Gottesdienste
„Niemand soll vergeblich kommen“
Zählkarten für Gottesdienste, Registrierung im Internet – oder ein ganz anderer Weg? Das Rupertusblatt hat sich umgehört, wie Pfarren mit der Lockerung ab 15. Mai umgehen werden. Dann dürfen Gläubige wieder in die Gotteshäuser zurückkehren und Messen wieder öffentlich stattfinden. Welche Auflagen es zu erfüllen gilt, was eingehalten werden muss und was keinesfalls passieren darf.
Es ist ein abwechslungsreiches Stimmungsbild, das sich durch alle Teile der Erzdiözese Salzburg zieht. Seit Beginn der Coronakrise haben Pfarren sehr unterschiedlich auf die neuen Gegebenheiten reagiert. Einige haben ihre soziale Stärke gezeigt und sich für ältere, gefährdete oder arme Menschen eingesetzt. Sei es durch Zuhören, gute Worte oder Lebensmittelspenden. Andere haben sich Wege gesucht, den Segen auf eine etwas andere Art zu bringen. Durch die Speisenweihe vom Fahrrad aus vor Ostern oder durch das Besprengen von Motorradfahrern mit Weihwasser beispielsweise.
Andere haderten anfangs mit den Einschränkungen und sich rasch ändernden Bestimmungen, was etwa die Feier von Gottesdiensten angeht. „Es war mühsam, den Leuten die Richtlinien auch zeitgerecht mitzuteilen“, sagt etwa Markus Danner, Dechant und Pfarrer in Tamsweg. „Einiges hat sich so kurzfristig geändert, dass ein gerade in die Haushalte gebrachtes Flugblatt schon wieder überholt war.“
In dieselbe Kerbe schlägt Alois Moser, Dechant und Pfarrer in Saalfelden. Beiden Priestern dienen die Pfarr-Internetseiten als Medium, wenn es darum geht, Neuerungen anzukündigen. „Aber nicht alle haben oder nutzen das Internet“, gibt Moser zu bedenken.
Zählkarten in Kirche und Netz
Schauplatzwechsel in den Flachgau. Dort ist Pfarrer Harald Mattel mit seinem Team damit beschäftigt, ein System auszutüfteln, mit dem sich die Gottesdienstbesuche ab 15. Mai am besten organisieren lassen. „Das macht einen Haufen Arbeit, denn wir wollen es so gut machen, dass niemand umsonst zur Kirche kommen muss. Wir wollen niemanden abweisen“, sagt er. Deshalb arbeitet Seekirchen mit Zählkarten, die zur Hälfte in der Kirche liegen und deren anderer Teil mit einer Registrierung im Internet funktioniert.Bei den Gottesdiensten ist dann Mund-Nasen-Schutz Pflicht. Mattel: „Wir hören schon jetzt oft, dass Leute es sich kaum vorstellen können, den eine ganze Stunde lang zu tragen. Und kürzer wird die Messe wohl nicht dauern. Denn was wir an Zeit bei Liedern und Gebeten einsparen, brauchen wir bei der Kommunion länger.“
Eine Kompaktversion der Feier kann der Priester sich nicht vorstellen. „Wenn wir Liturgie feiern, dann soll sie schön und würdig sein“, lautet sein Prinzip. Schnell-schnell-Aktionen seien unpassend.
Wesen der Liturgie erhalten
Ein Blick in den Tennengau: In Hallein zerbricht sich das Seelsorgeteam darüber den Kopf, wie es in den kommenden Wochen mit den räumlichen Einschränkungen umgehen sollen. „Die Regelung mit einer Person pro zehn Quadratmeter bedeutet in Neualm, dass nur zwölf Personen in die Kirche dürfen“, sagt Pastoralassistentin Andrea Leisinger. In die Stadtpfarrkirche Hallein passten zwar 50 Gläubige, dennoch: Die Regelungen einzuhalten und gleichzeitig eine würdige Liturgie zu gestalten sei ein Balanceakt, erzählt Maria Schwarzmann.Den beiden Frauen und dem gesamten Team ist es wichtig, bei allen Einschränkungen das Wesen der Liturgie zu bewahren. „Und das ist aus unserer Sicht Beziehung. Wir werden sehen, wie das mit Mundschutz, Abstand und allem funktioniert“, sagt Schwarzmann.
Pastoral im Blick
In Zell am See wünscht sich indes Pfarrer Christian Schreilechner noch nähere Bestimmungen zu Gottesdiensten im Freien. „In unsere Kirche dürfen 40 Leute. Mir fehlt die Möglichkeit, draußen Gottesdienste zu feiern. Wir haben damit in der Vergangenheit stets gute Erfahrungen gemacht und so könnten auch mehr Menschen teilnehmen“, sagt der Pinzgauer Priester.Mit der Vorstellung, Leute vor der Kirche abweisen zu müssen, kann auch er sich nicht anfreunden. „Das empfinde ich als pastoral sehr schwierig.“ Schreilechner bemerkt auch, dass die Menschen in der Pfarre zunehmend unruhig werden: „Sie haben in den letzten Wochen gut kooperiert und möchten jetzt größere Lockerungen haben.“
Währenddessen in Hopfgarten: Kerstin Planer sieht den Gottesdiensten ab 15. Mai zuversichtlich entgegen. Ihr ist wichtig: „Die Menschen, die dann in die Kirche kommen, sollen sich willkommen fühlen. Dafür haben wir einen Willkommensdienst organisiert, der die Gottesdienstbesucher begrüßen wird“, sagt die Pastoralassistentin.
Vorerst werde es zwar noch keine Familiengottesdienste geben, aber ab Pfingsten sollen auch diese wieder starten. Wie mit vielen Kindern der nötige Abstand gewahrt werden kann? „Die Kinder werden dann nicht in der Gruppe zusammensitzen, sondern mit den jeweiligen Familien. Das soll zu viel Durcheinander im Kirchenraum vermeiden“, erklärt Planer.
Mitzählen vor Ort
Und wie laufen die Vorbereitungen in Salzburgs größter Kirche, dem Dom? „Statt 900 Sitzplätzen werden wir pro Sonntagsmesse 300 füllen“, berichtet Sakristeidirektor Dietmar Koisser. „Am ersten Sonntag wird ein Mitarbeiter draußen mitzählen.“Das Mesnerteam werde Händedesinfektion anbieten und bitten (oder auch einmahnen), den Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Wer keinen dabei habe, könne vor Ort einen bekommen. Eine Voranmeldung sei logistisch nicht möglich. Drei Gottesdienste können besucht werden, jener der Pfarre um 8.30 Uhr, das Hochamt um 10 und die Spätmesse um 11.30 Uhr. Optisch wird es noch eine Änderung geben: Im Dom werden Sitzreihen gesperrt sein, um die Abstände zu garantieren.
Alexandra Hogan/Michaela Hessenberger
Foto: Messen mit Volk: Darauf haben viele Menschen in der Erzdiözese und ganz Österreich gewartet. Ab 15. Mai dürfen sie wieder mit dabei sein, wenn Priester Liturgie feiern. Im Dom zu Salzburg werden Sitzreihen gesperrt und die Vorgaben kontrolliert. Ansonsten steht die schöne, würdige Feier im Zentrum. Domkustos Johann Reißmeier (im Bild) freut sich auf diesen Tag.
Foto: RB/mih
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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