Pfarrgemeinderat
„Alle mit ins Boot holen“
Der Pfarrgemeinderat lebt von einer guten Zusammenarbeit der Mitglieder. Aber wie entwickelt man ein wertschätzendes Teamgefühl und vermeidet Konflikte? „Der Schlüssel ist die Kommunikation“, sagt Seelsorgeamts-Referentin Monika Stockhammer.
von Thomas Manhart
RB: Sie arbeiten im Seelsorgeamt der Erzdiözese als Referentin für Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung. Was bedeutet das im Hinblick auf die neuen Pfarrgemeinderäte (PGR)?
Monika Stockhammer: Wir sind seit der PGR-Wahl im März dieses Jahres präventiv im Sinne der Konfliktvermeidung tätig und begleiten die Pfarrgemeinderäte in Teamentwicklungsfragen. Bei den Startklausuren versuchen wir, die PGR-Mitglieder konstruktiv zu unterstützen und viele Fragen bereits am Beginn zu klären – damit nicht genau jene ungeklärten Dinge irgendwann später eskalieren. Es ist wichtig, von Anfang an in das Teamgefüge zu investieren.
RB: Was sind die großen Herausforderungen der Teamarbeit in einem Pfarrgemeinderat?
Stockhammer: Es gibt viele Gründe, warum es im PGR zu Konflikten kommen kann: Spannungen zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, unterschiedliche Erwartungshaltungen bezüglich der eigenen Tätigkeit und jener der anderen, unterschiedliche Rollenverständnisse, unterschiedliche Auffassungen über die Ausrichtung des PGR oder das Kirchenbild insgesamt, manchmal auch die fehlende Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit. Herausfordernd kann auch die Teamkonstellation des PGR sein – zum Beispiel eine Mischung aus Leuten, die mehr Veränderung und Innovation wollen, und traditionsbewussteren Mitgliedern, die eher Beharrungskräfte haben.
RB: Wie kann im Gegensatz dazu ein guter Start, eine gute Zusammenarbeit gelingen?
Stockhammer: Zunächst sollte man genau schauen, wer Teil des PGR ist? Welches Selbstverständnis, welche Stärken und welche Motivation bringen die Mitglieder mit, um sich in diesem oder jenem Bereich zu engagieren? Auch wenn das Ressourcen bindet, ist unser Ratschlag an jeden Pfarrgemeinderat: Investiert in eine Klausur, in gemeinsame Zeit miteinander, wo es vielleicht auch einen geselligen Teil gibt. Das wird vieles erleichtern. Gute Zusammenarbeit gelingt dann, wenn man ein Gespür und ein Verständnis füreinander entwickelt. Der Schlüssel ist immer die Kommunikation.
RB: Kommunikation ist so wichtig, weil...
Stockhammer: ...der Auslöser von Konflikten oft Informationsmangel ist. Viele PGR-Mitglieder verstehen sich nicht nur als Dienstleister, sie wollen mitgestalten und Bescheid wissen. Es mag mühsam und aufwendig sein, alle regelmäßig per E-Mail, Newsletter oder WhatsApp-Gruppe zu informieren, aber: Je mehr Wissensträger es gibt, desto mehr sitzt man im gemeinsamen Boot. Ich kann vielleicht nicht alle in alle Entscheidungen einbeziehen, aber ich kann gut kommunizieren und so die Leute mit ins Boot holen.
RB: Was sind bekannte Gründe, aus denen PGR-Mitglieder wieder aufhören?
Stockhammer: Zum Beispiel das vorhin erwähnte „Gespür“ füreinander. Wo steht jemand, was braucht er, wie tickt sie? Wenn ich als Mitglied des Pfarrgemeinderates ständig das Gefühl habe, mit meinen Interessen, Anliegen oder Bedürfnissen nicht durchzukommen und wenn dafür kein Verständnis aufgebracht wird, dann bleibe ich wahrscheinlich auch nicht lange. Anstatt konkret zu fragen „Was stellst du dir denn vor? Wo willst du dich engagieren?“ wird den Leuten zu oft einfach irgendein Amt übertragen. Für länger anhaltende Motivation braucht es aber auch die Begeisterung.
RB: Ein abschließender Ratschlag für harmonische PGR-Sitzungen?
Stockhammer: Eine gute Feedback-Kultur. Das muss man als Gruppe auch einüben und gemeinsame Formen und Regeln finden. Von Feedback nach den Sitzungen zwischen Tür und Angel ist abzuraten.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.