Renovierung
Das Kloster lebt weiter
Das erste Mal in seiner Geschichte wird das Franziskanerkloster in Salzburg umfassend saniert. Seit einem Jahr prägen Bauschutt und Lärm den Alltag der Brüder – Unannehmlichkeiten, die sie gerne in Kauf nehmen. „Dieser Umbau ist wie ein Geburtsprozess. Zuerst hat man schmerzhafte Wehen und dann folgt die Freude, wenn das Kind da ist“, erzählte Provinzial Pater Oliver Ruggenthaler anlässlich des ersten österreichischen Welterbe-Tages.Eben diese Freude über die Revitalisierung wollen die Salzburger Franziskaner nach Ende der Arbeiten nicht für sich behalten, sondern mit den Menschen teilen. Bei Tagen der Begegnung, Gartenfesten und Rundgängen sollen die Pforten des Klosters geöffnet werden, damit auch Außenstehende ein wenig Klosterluft schnuppern können.
Denn gerade der Kontakt nach außen ist der Gemeinschaft besonders wichtig: „Die Erzbischöfe haben uns Franziskaner im 16. Jahrhundert nach Salzburg geholt, damit wir für die Menschen da sind. Mit dem Umbau des Klosters möchten wir diesen Auftrag auch weiterführen“, sagte P. Oliver Ruggenthaler.
Im Kloster gibt es Geschichte zum Angreifen
Lärm, Staub und viel Vorfreude. Vor einem Jahr haben die Sanierungsarbeiten am Franziskanerkloster in Salzburg begonnen. Ein Lokalaugenschein von Alexandra Hogan
Seit dem 16. Jahrhundert haben die Franziskaner in Salzburg eine Niederlassung, die Grundstrukturen ihres Klosters bestehen aber schon seit dem 12. Jahrhundert. Weiterbauten, Umbauten, die Besetzung durch die Nationalsozialisten, Wind und Wetter – all das hat dem Gebäudekomplex im Laufe der Jahrhunderte zugesetzt.
Lärm und Staub
Um das Kloster für die Zukunft rüsten zu können, befindet es sich seit April 2020 im Renovierungsmodus. „Wir sind sehr froh, dass wir mit der Sanierung sehr gut vorankommen“, sagt Guardian P. Thomas Hrastnik.Er erzählt vom Umzug innerhalb des Klosters, denn wo renoviert wird, kann schließlich nicht gleichzeitig gewohnt werden. So haben die Brüder allen möglichen Hausrat von einem Teil des Klosters in einen anderen getragen.
„Natürlich hatten wir Brüder reichlich Lärm und Staub. Aber das nimmt man auch gerne in Kauf, weil es um eine größere Sache geht und man sich auch freut, wenn danach das Kloster schön restauriert ist“, sagt Hrastnik.
Mahnmal für die Zukunft
Der erste Bauabschnitt konnte nun bereits abgeschlossen werden. Eine der größten Aufgaben dabei: die Freilegung des von den Nazis zugeschütteten Kreuzgangs. Die hatten nämlich gleich am 13. März 1938, nur einen Tag nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, das Franziskanerkloster aufgehoben.„Die Gestapo hat gleich gesehen, dass unser Kloster ein zentraler Ort in der Stadt Salzburg ist. Die Erinnerung soll bleiben als Mahnmal für die Zukunft“, sagt Provinzial P. Oliver Ruggenthaler bei einem Lokalaugenschein anlässlich des ersten österreichischen Welterbe-Tags, der am 18. April stattfand und deutet auf die kürzlich auf einer Wand entdeckte Inschrift „Heil Österreich“. Die hatte einer der ehemaligen Brüder beim Anschluss Österreichs heimlich im Kreuzgang hinterlassen.
Es sollte bis Ende des Zweiten Weltkriegs als Quartier für die Gestapo dienen, inklusive Verhörsaal und Gefängnis. Neben dem Kreuzgang sind auch die Sanierung der zukünftigen Zimmer der Brüder und die Einrichtung des Provinzialats so gut wie abgeschlossen.
Platz für Begegnung
Helle Räume, viel Platz für Begegnung, das fällt beim Betreten der Baustelle auf. „Damit ein Ort nicht nur Fassade bleibt, sondern authentisch ist, muss er mit Leben gefüllt werden“, sagt P. Oliver Ruggenthaler. „Da braucht es Räume zum Zusammenkommen mit den Menschen.“Tage der Begegnung sind in Planung, auch um die Bedürftigen in der Stadt Salzburg werden sich die Brüder wieder kümmern. „Nach dem Umbau werden wir die Armenspeisung erneut aufnehmen. Auch wird es für sie Duschmöglichkeiten geben“, sagt P. Oliver, als er mit wehendem Habit durch einen der unzähligen Gänge des Klosters geht.
Baustelle ist Herausforderung
Dass die noch andauernde Sanierung des Gebäudekomplexes kein Zuckerschlecken ist, erzählt Bauhistorikerin Dagmar Redl-Bunia. Die alten Fundamente des Petersfrauen-Klosters, der Almkanal, der unter dem Kloster durchfließt, Baureste aus der römischen Zeit, schiefe Wände und die Veränderungen der Nationalsozialisten – all das verlangte den Beteiligten so einiges ab. Mit dem Zwischenergebnis ist Redl-Bunia umso zufriedener. „Bei diesem Projekt war und ist vor allem die Archäologie gefordert. Hier findet sich Geschichte zum Angreifen“, sagt die Bauhistorikerin.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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