Passionsspiele Thiersee
Der Pfarrer ist mit dabei
Glauben verkünden. Er ist einer von 250 Thierseerinnen und Thierseern, die am Passionsspiel teilnehmen – und doch ist er ein ganz besonderer Darsteller: Zum ersten Mal steht mit Harrison Markose auch der Ortspfarrer auf der Bühne. Warum sich der Seelsorger auf diese Art in den Dienst dieser besonderen Evangelisierung stellt.
von Daniela Pfennig
„Es war eine gute Entscheidung, auch wenn ich am Anfang aufgrund der vielen Termine überlegt habe“, sagt Harrison Markose. Als Ortspfarrer ist er zwar automatisch Mitglied im Ausschuss des Thierseer Passionsspielvereins und bringt sich dort ein. Aber als er gefragt wurde, ob er auch mitwirken würde, hat ihn das überrascht.
„Ich habe im Priesterseminar etwas vom Leben Jesu gespielt. Im Kleinen“, erzählt der gebürtige Inder, der heuer erstmals die große Passionsbühne in Thiersee betritt. „Die Passion ist kein Theaterstück. Wir haben alle eine Mission: Das Evangelium verkünden und den christlichen Glauben verbreiten – durch das emotionale Spiel, die einfühlsame Musik, die wunderschöne und effektvolle Bühne. Egal, ob große Rolle, stumme Aufgabe oder bei der Technik engagiert, es kommt auf jede und jeden an. Alle haben eine besondere Berufung, sind Gesandte Gottes“, sagt der Priester.
Alle Mitwirkenden sind Apostel
Zuerst wollte er beim Volk mit dabei sein, jetzt verkörpert er den heiligen Stephanus, eine kleine Sprechrolle. Dass Stephanus einer der Ersten war, der Jesus nach der Auferstehung erkannte und mit den Apos-teln über ihn diskutierte, ist für den Pfarrprovisor eine Parallele zu seinen priesterlichen Aufgaben. „Es ist mein Auftrag, die Frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen“, sagt Harrison Markose.
Ihn freut es besonders, dass bei den Passionsspielen die Evangelisierung von einer großen Gruppe ausgeht. „Alle Mitwirkenden bilden eine Gemeinschaft. Das ganze Team ist ein Herz und eine Seele. Alle nehmen den großen Auftrag von Jesus an. Das macht viel Freude und wird über den Sommer viele Menschen aus nah und fern erreichen“, erklärt er.
Die Passion „braucht“ er nicht, um noch mehr Gläubige aus dem Ort kennen zu lernen. Denn obwohl der aus Indien stammende Geistliche erst seit drei Jahren Provisor des Pfarrverbands Thiersee–Landl ist, kennt er bis auf ganz wenige Gesichter schon alle Mitwirkenden vor den Proben beim Namen. Das ist beeindruckend in der 3.000-Seelen-Gemeinde. Durch seine offene, gesellige Art findet er schnell einen guten Zugang zu den Thierseerinnen und Thierseern.
Passion prägt Glauben im Ort
„Bevor ich nach Thiersee kam, dachte ich mir, die Menschen sind aufgrund der Passion sicher tief gläubig und viele besuchen die Gottesdienste. Wenige Monate später bestätigte sich das. Die Passion ist eine gute Basis, ein fruchtbarer Boden und sie spielt eine große Rolle in der Entwicklung des Glaubens im Tal. Sie ist eine Tradition, die lebendig weitergegeben wird“, sagt der Priester voll Überzeugung.Dass es bis Oktober zu pfarrlichen Terminkollisionen kommen könnte, erwartet der Pfarrprovisor nicht: „Als Seelsorger muss man flexibel sein. Wir haben die fixen Spieltermine schon lange, an diesen kann ich zum Beispiel keine Hochzeiten oder Taufen übernehmen. Das ist aber kein Problem, weil so viele aus dem Ort bei der Passion dabei sind.“ Im Gegenteil. Er sieht in der Passion eine andere Möglichkeit, Menschen für den Glauben zu begeistern.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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