anfang war hart“, sagt Sr. Eva Maria Staller. Wollte sie Familien in einer der Außenstationen der Pfarre besuchen, musste sie aufs Pferd steigen, erinnert sich die mit tiefem Gottvertrauen und ausgeprägtem Humor gesegnete Osttirolerin. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass heute 1.400 Kinder und Jugendliche in fünf Schulen fürs Leben lernen dürfen. Zurück nach Österreich möchte die rüstige Ordensfrau nicht mehr, genauso wenig wie Sr. Daniela, die meint: „Was sollte ich in Österreich machen? Ich gehöre nach Bolivien.“
Autor:Thomas Manhart aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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