Katholische Aktion
Guter Wein, neue Schläuche
Mit neuen Statuten und einem topaktuellen Leitbild hat die Katholische Aktion nun eine Verfassung, die Engagement fördert und ein KA-Patentrezept – die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen – stärkt“, sagt Präsidentin Elisabeth Mayer. Ein Überblick über das, was nun neu ist.
von Michaela Hessenberger
„Konstruktiv auf äußere Einflüsse reagieren – das war unser Ziel. Und das ist uns gut gelungen“, sagt Simon Ebner, Generalsekretär der Katholischen Aktion (KA). 2018 rief die Erzdiözese Salzburg all ihre Abteilungen zum Sparen auf, fast zeitgleich gab es strukturelle Änderungen in der Jungen Kirche und in der Erwachsenenbildung. „Um uns auf diese geänderten Rahmenbedingungen einzustellen war bald klar, dass die Organisation ein „Update“ (ital. aggiornamento) braucht.
Vollzogen hat ihn das Team bei laufendem Betrieb. Das Präsidium hat dabei nicht nur Ziele vorgegeben, sondern auch Fragen in die Organisation gestellt. Mit dieser Kombination ist es gelungen, den Ideen und Entwicklungen möglichst freien Lauf zu lassen und die wesentlichen Aufgaben nicht aus dem Auge zu verlieren.
Was als gesetzt galt: Das Jugendzentrum Yoco, mehr als 60 Jahre lang eine eigenständige Gliederung, soll in die Katholische Jugend integriert werden. Nach einem konstruktiven Prozess wurde dies durch einen einstimmigen Beschluss der Yoco-Generalversammlung erreicht. „Diese Einstimmigkeit freut mich, da wir die Änderungen zwar durchsetzen, aber wir nicht einfach über bewährte Strukturen drüberfahren wollten.“ Begleitet wurde die KA von dem Salzburger Organisationspsychologen Erich Gattinger, der in schwierigen Situationen mit Hinweisen eine wichtige Rolle eingenommen hat.
Sparen und die Qualität halten
Was hat sich außerdem verändert? Der Generalsekretär erklärt, dass mit den „KA-Bereichen“ eine komplette Ebene im Organigramm aufgelöst wurde. Die Vorteile der neuen Strukturen fasst Ebner so zusammen: „Wir konnten fix gebundene Ressourcen flexibler verteilen, Ehrenamtliche von Verwaltungsfragen entlasten und mehr Zeit für inhaltliches Engagement freimachen. Ein weiterer Pluspunkt sei, dass die Personalentwicklung darauf abgezielt habe, Teammitgliedern mehr Verantwortung zu übertragen. „So schaffen wir die nötigen Einsparungen, ohne Qualität einzubüßen.“ Das Prinzip der ehrenamtlichen Leitung stand während des Prozesses nie in Frage. „Unsere ehrenamtlichen Vorstände geben die Inhalte vor. Der Zeitaufwand der hier betrieben wird, ist teilweise enorm. Gerade deshalb ist es wichtig, dass die Verwaltung schlank ist.“Mit der Rolle von „KA-Beauftragten“ schafft die KA eine niederschwellige Form des Ehrenamtes. „Wir haben viele Leute in unserem Umfeld, die sich nicht für eine Funktionsperiode oder regelmäßige Sitzungen binden, aber mitarbeiten und sich einbringen wollen. Wenn jemand in einem Themenfeld Expertin oder Experte ist, bekommen wir dieses Know-how in die Organisationen hinein und bieten im Gegenzug ein Forum für diese Kompetenz.“
Er nennt den kürzlich in Pension gegangenen Josef „Pepo“ Mautner, der gerade in Sachen Kirche, Arbeit und Menschenrechte großes Wissen besitze. Weniger hauptamtliche Ressourcen bedeutet auch, dass sich Hauptamtliche nicht mehr im selben Ausmaß in Themen einarbeiten können. Die KA will aus der Not eine Tugend machen: Ehrenamtliches Wissen nicht als Lückenfüller, sondern als Chance, noch breiter aufgestellt zu sein.
Mit Fokus auf die Gottsuche
Stets im Blick seien bei allen Überlegungen die Menschen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die mit und für die KA arbeiten. Plakativ sichtbar und vordergründig sind jetzt einmal die Struktur- und Statutenänderungen. Langfristiges Herzstück des KA-Update wird aber das neue Leitbild sein (siehe Kasten rechts). Der Beschluss über das Update fiel im Mai 2019, Corona hat den Abschluss des Projektes verzögert, aber dafür gesorgt, dass das Ergebnis noch besser reifen konnte. Formell treten die Änderungen erst mit Bestätigung durch den Erzbischof in Kraft, der sich aber bereits beeindruckt vom Inhalt und Tempo des Updates gezeigt hat. „Wir haben den Herrn Erzbischof regelmäßig über den Fortschritt informiert und auch wertvolle Inputs von ihm bekommen. Seine philosophische Herangehensweise ist echt spannend“, so Ebner.
„Das Update hat uns echt weitergebracht. Es herrscht eine richtige Aufbruchstimmung bei uns.“ sagen Mayer und Ebner.
Es gehört viel Mut dazu, als Team an Gewohntem zu rütteln“
Einen Karrieresprung in der neu organisierten Katholischen Aktion Salzburg legte Manuela Wolf hin: Die 35 Jahre alte Oberösterreicherin leitete viereinhalb Jahre das Jugendzentrum IGLU in der Salzburger Haydnstraße. Seit Jänner 2021 ist sie zusätzlich Bereichsgeschäftsführerin. Zu ihren Arbeitsfeldern gehören Kirche und Arbeitswelt, die Aktion Leben und das IGLU.Manuela Wolf hat die Caritas-Schule in Salzburg absolviert, bevor sie sich für eine Stelle in der offenen Jugendarbeit beworben hat. So arbeitet sie seit 13 Jahren im IGLU. „Mir ist wichtig, dass ich auch mit der zusätzlichen neuen Funktion für Projekte verfügbar bin, um am Ball zu bleiben und mit Menschen – ob jünger oder älter – zu arbeiten“, sagt sie.
Von den Neuerungen in der KA-Struktur ist sie jedenfalls begeistert; immerhin gehöre viel Mut dazu, wenn ein ganzes Team zu einer so großen Veränderung beitrage. „Das Ziel, die gesamte KA im Blick zu haben und alle Bereiche gut zusammenzuführen ist gelungen“, erklärt sie.
Spiritualität: Ein stärkender Prozess gelang
Über viele Monate hinweg haben Menschen der Katholischen Aktion Salzburg ihr Leitbild und damit sich selbst in Frage gestellt.
Nun liegt eine Antwort vor – als Update, als Aggiornamento.
Diese Antwort formuliert den Auftrag der Katholischen Aktion in Kirche und Welt von heute mit großem Verantwortungsbewusstsein neu. Ich war dabei und wurde somit nicht nur Mit-Täter, sondern auch dankbarer Zeuge, wie in vielfältig-unterschiedlichen Gruppen und Formationen, Männer und Frauen, auf sowohl haupt-, als auch ehrenamtlicher Ebene, einander in großer kirchlicher Verbundenheit wohlwollend und stärkend auf Augenhöhe begegnet sind.
Prof. Dr. Frank Walz, KA-Generalassistent
Neues Leitbild: Hier begegnet Gott
Die Katholische Aktion Salzburgs (KA) mit ihren zehn Gliederungen und mit ihren mehr als 100 Projekten hat sich ein neues Leitbild gegeben. Dass „Jesus Christus im Selbstbewusstsein der Katholischen Aktion die bleibende Mitte bildet“, liest sich wie selbstverständlich. Ebenso „versteht sich die KA als eine gesellschaftsgestaltende Organisation, die ihre Berufung als Chris-tinnen und Christen in der katholischen Kirche verwirklichen und verkünden will“.
Doch schon, dass die KA „als Gottsuchende“ auf dem Weg ist, deutet auf einen neuen Sprachgebrauch hin, obwohl eine „ecclesia semper reformanda“ immer wusste, dass Kirche nur die gebrochene Hälfte in Händen hält, wenn sie Wahrheit sagt.
Die andere Hälfte der Wahrheit findet sie etwa in den Fremden oder in den „tragischen Atheisten“ (Halik), in denen gemäß des KA-Leitbilds „Gott bereits am Werke ist“. So erhält jede Aktivität und Verkündigung eine gebrochene, biografische Haltung und die KA „ihre Identität in der Verknüpfung von gelebtem Evangelium mit dem Leben der Menschen von heute“.
Beides bietet die Chance zu einer neuen religiösen Sprachfähigkeit, wenn in den Lebenswegen der Menschen Gott gesucht und der Konflikt mit Respekt bestanden wird (wie es der Theologe Spielberg für notwendig erachtet). Das kluge Spiel von Gott suchenden, provokativen, biografischen und nach außen gerichteten Ansätzen bietet der KA neue Anschlussfähigkeiten. „Ein wesentliches Anliegen der KA ist es, zusätzliche Orte kirchlichen Lebens zu erschließen und Räume zu entdecken, an denen die Liebe Gottes wirksam ist.“
Katholische Soziallehre und das in der KA bewährte Prinzip „Sehen – Urteilen – Handeln“ bieten den Rahmen für provokative Akzentsetzungen im Sinne Jesu. Die KA ist keine Spielwiese für Anpassung und wohlgefälliges Gehabe. Strenggläubig ist die Bibel als Grundlage die vernehmbarste Provokation, die ihrer Erfüllung in einer globalen Welt harrt.
Karl Rahner hat vor Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass der Glaube vor allem im Alltag gelebt wird und nicht an den Hochfesten. Vor diesem Hintergrund darf die KA mit dem neuen Leitbild der Spur des Theologen Suschek nachgehen, dass „das Sakrale und das Profane nicht getrennt werden braucht, um Gott zu begegnen“.
Andreas Oshowski,
KA-Arbeitsgruppe Profil und Identität
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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