Priesterweihe
Einzelkämpfer oder Junggeselle?
Wenn Rupert Santner am 29. Juni von Erzbischof Franz Lackner zum Priester geweiht wird, stellt sich auch für die Erzdiözese die Frage wieder: Wer ist der Priester für unsere Zeit und unsere Kirche?
von David Pernkopf
Rupert Santner sagt am 29. Juni im Salzburger Dom „Ich bin bereit“. Seine Priesterweihe ist die erste seit vier Jahren. Christian Hauser, der jetzige Pfarrprovisor von Wörgl, wurde 2017 als letzter Priesteramtskandidat geweiht. Nach Jahren ohne Ordination in der Erzdiözese beginnen mit der Weihe von Santner wieder regelmäßige Jahrgänge hofft Regens Tobias Giglmayr. Von den 14 Seminaristen könnten drei im nächsten Jahr ihr Ja sprechen. Wiederum drei junge Männer haben Interesse an einem Eintritt im Herbst angemeldet.Viel ist in den letzten Jahren über den Priestermangel, über den Wandel des Priesterberufes und seiner Anforderungen sowie den Ansehensverlust von Kirche und Priesterbild gesprochen worden. Mehr als die Imagefrage stellt sich womöglich die Identitätsfrage des Priesters für Kirche und Welt.
Wer ist der Priester?
„Die Frage ist: Was sollen die Leute einmal von mir als Priester sagen? Dass er bei der Feuerwehr war, dass er ein lieber Kerl ist, dass er im Wirtshaus gesessen ist“, fragt Regens Giglmayr und bringt damit auf den Punkt, was oft vielleicht in der Diskussion ausgespart wird: Das Wesen des Priesters und seiner Berufung. Die notwendige Reflexion des Selbstbildes von Priestern gehöre in die Priesterausbildung genauso wie in die alltägliche Bewusstseinsbildung, berichtet Giglmayr. Pater Paul Weingartner OCD ist Spiritual am Priesterseminar in Salzburg. Er kümmert sich um die geistliche und spirituelle Entwicklung der Seminaristen. Dabei begleitet, unterstützt und berät der Karmelit in guten und in schlechten Zeiten. Seine Aufgabe sieht er auch so: „Ich möchte jungen Menschen in herausfordernden Zeiten beistehen, keine verkehrten Kompromisse einzugehen.“
Für Weingartner ist die Priesterberufung die Entfaltung der Taufgnade. „Berufung ist das Finden des wirksamsten Daseins eines Menschen für Gott und den anderen“, erklärt der Karmelit. „In der Beziehung zu Christus bekommt der Mensch sich selbst als Geschenk – entbunden von falschen Identitätsmachern wie Leistung, Beruf, und Geld.“ Aus diesem Geschenk gelte es etwas zu machen. „Ich habe gemerkt, dass meine wirksamte Daseinsform die des Priesters ist“, so Weingartner. Wer dies erkenne und spüre, solle daran nicht vorbeigehen. Ganz bei Gott und bei dem Menschen sein zu wollen, ist ein Aspekt des Priestertums. „Die eine Hand ganz bei Gott und die andere beim Menschen. So sehe ich mich als jemanden, der die Welt Gottes mit der Welt der Menschen verbinden darf“, erklärt Pater Paul. Wesentlich zum Priester gehöre, dass er sich am Leben freuen kann, da er nur so Erlösung erfahrbar macht. Liebe und Freude gehören zusammen, sagt Weingartner.
Berufung geschieht immer
„Ein Priester ist berufen, Christus zu den Menschen zu bringen und die Menschen zu Christus zu führen“, sagt der Priester Simon Weyringer. Er ist Lehrbeauftragter für Literatur und Exegese des Alten Testaments an der Universität Salzburg und der päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz. Er schloss 2009 sein theologisches Studium ab und empfing am 29. Juni desselben Jahres im Dom zu Salzburg von Erzbischof Alois Kothgasser die Priesterweihe. Neben der Aufgabe Menschen zum Glauben an Jesus zu führen ist es die sakramentale Nähe Jesu sichtbar und wirksam zu machen.
Seine eigene Berufung erfuhr Weyringer in der Meditation des Wortes aus dem Matthäusevangelium: „Wer sein Leben gewinnnen will, wird es verlieren, wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ Diese tiefe existenzielle Ergriffenheit ist für ihn „die Art und Weise der Nachfolge, zu der mich Christus berufen hat. Ich möchte ein guter Hirt wie Christus sein, der die ihm Anvertrauten liebt. Eine Wunde ist, diesem Anspruch nur selten zu genügen“, erzählt der gebürtige Neumarkter.
Ein neuer Priester für die Erzdiözese
„Als drittes Kind wuchs ich am elterlichen Hof in St. Andrä (Pfarre Mariapfarr) im Lungau auf. Wir sind sieben Geschwister, haben sechs Kühe und produzieren über 100 verschiedene Produkte als Direktvermarkter. Arbeit, Glaube und Musik prägten unseren Alltag. Alle drei Momente sind ein Geschenk der Heimat und der Familie.
‚Seht das Lamm Gottes‘ ist der Primizspruch, den ich am Tag meiner Matura empfangen hatte. Das Lamm ist der Gipfel der Offenbarung als auch der heiligen Messe. Weltgeschichte und Mystik treffen sich darin.“
Die Primiz feiert Santner am Sonntag, 4. Juli in seiner Heimatpfarre Mariapfarr. Der begeisterte Musiker und Jugendseelsorger ist zurzeit als Diakon in Thalgau im Einsatz und wird im Herbst eine Kooperatorenstelle in der Erzdiözese antreten.
Priesterweihe am 29. Juni im Salzburger Dom
Am 29. Juni, dem Fest der Apostel Petrus und Paulus, wird mit Rupert Santner erstmals seit vier Jahren ein Priester in der Erzdiözese Salzburg geweiht. Die Feier beginnt um 14.30 Uhr im Dom zu Salzburg und wird via Livestream (www.salzburger-dom.at) übertragen. Der Einlass in den Dom findet ab 14 Uhr statt, nach Erreichen der zulässigen Anzahl der Gottesdienstteilnehmer wird der Dom geschlossen; danach stehen Plätze vor der Videowand am Kapitelplatz zur Verfügung. Im Anschluss besteht dort Möglichkeit zur Begegnung. Die Einhaltung der 3-G-Regel wird erbeten. Nach der Priesterweihe erteilt der Neugeweihte um 20 Uhr in der Salzburger Dreifaltigkeitskirche den Einzelprimizsegen.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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