Die Menschen, die im Stadtteil:GARTEN in Itzling anbauen und ernten, tun nicht nur ihrer Gesundheit, sondern auch dem Stadtklima etwas Gutes. Sie haben keine weiten Anfahrten zu ihren Beeten. Sie ziehen Gemüse und Obst, das keine langen Transportwege zurücklegt. Wie der Gemeinschaftsgarten im Salzburger Stadtteil Itzling das soziale Klima verbessert, zeigt ein Lokalaugenschein und ein Gespräch mit Marlene Huemer. Sie ist im ABZ – Haus der Möglichkeiten, einer Einrichtung der Ka-tholischen Aktion, für die Kulturarbeit und damit für den Gemeinschaftsgarten zuständig.
Margareta Griesebner und Sultan Cicek sind ein Gartenduo, das voneinander lernt: Die Salzburgerin schaut sich von der gebürtigen Türkin ab, wie das Anbinden der Paradeiser-Pflanzen am Besten gelingt. Sie selber gibt bereitwillig ihr Holunderblütensirup-Rezept weiter und zeigt ihrer Beetnachbarin die ergiebigsten Sammelplätze in der Mozartstadt. Das Miteinander wird im interkulturellen Stadtteil:GARTEN groß geschrieben. Mehr als ein Auge darauf hat Marlene Huemer. Sie koordiniert im ABZ – Haus der Möglichkeiten die Stadtteil:KULTUR und damit die grüne Oase und den Erholungsraum mitten in einem dicht besiedelten Gebiet. Der Garten bietet 30 Beete, in denen rund 50 Menschen von jung bis alt und unterschiedlichster Herkunft ihren grünen Daumen unter Beweis stellen. Woher die Menschen kommen? „Aus der Türkei, asiatischen Ländern, den Staaten des ehemaligen Jugoslawien …“ Aber eigentlich, meint Huemer, wisse sie das gar nicht immer und das stehe ja gar nicht im Vordergrund. Wichtig dagegen ist ihr etwas anderes: „Es sollte ein gewisses Interesse an der Gemeinschaft vorhanden sein. Wir sind halt kein Schrebergarten, wo jede und jeder nur auf das Eigene schaut.“
Garteln in Zeiten von Corona
Das Frühjahr ist für die Gärtnerinnen und Gärtner Hauptsaison. „Zumindest was die Arbeit angeht“, lacht Sandra Wernegger. „Da heißt es anpflanzen, damit es dann am Ende des Sommers reif wird“, weiß die junge Frau. Sie berichtet, dass heuer coronabedingt alles etwas anders und die Zeit im Garten doppelt wertvoll war. „Daheim wäre meiner Tochter Nora und mir die Decke auf den Kopf gefallen. Die Kleine wird im September zwei Jahre alt. Sie braucht Bewegung, um die ganze Energie loszuwerden, die sie hat. Der April war außerdem regenarm, deshalb mussten Nora und ich immer viel gießen. Alles was mit Wasser zu tun hat, macht ihr besonders Spaß“, erzählt Wernegger.
Ein Stück Grün als Zufluchtsort
„Während des Lockdowns waren wir wirklich sehr eingeschränkt, was Aktivitäten aller Art betrifft. Wir haben unseren Stadtteil nicht verlassen, da wir nur zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs waren. Da war der Garten unsere Zuflucht“, sagt Sandra Wernegger. Mit dieser Erfahrung sei sie nicht alleine gewesen. Jeder und jede sei sehr froh gewesen, um dieses Stück Grün während der Ausgangsbeschränkungen. Das bestätigt Marlene Huemer: „Die Leute hatten mehr Freizeit als sonst und sie waren öfter hier.“ Bei der Gartenarbeit sei dementsprechend einiges weitergegangen. Das emsige Pflanzen von Chilli, Gurken, Bohnen oder Kräutern verspreche heuer eine besonders reiche Ernte aus den individuellen wie den Gemeinschaftsbeeten. Das „Raus in den Garten“ habe aber auch einen nicht zu unterschätzenden psychischen Effekt. Gerade als die Menschen angehalten waren, ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, habe ihnen das Werkeln in der Natur gut getan und sie beruhigt. Genauso sei der Plausch – auf Abstand und teilweise mit Maske – mit den Mitgärtnern eine willkommene Abwechslung gewesen.
Menschen haben unterschiedliche Ansichten. Den einen stört es, wenn plötzlich in einer Runde ein Lied angestimmt wird und es etwas lauter ist. Der andere war besorgt, weil seiner Meinung nach die Corona-Distanzregeln nicht eingehalten wurden. In diesen Fällen ist Gartenkoordinatorin Huemer als Ansprechpartnerin zur Stelle. „Durchs Zuhören, Reden und Moderieren können Konfliktpotenziale entschärft und Missverständnisse geklärt werden“, ist sie überzeugt.
Wiese statt Konzertsaal
Es sind rund 50 Menschen, die regelmäßig im Garten ein- und ausgehen. Interessenten auf ein freies Beet muss Marlene Huemer aktuell vertrösten. „Wir haben eine Warteliste. Vor allem junge Familien ziehen nach Itzling und melden sich immer wieder und fragen nach.“ Jederzeit willkommen seien alle Nicht- oder Noch-Nicht-Gärtner bei den Veranstaltungen im Stadtteil:GARTEN. So geht diesen Sommer wieder das Chorfestival über die Bühne. Die Termine gibt es in Kürze unter www.kirchen.net/abz
Fotos: Sultan Çiçek, Margaretha Griesebner und Marlene Huemer im Stadtteil:GARTEN.
Fotos: RB/ibu
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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