Kirchen sind offen
Lasst die Leute zu uns kommen
Erleichterung in den Pfarren der Erzdiözese Salzburg: Der erste Sonntag nach der Coronasperre lief gut. Die Messbesucher kamen – wenn auch noch zaghaft.
Sonntag, zehn Uhr im Dom zu Salzburg: „Klick, klick, klick“ macht es, wenn Mesner Jan Fila auf sein Zählgerät drückt. Das tut er jedes Mal, wenn jemand die Bischofskirche betritt. Mehr als 300 Personen dürfen sich nicht darin aufhalten. Vorschrift wegen des Coronavirus.Beim Hochamt mit Weihbischof Hansjörg Hofer ist es allerdings wie an den ersten Tagen, an denen die Gastronomiebetriebe im Land wieder geöffnet haben darf – verhalten. Als sich das Rupertusblatt im Inneren des Doms umsieht, sind 99 andere Frauen und Männer anwesend. Drei Mal mehr wären erlaubt gewesen. Von der Orgelempore singt der Chor; ungewöhnte Klänge nach wochenlanger Stille und gedrückter Stimmung. Am Altar steht ein sichtlich begeisterter Weihbischof. „Danke für euer Durchhalten ohne Eucharistie. Es ist eine Freude, dass ihr heute gekommen seid. Ich grüße euch“, sagt Hofer. Das Lachen ist offen, die Erleichterung spürbar.
Und die Menschen? Die sitzen mit ihren Masken vor Nasen und Mündern in den Reihen und auf Stühlen, welche die Mesner extra bereitgestellt haben. „Da haben wir lange getüftelt, wie wir die Anordnung am besten hinbekommen“, berichtet Sakristeidirektor Dietmar Koisser. Jede zweite Sitzreihe ist mit einem Seil abgesperrt. Alles zur Sicherheit der Kirchgänger.
Pfarren finden Umgang mit Vorgaben
Schauplatzwechsel in den Tiroler Teil der Erzdiözese. In Jochberg hat Pfarrgemeinderatsobfrau Gerti Noichl das Radio nach gut zwei Monaten wieder gegen die Kirchenbank getauscht. „Das hat sich gut angefühlt“, erzählt sie dem Rupertusblatt. Ihre Pfarre hat PGR- und Pfarrkirchenratsmitglieder zur ersten Messe nach der Coronasperre eingeladen; alle durften eine weitere Person mitnehmen. Noichl: „Das ist sehr gut angekommen.“Bereits Tage zuvor hat ein Team alles in der Jochberger Kirche vorbereitet. Die Bänke desinfiziert zum Beispiel. Desinfektionsmittel stand auch am Sonntag bereit, alle Messbesucher griffen zu. Die Pfarrgemeinderatsobfrau sagt, dass das Tragen der Masken kein Problem gewesen und die wenigen Gebete und Gesänge noch intensiver als sonst gewesen seien.
Auch Ignaz Steinwender, Pfarrer in Zell am Ziller, spürte, wie sehr die Gläubigen am vergangenen Sonntag mitlebten. Im Vorfeld war ihm und dem Pfarrgemeinderat wichtig, dass niemand abgewiesen werden muss, der mitfeiern möchte. Deshalb gab es gleich vier Messen in der Pfarrkirche. Steinwender: „Das hat sich gut aufgeteilt. Insgesamt sind mehr als 300 Leute gekommen. Freude und Tiefe waren spürbar. Und auch eine große Erleichterung, dass wieder ein Stück Normalität eingekehrt ist.“ Kritisch steht Steinwender der Vorgabe gegenüber, die Kommunion auszuteilen, während er selbst eine Maske trägt. Das sei unwürdig, meinte der Priester.
Da Steinwender mit dem Pfarrgemeinderat übereingekommen war, dass es in der Krise umso mehr Gebete braucht, gibt es nun täglich um 19 Uhr eine Maiandacht in jeder der fünf Kirchen. Und sollten zu Gottesdiensten mehr Menschen kommen, als die erlaubte Anzahl, wird die Pfarre am westlichsten Rand der Erzdiözese einfach ihr „Angebot nachbessern und noch mehr Messen feiern“, erklärt er.
Daniela Pfennig/Michaela Hessenberger
Fotos: „Du machst den Sonntag zum Sonntag“: So lädt der Dom in Salzburg ein.
Fotos: RB/mih/Dom
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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