Umverteilungstag
„Jeder kann etwas tun“
Armut hat nicht nur ein Gesicht. Das sagt Jelena Burghardt. Die Studentin ist als Praktikantin bei „ArMut teilen“ nah dran an den Geschichten der Menschen, die zeigen: „Armut ist den Betroffenen nicht anzusehen.“ Und: „Es geht bei den Leuten darum, irgendwie über die Runden zu kommen. Der Druck ist hoch.“ Am Umverteilungstag kommenden Samstag erwarten die Studentin und die Ehrenamtlichen alleine in Salzburg-Mülln Anfragen aus 100 Haushalten.
Eine Alleinerzieherin, die Teilzeit arbeitet, hat ein Monatseinkommen, das knapp über 1.000 Euro liegt. Jetzt ist eine Stromnachzahlung mit mehr als 500 Euro eingetroffen. Die Miete einer Pensionistin ist um 90 Euro gestiegen ist. Ihr bleibt jetzt nichts mehr zum Einzukaufen. „Solche Fälle häufen sich. Die Menschen wissen nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen“, berichtet Thomas Neureiter, Projektleiter von „ArMut teilen“ in Salzburg. Die aktuellen Teuerungen habe die Notlage vieler Menschen verschärft. Solidarität ist wichtiger denn je.
Das pfarrcaritative Projekt „ArMut teilen“ nimmt sich seit Jahren Hilfe suchender Menschen in den Salzburger Stadtteilen an – das ganze Jahr über. Ein spezielles Datum ist jedoch das Umverteilen vor dem Welttag der Armen, der heuer am Samstag, 12. November stattfindet.
100 Prozent kommen bei den Menschen an
Wie gewohnt können Hilfesuchende am Umverteilungstag ihre Sorgen schildern. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der jeweiligen Standorte nehmen die Anliegen in vertraulichen Gesprächen auf. Ein Komitee entscheidet über Unterstützungsmöglichkeiten. Ebenso willkommen sind Spenderinnen und Spender, die Menschen in ihrem Stadtteil unter die Arme greifen möchten. Noch besser: bequem und sicher von daheim die Initiative mit einer Überweisung unterstützen. Die Spende kommt zu 100 Prozent an.
Im vergangenen Jahr wurden mit 48.200 Euro 225 Haushalte mit mehr als 500 betroffenen Personen (Mütter, Eltern, deren Kinder und ältere Personen in finanziell schwierigen Verhältnissen) unterstützt. „Heuer erwarten wir eine ähnlich hohe Zahl von Anfragen“, meint Neureiter.
Jelena Burghardt erklärt, sie habe nicht naiv ihre Praktikumsstelle angetreten: „Natürlich war mir bewusst, dass es in Salzburg Armut gibt.“ Doch von den Menschen direkt zu hören wie es ihnen geht sei noch einmal etwas anderes. Die junge Frau erzählt von der Begegnung mit Mutter und Sohn. „Die Last, die auch auf dem Sohn lag war förmlich zu spüren. Die Mutter konnte ihn nicht mehr schützen. Der Druck kommt bei den Kindern an.“ Trotzdem gehe sie immer mit einem guten Gefühl heim. „Wir sind ja nicht machtlos. Wir können etwas tun. Was mich ermutigt ist, dass wir helfen können. Ich weiß heute, dass in Salzburg zum Glück Stellen da sind, die in Notlagen einspringen.“
Ohne Spenden geht es nicht
Drei Praktikantinnen – neben Jelena Burghardt sind das Anne Marie Gómez Neumann und Verena Kattinger – sind derzeit bei „ArMut teilen“ in Mülln im Einsatz. „Das ist wunderbar“, so Thomas Neureiter, der auch für die Spendenbereitschaft, ohne die es nicht geht, dankbar ist. „Die Leute lassen uns nicht alleine. Sie vertrauen uns wie ein Herr, der kürzlich im Pfarrhof vorbeikam und mir seinen Klimabonus überreichte.“
Diese Standorte machen beim Umverteilungstag mit:
- ArMut teilen Mülln (Lehen, Taxham, Maxglan), Augustinergasse 4, IBAN: AT72 3400 0328 0441 1609
- ArMut teilen Salzburg Süd/Mitte (Morzg, Nonntal, Gneis, Herrnau, St. Paul), Erentrudisstraße 5, IBAN: AT71 3500 0000 9113 2571
- ArMut teilen Parscher für Parscher, Geißmayerstraße 6, IBAN: AT43 3500 0000 2601 4647
- Lieferinger für Lieferinger in St. Martin, Triebenbachstraße 26, IBAN: AT71 3503 4000 0008 8104
- Lieferinger für Lieferinger in Peter und Paul, Lexengasse 1, IBAN: AT71 3503 4000 0008 8104
- ArMut teilen Itzling, Kirchenstraße 34 (Um-verteilung am Sonntag, 20. November)IBAN: AT93 2040 4000 0364 5777
Wer direkt mit einer Spende unterstützen möchte, einfach einen Standort auswählen.
Weitere Infos: www.armut-teilen.at
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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