Partnerdiözese in Bolivien
Geschwister müssen sich kennen

San Ignacio, der hl. Ignatius, ist der Schutzpatron der Diözese. Männer tragen die Statue mit dem Heiligen bei der Prozession um die Plaza. Mittendrin im Zug ist Weihbischof Hansjörg Hofer, links neben ihm Salzburgs Partner­bischof Robert Flock.„Noch bedeutender als die schönen Kirchen ist die Gemeinschaft aus lebendigen Steinen und das sind wir alle als Getaufte“, sagt  der Weihbischof. „Mir geht das Herz auf, mit welcher Freude die Menschen feiern, beten und singen.“     | Foto: RB/ibu
25Bilder
  • San Ignacio, der hl. Ignatius, ist der Schutzpatron der Diözese. Männer tragen die Statue mit dem Heiligen bei der Prozession um die Plaza. Mittendrin im Zug ist Weihbischof Hansjörg Hofer, links neben ihm Salzburgs Partner­bischof Robert Flock.„Noch bedeutender als die schönen Kirchen ist die Gemeinschaft aus lebendigen Steinen und das sind wir alle als Getaufte“, sagt der Weihbischof. „Mir geht das Herz auf, mit welcher Freude die Menschen feiern, beten und singen.“
  • Foto: RB/ibu
  • hochgeladen von Ingrid Burgstaller

Die Partnerschaft zwischen San Ignacio de Velasco und Salzburg besteht seit 54 Jahren. „Das ist eine besondere Freundschaft“, sagt der Bischof der bolivianischen Diözese, Robert Flock. Und: „Wie können wir gemeinsam auf dem Weg sein, Geschwister sein, wenn wir den anderen nicht kennen?“ Der Besuch einer Gruppe aus der Erzdiözese mit Weihbischof Hansjörg Hofer trug dazu bei, das zu ändern, und machte deutlich: lebendig ist diese Partnerschaft dann, wenn es Begegnung gibt.

Wer nach einer Reise nach San Ignacio heimkehrt, der nimmt unweigerlich ein Mitbringsel mit: die rote Erde ihrer weiten Straßen, die an Koffern wie Schuhen haften bleibt. „Das gehört dazu“, lacht Markus Roßkopf, Weltkirche-Referent und Bolivienkenner, der die Gruppe aus Salzburg durch erlebnisreiche Tage navigierte. Auf dem Programm standen die von den Jesuiten geschaffenen Reduktionen (Siedlungen) der Chiquitania. Sie reihen sich wie auf einer Perlenkette in einem großen Bogen aneinander. 1991 wurden die restaurierten Kirchen im Tiefland Boliviens von der UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen.

Aber nicht nur die Kirchen, genauso die religiösen Traditionen und die indigene Barockmusik sind sichtbare und wichtige Elemente, die sich aus dem Erbe der Jesuiten speisen.

Volle Kirche zum Ignatiusfest

Am Vorabend des Ignatiusfests ist die Kirche in San Ignacio voll und am Festtag selbst strömen noch mehr Menschen in das Gotteshaus. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen, auch aus den umliegenden Dörfern sind die Menschen gekommen. Es ist arbeitsfrei und nach dem Gottesdienst und der Prozession mit der Statue des Schutzheiligen beginnt das Feiern auf der Plaza vor der Kathedrale.

„Das jeweilige Patronatsfest hat in allen Pfarren einen hohen Stellenwert“, sagt Michael Heinz. Der Steyler Missionar ist nach fünf Jahren als Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerkes Adveniat in Essen in seine Wahlheimat zurückgekehrt. „Die Volksfrömmigkeit ist sehr jesuitisch geprägt. Die Jesuiten legten das Fundament, später haben das die Franziskaner aufgegriffen.“ Doch Jahrzehnte hätten nach der Ausweisung der Jesuiten aus Lateinamerika (1767) getaufte Laien in den verwaisten indigenen Gemeinden den Glauben weitergegeben. „Sie haben die Traditionen erhalten und wie in Santa Ana sogar die Kirche fertig gebaut“, so Heinz, der weiter berichtet: „Die Karwoche ist noch wichtiger. Die Passion Chris­ti überlagert alles und ist tief mit der Passion der Menschen und ihrem Leben verbunden.“ In seiner Pfarre Maria Asunta, in der er den polnisch stämmigen Pfarrer vertritt, habe er in den drei Wochen vor Ostern mehr Beichte gehört als davor in fünf Jahren in Deutschland.

Er relativiert gleichzeitig: „Die Säkularisierung ist zu spüren, wenngleich langsamer als in Europa. Wir haben weniger Taufen und weniger Hochzeiten.“ Im Gottesdienst seien mehr junge Leute als in Österreich oder Deutschland – das stimme. „Doch die Bevölkerung ist insgesamt jünger“, so die Erklärung des Missionars.

Fast zweieinhalbmal Österreich

400.000 Menschen wohnen in der Diözese, 90 Prozent sind katholisch. San Ignacio ist fast zweieinhalbmal so groß wie Österreich. Das ist laut Bischof Flock eine der größten Herausforderungen. Im Priesterrat hat er wie sein Klerus aufmerksam zugehört als die Salzburger Gäste von den Erfahrungen mit dem Synodalen Prozess berichten. Der Bischof hat einen Hirtenbrief zum Synodalen Prozess verfasst. „Wir haben den guten Willen dazu.“ Das gemeinsame Unterwegs-Sein sei noch schwierig. Diözese wie Pfarrgebiete seien groß, Gemeinden weit voneinander entfernt, so könne sich nur lokale Identität etablieren. Ein Anfang sei gemacht mit dem Hinausgehen von der Stadt in die Dörfer, um die Realität der Menschen am Land zu verstehen.

33 Priester wirken in der Diözese. Sie betreuen nicht nur eine Pfarre, sonden zahlreiche Gemeinden. In diesen Außenstationen nehmen die Katechis­tinnen und Katechisten sowie die „líderes religiosos“(religiöse Leiter) eine zentrale Rolle ein. Sie feiern am Sonntag mit den Gläubigen die Wort-Gottes-Feier, unterrichten Religion an Schulen, übernehmen die Taufvorbereitung und sind für die Kapellen zuständig. Bischof Flock ist ihre Aus- und Weiterbildung eine Herzensangelegenheit. Er hat Pläne, auch für die Förderung des Ständigen Diakonats: „Wir könnten sie gut brauchen.“ Er spricht von der Gründung neuer Pfarren –doch wer solle sie leiten? „Wir haben nur einen Seminaristen.“ Die Liste seiner Agenda ist lang, doch erstmal steht ein freudiges Ereignis an: die Amtseinführung des neuen Weihbischofs, Fernando Bascopé Müller SDB.

Große Ehre: Weihbischof Hansjörg Hofer mit dem Hirtenstab von Bischof Robert Flock. | Foto: RB/Roßkopf
  • Große Ehre: Weihbischof Hansjörg Hofer mit dem Hirtenstab von Bischof Robert Flock.
  • Foto: RB/Roßkopf
  • hochgeladen von Ingrid Burgstaller

Grußwort von Weihbischof Hansjörg Hofer

Besondere Ehre für Weihbischof Hansjörg Hofer: Er stand dem Gottesdienst am Vorabend des Ignatiusfestes vor und hielt die Predigt. Eingezogen in den Dom von San Ignacio ist der Salzburger Weihbischof mit dem Hirtenstab von Bischof Robert Flock. „Das werde ich nie vergessen“, meinte Hofer. In einem Grußwort beleuchtet er die Bedeutung der Diözesanpartnerschaft und erinnert an die Halleiner Schwestern Franziskanerinnen, die neben den Franziskanern bereits Jahrzehnte in der Chiquitania wirkten und die 1968 ausschlaggebend waren für die Wahl des Apostolischen Vikariats Chiquitos (1994 entstand daraus die Diözese San Ignacio) zur Salzburger Partnerdiözese.

„Die Partnerschaft mit eurer Diözese dauert nun schon 54 Jahre. Seitdem ist viel Gutes gewachsen. Anlass für unseren jetzigen Besuch ist der Synodale Prozess, den Papst Franziskus für die ganze Weltkirche ausgerufen hat. Ein wichtiges Element dieses Prozesses ist das Hören, das Hinhören auf den Hl. Geist, aber ebenso auf die anderen, das Hinschauen und Hinhören auch auf unsere Partnerdiözesen. Das geht am besten durch einen gegenseitigen Besuch. Und so haben wir versucht, hinzuhören und hinzuschauen auf das vielfältige Leben in eurer Diözese. Wir haben viel Leben in euren Pfarren wahrgenommen. Wir haben uns gegenseitig ausgetauscht und in der gemeinsamen Hoffnung bestärkt. Denn wir sind ja als Kirche Jesu Christi miteinander unterwegs.

Der hl. Ignatius, aber auch unsere Diözesanpatrone Rupert, Virgil und Erentrudis von Salzburg mögen unsere gemeinsame und gegenseitige Partnerschaft auch künftig begleiten. Möge Gott uns auf die Fürsprache dieser mächtigen Schutzpatrone in eine gute Zukunft führen.“

Fakten zur Diözese San Ignacio de Velasco

  • Einwohner: 400.000 
  • Fläche: 197.000 km² 
  • Katholiken: 90 Prozent der Bevölkerung 
  • In der Diözese gibt es 25 Pfarren und rund 250 Gemeinden –170 davon mit einer Kapelle; betreut von 33 Priestern und 250 Katechistinnen und Katechisten.
    Priester pro Katholiken: 1:10.000 (Salzburg 1:4.300) 

Bischöfe seit Beginn der Diözesanpartnerschaft 1968: 

  • Josef Rosenhammer OFM (1949–1974)
  • Bonifaz Madersbacher OFM  (1974–1995)
  • Karl Stetter (1995–2016)
  • Robert Herman Flock Bever (seit 2016)

Erbe der Jesuiten: Missionskirchen, Glaubensfreude, Musik, Traditionen und die ausgeprägte Volksfrömmigkeit der Menschen prägen das Leben bis heute.
Bildung: Die Kirche setzt auf die Schulen in der Glaubens- und Wertevermittlung. Es gibt 43 kirchliche Schulen und Kindergärten mit 14.191 Schülerinnen und Schülern.
Schöpfungsverantwortung: Die Sorge um die Umwelt und Auswirkungen der Erwärmung sind groß. Die Papst-Enzyklika Laudato si‘ und die Amazonien-Synode setzen Impulse.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ