950 Jahre Stiftskirche Michaelbeuern
„Dieser Ort ist von Gott geschaffen“

Die Stiftskirche Michaelbeuern ist für Abt Johannes Perkmann ein Ort des Betens und Feierns. Der reich ausgestattete Altarraum ist alarmgesichert. Das Hochaltarbild von Johann Michael Rottmayr zeigt die Auferstehung Jesu. Ein Bild, das nicht nur zu seiner Entstehung während einer Pestzeit, sondern auch vor den Herausforderungen der heutigen Zeit Gläubigen Hoffnung und Zuversicht schenkt.
� | Foto: RB/Monika Hölzl
  • Die Stiftskirche Michaelbeuern ist für Abt Johannes Perkmann ein Ort des Betens und Feierns. Der reich ausgestattete Altarraum ist alarmgesichert. Das Hochaltarbild von Johann Michael Rottmayr zeigt die Auferstehung Jesu. Ein Bild, das nicht nur zu seiner Entstehung während einer Pestzeit, sondern auch vor den Herausforderungen der heutigen Zeit Gläubigen Hoffnung und Zuversicht schenkt.
    
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Vor mehr als einem Jahrtausend wurde im nördlichen Flachgau das Kloster Michaelbeuern gegründet. Für den 18. Juli 1072 ist die Weihe der Stiftskirche belegt. Mit Festgottesdienst und Festkonzert feiert die Benediktinerabtei Michaelbeuern am Sonntag, 17. Juli, das 950-Jahr-Jubiläum ihres Gotteshauses. Abt Johannes Perkmann OSB wirft einen Blick in die Geschichte und setzt zuversichtlich Schritte in die Zukunft.

von Monika Hölzl

Auf der Website der Benediktinerabtei Michaelbeuern zählt ein Countdown Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zum Festgottesdienst zum 950-Jahr-Jubiläum der Kirchweihe herunter. Ein Zeichen der Vorfreude auf dieses Großereignis für das Kloster und seine Stiftskirche vor den Toren der Stadt Salzburg. Dem Festgottesdienst wird Weihbischof Hansjörg Hofer vorstehen. Für den Abend ist ein Festkonzert mit der Salzburger Bachgesellschaft geplant.

Stilmix aus Jahrhunderten

Schlicht erscheint das Gotteshaus beim Betreten durch das romanische Stufenportal aus dem 13. Jahrhundert. Der barocke Hochaltar, imposant gestaltet vom Mondseer Bildhauer Meinrad Guggenbichler und dem Salzburger Maler Johann Michael Rottmayr, fängt den Blick ein. Durch das eigens dafür angelegte Südfenster fällt an Sonnentagen am Vormittag das Licht auf den Auferstandenen.

„Das Bild des Hochaltars entstand in einer Pestzeit. Die Auferstehungsszene sollte den Gläubigen ohne Worte diese Hoffnung geben“, weiß Abt Johannes Perkmann OSB. Er ist seit 2006 Abt des Benediktinerklosters und lebt seit 1986 in der Gemeinschaft. Viele Feste seines geistlichen Lebens hat er in „seiner“ Stiftskirche gefeiert, von der Einkleidung über seine Profess bis hin zu seiner Abtweihe. „Ich bin hier fest verwurzelt, spüre festen Boden, habe Respekt vor der Geschichte und eine große Dankbarkeit. Ich weiß um meine Verantwortung mit diesem Erbe gut umzugehen und die Herausforderung aktiv Schritte in die Zukunft zu setzen, wie es an diesem Ort immer geschehen ist“, sagt Abt Johannes über das Gefühl, diesem geschichtsträchtigen Kloster vorzustehen.

Zurück in das Gotteshaus: nachdem die romanische Kirche barockisiert worden war, wurde sie während des Nationalsozialismus als Verbandsmittellager und Theatergarderobe für die Salzburger Bühnen „genutzt“. Wegen der Entfernung zur Hauptstadt erschien Michaelbeuern als „sicherer Ort“.

Weiter geht es zu einer Besonderheit für eine Stiftskirche: ein Taufbecken. „Noch bevor die Dorfbeurer Kirche 1229 zur Pfarrkirche erhoben wurde, erhielt die Stiftskirche das Taufrecht für die Bevölkerung Michaelbeuerns“, weiß der Benediktiner fast jedes Detail aus der Geschichte. Schon sperrt Abt Johannes ein Gittertor auf und zieht zwei große Pflanzentröge beiseite: die Josefskapelle war früher die Konventualengruft. Hinter den Pflanzen, die das Bild des heiligen Josef rahmen, kommen Grabplatten zum Vorschein. Eine schlicht mit einem Kreuz, die anderen aufwändiger. Diese stille Ecke gehört zu Abt Johannes Lieblingsorten in der Kirche. Ein Kunstschatz sind für den 54-Jährigen auch jene Säulen, die im vorderen Bereich der Kirche vom romanischen Bau erhalten sind.

Wie passt der barocke Hochaltar zur sonst schlichten Ausstattung? „Sie ist das Ergebnis der Reromanisierung der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg.“

Belebtes Gotteshaus

So viel Vergangenes die alten Mauern erzählen könnten, so viel erleben sie heute noch. Dafür sorgt die Benediktinergemeinschaft aus 13 Mönchen. Die Stiftskirche strahlt weit über den Ort hinaus. Größere Feste der Gemeinde, wie kürzlich Fronleichnam, werden von der Pfarrkirche in die größere Stiftskirche verlegt. Gottesdienste sind im Nachhinein auf YouTube abrufbar. Die Schülerinnen und Schüler der Privaten Mittelschule der Benediktinerabtei Michaelbeuern gestalten regelmäßig Gottesdienste und bringen Themen der Zeit mit in das Gotteshaus. So finden etwa die Botschaften der „Fridays for Future“-Bewegung Eingang in die heilige Messe. Dass die Gottesdienste für die Jugendlichen eine Bereicherung sind, erfahren die Mönche, wenn ehemalige Schülerinnen und Schüler die Messe besuchen. Manche heiraten sogar in Michaelbeuern.

Zum Schluss zitiert Abt Johannes Perkmann einen Hymnus an die Kirche von Gertrud von le Fort: „Auf mir ziehen Jahrtausende zu Gott“, schrieb die Schriftstellerin einst. „Bei uns sind‘s zumindest schon Jahrhunderte.“

950 Jahre Kirchweihe: Gottesdienst und Konzert

Sonntag, 17. Juli, 9.15 Uhr: Gottesdient mit Weihbischof Hofer
Sonntag, 17. Juli, 19.30 Uhr: Festkonzert. Programm: M. Haydn: Applauses (MH 144) „Quid video superi“; M. Haydn: Tu es Petrus (MH 397); M. Haydn: Te Deum (MH 28); M. Haydn: Missa in C sub titulo Sti. Michaelis (MH 12); M. Haydn: Regina Coeli MH 80; A. Bruckner: Locus iste (WAB 23).
Ausführende: Collegium Vocale der Sbg. BachgesellschaftSbg. Barockensemble; Daniela und Florian Beer, Violinen;
Stephan Pollhammer, Orgel; Leitung: Michael Schneider
Infos:www.salzburger-bachgesellschaft.at
Karten: Raika Michaelbeuern, Forum Michaeli per E-Mail an: forum.michaeli@gmail.com oder unter 0664/7380 4066.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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