Diözesanwallfahrt
Salzburg bringt Erinnerung an den hl. Virgil mit
78 Frauen und Männer pilgerten gemeinsam mit Weihbischof Hansjörg Hofer auf den Spuren der Heiligen im Herzen der „Grünen Insel“.
von David Pernkopf
Irland – das ist Naturerlebnis mit wilder Küste, sanften grünen Hügeln und Schafherden. Geschichtsträchtige Schlösser und Klosterruinen prägen die Landschaft. Irland ist ein Eintauchen in eine spannungsreiche, aber ehrliche Geschichte mit authentischen Städten wie Dublin oder Galway. Da ist der blutige nordirische Konflikt rund um und in Belfast, der Stadt des „bloody Sunday“, wo 1972 friedliche Demonstranten von der britischen Armee getötet wurden.
Das ist die Wiege des iro-schottischen Mönchtums mit den Heiligenstätten von Patrick, Brigida, Columban und dem in Irland beinahe vergessenen Virgil, oder wie er dort genannt wird: Fergal. 78 Pilgerinnen und Pilger der Erzdiözese machten sich mit Weihbischof Hansjörg Hofer, Pfarrer in Ruhe Rupert Reindl, Ordinariatskanzlerin und Irlandexpertin Elisabeth Kandler-Mayr und dem Rupertusblatt auf, um Land, Leute und Heilige kennen zu lernen. „Wir machen eine Wallfahrt. Nicht nur einen Besichtigungstripp“, betonte Weihbischof Hofer. Selbstverständlich waren also Morgengebet, tägliche Messe, und der Rosenkranz im Bus.
Virgil am Anfang
Unmittelbar nach der Landung in Dublin ging es nach einer kurzen Stadtrundfahrt auf die Spuren des heiligen Virgil nach Bray. Gemeinsam feierte man dort die erste heilige Messe unter dem Altarkreuz, das die Erzdiözese spendete. Nach der Feier erteilte Hofer einen Segen mit Reliquien des Heiligen – auch sie stammen aus Salzburg. „Die Geschichte der Kirche in Bray ist deshalb so bedeutsam, da sie die erste Kirche des heiligen Virgil in Irland ist“, erzählt Elisabeth Kandler Mayr. Dann machten sich die Salzburger Pilgerinnen und Pilger auf die Fährte der heiligen Patrick, Brigida und Cloumban, die auch heute noch Menschen inspirieren, Gott zu suchen und den Nächsten zu lieben. Der berühmteste der irischen Heiligen ist Patrick. Der Inselpatron mit dem Kleeblatt, den wir am 17. März feiern. „Am ersten Tag unserer Pilgerreise bestaunten wir bereits eine Kirche des hl. Patrick, in Dublin im gotischen Stil .
Dann besuchten wir in Nordirland die wichtigsten Stätten, die mit Patrick in Verbindung stehen, die beiden Kathedralen in Armagh. Auf unserem Weg in den Westen konnten wir noch den Croagh Patrick bewundern, den heiligen Berg Irlands, der heute noch das Ziel vieler Wallfahrer ist“, berichtet Kandler-Mayr. Ein weiteres Ziel war ein Gedenkort der heiligen Brigida, der „irischen Maria“, in Faughart, nahe Dundalk im Osten Irlands. „Wir können auch in Österreich von einer gewissen Bekanntheit der Heiligen sprechen. Das gilt vor allem für die Pfarre Henndorf, die für kunstgeschichtlich Interessierte wegen der Schönheit der Filialkirche zu nennen ist. Und nicht zuletzt für den Verband der Kleintierzüchter, der vor kurzem Brigida zu seiner Schutzpatronin erwählte“, so die Irlandexpertin.
Angesichts der Bedrohung durch die Normanneneinfälle brachte man der Legende nach die Reliquien nach Downpatrick in Sicherheit, wo sie im Grab der heiligen Patrick und Kolumban beigesetzt wurden. Natürlich stattete die Gruppe auch dem marianischen Heiligtum Knock einen Besuch ab. Die Bedeutung von Knock geht auf das Jahr 1879 zurück, als am Donnerstag, dem 21. August, 15 Einwohner von Knock Zeuge einer Erscheinung auf dem Südgiebel der Pfarrkirche wurden: neben der Jungfrau Maria wollen sie den heiligen Josef, den Evangelisten Johannes, einen Altar mit Kreuz sowie Jesus in Gestalt eines Lamms, umgeben von Engeln, gesehen haben.
Irlands rauer Westen
Connemara ist eine Landschaft, die direkt am Atlantik und im Westen des County Galway liegt. Über die wildromantische Halbinsel ging es für die Reisenden weiter Richtung der Küstenstadt Galway. Diese Landschaft brachte Reiseführer Abbat zum Schwärmen: „Hier gibt es herrliche Sandstrände und vom Wind gepeitschte endlose Wiesen, durchzogen von bröckelnden Trockenmauern, majestätische Berge, tiefe Seen und einsame Moor- und Torfgebiete.“ Wieder auf festem Land angekommen, staunte die Gruppe über das nächste Naturhighlight: die Cliffs of Moher. Die äußerste Küste Europas zum Atlantik hin lud zum Verweilen und Fotografieren.
Virgil am Ende
„Am besten gefielen mir die Ruinen der Klöster und Kirchen, da bekam man einen Eindruck von der irischen Erde “, berichtet ein Pilger in Erinnerung an die Ruinenanlage von Dysert O‘Dea. „Für mich waren die Tage in Belfast wie ein Heimkommen“, sagte eine Pilgerin. „Die irische Gastfreundschaft hat mich verblüfft“, erzählte eine andere.
Für viele war die Begegnung in der Abteikirche in Aghaboe ein Höhepunkt. So auch für Weihbischof Hofer, der von der herzlichen Aufnahme berührt war. Zu den Gründervätern des Komitees zur Erhaltung der Abtei zählt Liam Hyland – stolzer Träger des Rupert- und Virgil-Ordens in Großgold mit Stern. Er ist mit Elisabeth Kandler-Mayr, der Nichte des damaligen Weihbischofs, eine der Säulen der irisch-salzburgerischen Freundschaft. Der knapp 90-Jährige freut sich auf das 50-jährige Jubiläum der Verbindung in 2024, dem Jahr des 100. Geburtstags von Jakob Mayr. Ein irisches Sprichwort sagt: „Es gibt keine Fremden, sondern nur Freunde, denen wir noch nicht begegnet sind.“ Möge dies auch für die nächste Diözesanwallfahrt gelten.
Der Beginn einer Freundschaft
Im Zuge der Vorbereitung des Jubiläumsjahres – 1200 Jahre nach der Einweihung des ersten Doms in Salzburg – stellte sich 1974 die Frage, wer der Heilige war, der den ersten Dom erbauen ließ und 774 weihte. Virgil kam aus Irland, aber Näheres zu seinem Leben vor seiner Reise auf das Festland wusste man kaum. Historiker beschäftigten sich mit den Quellen, die zugänglich waren, und diese Forschung brachte einige Erkenntnisse. Zusätzlich entstand die Idee, nach Irland zu pilgern und sich selbst auf die Suche nach Spuren des Heiligen zu machen, der für die Entwicklung unserer Erzdiözese von entscheidender Bedeutung und als Diözesanpatron bekannt war, von dem man aber im Grunde wenig wusste. Die Pilgerreise unter der geistlichen Leitung von Weihbischof Jakob Mayr im Sommer 1974 war nicht nur für die Pilger etwas Besonderes, sondern auch für jene Pfarre in Irland, in deren Gebiet die Ruine der Abtei Aghaboe liegt. Die Verehrung des Hl. Virgil in seiner Heimat begann also erst nach der Salzburger Pilgerreise 1974.
Seit dem Domjubiläum folgten viele Pilgerreisen und gegenseitige Besuche , sowie die Gründung eines Komitees zur Erhaltung der Abteikirche.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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