Pastoralinnovation: Ernst Wageneder
Er soll neue Wege ausprobieren
30 Kilometer liegt Ernst Wageneders frühere Wirkungsstätte – die Basilika in Mondsee – von seiner neuen entfernt. Er erzählt, welche Aufgaben er bald rund um die Salzburger Kirchen und in der Erzdiözese übernimmt.
Interview: Michaela Hessenberger
RB: Von der Sound-of-Music-Kirche in Mondsee in die Festspielstadt – wie kam das?
Ernst Wageneder: Nach vollen 16 Jahren in meiner Pfarre wird es Zeit für neue Aufgaben. Niemand dachte, dass ich die Gemeinde jemals verlassen würde. Doch ich habe den Wunsch nach Veränderung gespürt; ich wollte von der Pfarrseelsorge in die kategoriale Pastoral. Nach Gesprächen in Salzburg war klar, wohin mein Weg ab September geht.
RB: Nämlich?
Wageneder: Bei mir werden vier Schnittstellen zusammenlaufen. Ich arbeite mit und für die Kirchen der Stadt. Dazu kümmere ich mich um die pastorale Innovation in der Stadt Salzburg und bin Netzwerker für die Missionarische Seelsorge. Und ich werde in der Tourismus- und Wallfahrtsseelsorge sein.
RB: Viel Erfahrung haben Sie dafür ja schon.
Wageneder: Mondsee ist tatsächlich eine sehr international geprägte Pfarre mit Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt. Die Basilika ist die Sound-of-Music-Kirche schlechthin. Und auch wenn es um neue Wege in der Seelsorge geht, bringe ich Wissen mit. Mein Ansatz ist und war, dass ich zu den Menschen hingehen will, um sie für die Frohe Botschaft zu gewinnen. Irgendwo zu sitzen und zu warten, dass jemand zu mir kommt, damit ich ihn mit Inhalten glücklich mache – das ist nicht meine Art.
RB: Ihr Wissen möchten Sie nicht nur praktisch umsetzen, sondern auch in akademische Formen gießen.
Wageneder: An der Universität Salzburg, aber auch in den diözesanen Bildungseinrichtungen, sollen ein Lehrgang und Angebote entstehen, bei denen es um pastorale Innovation geht. Warum? Weil die Kirche ein Organismus ist, der sich ständig verändert. Darauf müssen wir uns gut einlassen. Dafür will ich arbeiten.
RB: Wo ordnen Sie sich denn theologisch und spirituell ein?
Wageneder: Durch mein Studium in Innsbruck bin ich den Jesuiten dort verbunden und mag die akademisch-intellektuelle Art. Die Internationalität am Canisium war das Beste, das mir passieren konnte. Sie hat meinen Blick geöffnet. Und ich mag die Prozesstheologie. Denn alles ist im Werden und der Mensch darf an dieser wunderbaren Welt mitgestalten. Das Prozesshafte bedeutet aber auch, dass wir uns mit-verändern und auf neue Gegebenheiten einstellen müssen.
RB: Mut ist da wohl angesagt?
Wageneder: Unbedingt! Deshalb inspiriert mich das Zweite Vatikanum so. Dort heißt es, wir sollen nach den Zeichen der Zeit forschen und sie im Licht der Worte Jesu deuten. Mir ist in der Seelsorge wichtig, dass ich nicht von der Vergangenheit ausgehe, sondern von der Gegenwart. Die Kirche ist im Aufbruch und wir haben die Chance, jetzt neue Wege zu gestalten.
RB: Was ist Kirche für Sie?
Wageneder: Der Ort, an dem Leid und Misserfolg Platz haben und an dem das Problem die Lösung ist. Gott schenkt uns die Einsicht für Vergebung, Mut und Neubeginn.
RB: Die Menschen möchten Sie kennenlernen. Was gibt es neben Theologischem zu wissen?
Wageneder: Zum Beispiel, dass ich als Kind schon mit der Familie zu Ausflügen nach Salzburg, oft ins Müllner Bräu, gekommen bin. Dass Kunst und Kultur für mich mehr sind als Erholung und Information, nämlich Räume zum Entwickeln. Dass ich die Festspiele liebe, österreichische Musik mag, einige Alben von Sting besitze und Choräle ebenso gern höre wie französische Chansons. Dass ich auf Berge gehe, Mountainbike fahre, schwimme – und dass meine Wohnung eigentlich eine Bibliothek ist.
Zur Person
Ernst Wageneder wechselt mit September von Mondsee in die Erzdiözese Salzburg. Er kümmert sich dann um die Pastoral-Innovation im Dekanat Salzburg-Zentralraum und ist Referent für Tourismuspastoral, Wallfahrts- und Missionarische Seelsorge. Der Priester ist gebürtiger Oberösterreicher, aufgewachsen in Gampern im Bezirk Vöcklabruck. In Innsbruck studierte er erst Germanistik und Literaturwissenschaften, dann Theologie. Auf der Uni hat er sich auch verliebt; seine Freundin musste schließlich Verständnis haben für seine Entscheidung, Priester zu werden. Mit seiner zölibatären Lebensform ist er zufrieden; wären die Sakramente Ehe und Weihe zugleich zulässig, wäre das für ihn ein guter Weg gewesen.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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