em. Erzbischof Alois Kothgasser
Nach der Feier Rückkehr nach Salzburg

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Die Lebenswege von Erzbischof Alois Kothgasser führten von der Steiermark über Rom nach Innsbruck und Salzburg – und nach der Emeritierung zurück in die Heimat Tirol. Doch heuer, nach dem 85. Geburtstag am 29. Mai, wird er noch einmal seine Koffer packen und nach Salzburg zurückkehren, wie er im Interview verrät.

von Michaela Hessenberger

RB: „Mein Leben in Stationen“ heißt Ihre Biografie. Welche war Ihre Lieblingsstation und welche Station war die, die Sie am meisten herausgefordert hat?
Alois Kothgasser: Es fällt mir schwer, von einer Lieblingsstation zu sprechen, denn jede der doch nicht wenigen Stationen hatte ihre schönen und erfüllenden Seiten, aber auch ihre spezifischen Herausforderungen und da und dort auch manche Belastung. Die größte Herausforderung war für mich die Umstellung von der Diözese Innsbruck in die Erzdiözese Salzburg. In der jungen Diözese Innsbruck war ich der dritte Bischof, in Salzburg jedoch war ich der 90. Bischof beziehungsweise Erzbischof. Die Umstellung auf den „Primas Germaniae“ oder den „Legatus Natus“, den Stellvertreter des Papstes in deutschen Landen, erschien mir am Anfang „eine Schuhnummer zu groß“. Die neuen Herausforderungen waren nicht wenige. Aber die große Geschichte der Erzdiözese und die hervorragende Mitarbeit vieler im Hirtendienst waren mir eine stete Ermutigung.

RB: Und auf welche Station freuen Sie sich heute besonders?

Kothgasser: Heute freue ich mich nach schönen Jahren im Geistlichen Zentrum bei den Don-Bosco-Schwestern in Baumkirchen in Tirol auf die Rückkehr in die Erzdiözese Salzburg, um ab Herbst 2022 – so Gott will – im Priesterseminar in der Dreifaltigkeitsgasse meine Zeit verbringen zu dürfen.

RB: Ein Blatt titelte kürzlich „Alois Kothgasser – der Bauernsohn mit dem Bischofsstab“.Wie kann Ihr persönlicher Lebens- und Karriereweg anderen Menschen Mut machen?
Kothgasser: Von Karriere habe ich eigentlich nie geträumt, sondern einfach davon, wie ich die Aufgaben meines Lebens so gut wie möglich erfüllen kann. Ich will die anderen Menschen ernst nehmen und durch mein Dasein und Mitgehen die Zuwendung und die Sympathie Gottes ein wenig spüren lassen. Das braucht stete Bereitschaft zum Dienen, um den Menschen Mut auf ihrem eigenen Weg zu machen.

RB: In vielen Medien liest man Tipps, wie man möglichst lange jung bleiben – oder zumindest aussehen – kann. Erkennen Sie im Älterwerden vielleicht auch Vorteile? Was gefällt Ihnen an dem Gedanken, 85 zu sein?
Kothgasser: Mehr Zeit, mehr Muße, mehr Gelassenheit... Immer jung bleiben wollen, das hatte ich nicht vor. Der Gedanke, 85 Jahre alt zu sein, erfüllt mich mit Staunen, mit Dankbarkeit und zugleich mit Neugierde auf das, was kommen wird nach der Vollendung dieses Erdendaseins.

RB: Ihr Geburtstag liegt recht nahe am Pfingstfest. Wer ist der Heilige Geist für Sie, welche Rolle spielt er in Ihrem Leben und in Ihrem Glaubensleben?
Kothgasser: In meiner Studienzeit in Turin und in Rom habe ich mich in der Systematischen Theologie, der Biblischen Exegese und der Spiritualität mit dem Geheimnis, dem Wesen und Wirken des Heiligen Geistes befasst. Vor allem die biblischen Aussagen über Gegenwart und Wirken des Heiligen Geistes im christlichen Leben haben mich fasziniert. Dazu kam in Rom die Begegnung mit der Charismatischen Erneuerung im Heiligen Geist. Darum wurde mir auch das Pfingstfest Jahr für Jahr ein Angelpunkt meines geistlichen Lebens und meiner Verkündigung. „Pfingsten in Jerusalem – Pfingsten in Salzburg“, gemeinsam mit der Loretto-Jugend und den vielen Jugendlichen aus ganz Österreich und den Nachbarländern, war für mich ein Höhepunkt des kirchlichen Jahres.

RB: Welche Bibelworte inspirieren Sie da besonders?
Kothgasser: Vor allem die Texte im Johannesevangelium und in den Paulinischen Briefen haben mir immer neue Impulse vermittelt. Besonders der Satz im Römerbrief (Röm 5,5) begleitet mich: „Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“

RB: Zum Geburtstag geht es bekanntlich auch um das Wünschen. Was wünschen Sie denn der Kirche, Ihrer Kirche, der Sie so lange und gerne dienen und die Sie lieben?
Kothgasser: Ich wünsche der Kirche Jesu Christi, deren Glieder wir als Christen und Christinnen sind, dass sie immer neu auf Christus und sein Evangelium schaut und hört, dass sie an die Gegenwart des Heiligen Geistes glaubt und in Liebe bei den Menschen bleibt. Von unserem Lebenszeugnis wird es abhängen, wie es unseren Gesellschaften, den Völkern, den Kulturen und Religionen untereinander geht, um den Weg der Wahrheit, der Liebe und des Lebens miteinander und füreinander zu suchen und zu finden.

Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen gratulieren

Erzbischof Franz Lackner: „Ich kenne Erzbischof Alois seit langen Jahren, zunächst als Salesianer, als Theologen, dann als Bischof. Über elf Jahre hinweg waren wir Mitglieder der Bischofskonferenz, bevor ich seine Nachfolge in Salzburg antreten durfte. Sowohl in der Forschung als auch in der Lehre hat er sich tief mit dem Heiligen Geist befasst; er hat damit ein Thema vorweggenommen, das die Kirche heute wie kaum zuvor beschäftigt: die Synodalität. Das Wesen der Kirche ist ja die Synodalität selbst. Erzbischof Alois hat dies in seinem Wirken als Priester und Bischof stets lebendig bezeugt; sein Leben und die Synodalität greifen ineinander, im Dienst im Kleinen wie im Großen. Als sein Nachfolger bin ich ihm für sein Zeugnis immens dankbar. Lieber Erzbischof Alois, ich wünsche dir alles Gute und Gottes reichsten Segen!

Elisabeth Kandler-Mayr, Ordinariats-Kanzlerin: „Gerne denke ich an die vielen Jahre der Zusammenarbeit, die immer von großem Interesse und einer echten Wertschätzung geprägt waren, die spürbar war. Besonders geschätzt habe ich das merkbare Wohlwollen den Menschen gegenüber, und das Verständnis für die Lebensfragen, die nicht immer einfach gelöst werden konnten. Dabei klar und zugleich verständnisvoll zu bleiben, ist eine große Leistung, die ganz im Sinne seines Ordensgründers ist!“

Doris Witzmann, frühere Präsidentin Katholische Aktion Salzburg: „Herr Erzbischof, Sie zeigten von Beginn an großes persönliches und wertschätzendes Interesse an den ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen der Katholischen Aktion Salzburg, ebenso wie an den Arbeitsschwerpunkten in den einzelnen Gliederungen: Aufmerksames Zuhören, interessiertes Nachfragen, Diskussionen auf Augenhöhe, respektvolles Reagieren auf unterschiedliche Zugänge und verlässliche Unterstützung, auch auf Österreich-Ebene, waren Gütezeichen unserer Begegnungen. Dafür danke ich sehr herzlich und wünsche zum 85. Geburtstag und weit darüber hinaus Gottes Segen, Gesundheit, Zufriedenheit und Freude jeden neuen Tag.

Lucia Greiner, Seelsorgeamtsleiterin: „Seine ungeteilte Aufmerksamkeit in Gesprächen beeindruckt mich immer. Erzbischof Kothgasser hat das Zuhören gepflegt, lange bevor es im Synodalen Prozess besondere Wertschätzung erfuhr. Das Gehörte hat er in neuerlichen Begegnungen präsent. Sich so konzentriert auf die Gesprächspartnerinnen und -partner einzulassen, dabei ist er für mich Vorbild. Gottes Schutz und Segen!

Otmar Stefan, früherer Sekretär des Bischofs: „Der Blick auf sein langes bischöfliches Wirken erfüllt mich mit Dankbarkeit. Einerseits weil ich ihm als sein Sekretär dienen durfte, ein Privileg dessen ich mir stets bewusst war, andererseits weil er vom ersten Augenblick seines Dienstes in unserer Diözese diese als sein pastorales Wirkungsfeld angenommen und seine ganze Kraft dafür eingesetzt hat. Ihn als gütigen, frohen, den Menschen zugewandten guten Hirten erfahren zu dürfen, der trotz aller Belastungen stets die Ruhe bewahrte und immer Zuversicht und Frieden ausstrahlte, hat nicht nur mich beeindruckt, sondern war auch für viele andere Mitarbeiter im diözesanen Dienst Motivation, in diesem Geist mit ihm für die Kirche zu arbeiten und für die Menschen helfend da zu sein. Diese seine Ganzhingabe an Gott und seine Verfügbarkeit für die Menschen ist ein leuchten-
des Zeichen seines bischöflichen Dienstes bis heute.“

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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