Schöpfung
Im Himmel gibt es Tiere

Oft wollen Familien über den Tod hinaus mit ihren Haustieren verbunden bleiben.
 | Foto: RB/mekcar/shuttertstock.com
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Viele Jahre lang begleiten sie ihre Besitzer – aber was, wenn geliebte Haustiere sterben? Gibt es für Vierbeiner und Co. einen Platz im Himmel? Antworten darauf gibt der Linzer Moraltheologe und Priester Michael Rosenberger.  

„Mama, kommen Tiere in den Himmel?“ Spätestens wenn die geliebte Katze oder der Familienhund stirbt, sind viele Eltern mit dieser Frage konfrontiert. Während die Kirche viele Jahrhunderte lang eher ablehnend darauf reagiert hat, gibt es einen, der mit einem deutlichen „Ja“ antwortet. Michael Rosenberger ist in Linz Professor für Moraltheologie und besonders da engagiert, wo es maunzt, bellt oder fiept.

Platz für alle Geschöpfe

„Was wäre Gott für ein Gott, wenn er seine eigenen aus Liebe geschaffenen Geschöpfe im Stich lassen würde“, fragt der Priester. Er verweist auf zahlreiche biblische Texte: „Oft ist davon zu lesen, dass Tiere mit eingeschlossen sind, wenn der Messias kommt, um sein Friedensreich zu errichten. Im Himmel haben alle Geschöpfe ihren Platz. Für Tierliebhaber ist das ganz selbstverständlich.“ Und: Auch Papst Franziskus unterstreiche diesen Standpunkt in seiner Enzyklika Laudato si‘.Wenn die Kirche am 4. Oktober den Gedenktag des hl. Franziskus feiert, dann stehen in zahlreichen Pfarren in Österreich wieder Tiersegnungen auf dem Programm. Für ihren Vierbeiner wünschen sich mittlerweile viele Menschen jedoch nicht mehr nur einen kirchlichen Segen, sondern auch religiöse Bestattungen – ein Wunsch, der nach wie vor umstritten ist.
„Ich bin sehr offen dafür“, sagt Rosenberger. Vereinzelt gebe es die Möglichkeit von Tierbestattungen auf Friedhöfen, manchmal sogar mit den Besitzern zusammen in einem Familiengrab. „Der gemeinsame Aspekt hat etwas. Er will sagen: Wir haben im Leben zusammengehört, jetzt sind wir im Sterben miteinander verbunden. Ein Tier ist schließlich oft ein festes Familienmitglied.“

Eigene Wünsche statt Tierwohl

Kritisch sieht Rosenberger allerdings das Ausmaß, in dem manche Tierliebhaber ihre Lieblinge vermenschlichen. „Bis zu einem gewissen Punkt können wir nicht anders, als Tiere zu vermenschlichen. Wir sind ja Menschen und können uns deswegen nie ganz in sie hineinversetzen“, sagt der Moraltheologe.Jedoch: Ein Besuch beim Hundefriseur sei kein Bedürfnis, das vom Hund stamme, sondern viel mehr ein Bedürfnis des Besitzers. „Der Friseur schadet noch nicht, aber im Bereich Ernährung kann man viel Schaden anrichten. Es gibt viele Menschen, die ihr Tier nicht sachgerecht halten – nicht etwa aus Vernachlässigung, sondern aus Liebe, die nicht das Tier wahrnimmt, sondern die eigenen Vorstellungen und Wünsche überstülpt.“

Michael Rosenberger selbst hat die Liebe zur gesamten Schöpfung quasi schon als Kind eingeimpft bekommen. „Mein Vater war Biologe und hat vieles erklärt und gezeigt. Er hat uns Kindern Faszination und bis zu einem gewissen Maß auch Wissen mitgegeben. Wir haben viel Zeit in der Natur verbracht.“Für den Theologen ist der 4. Oktober ein ganz besonderer Tag: „Denn der hl. Franziskus ist einer meiner Lieblingsheiligen. Ich habe zwar keine Pfarre und damit keine Tiersegnungen, aber rund um diesen Tag stehen bei mir immer viele Vorträge rund um Tierethik am Programm.“

von Alexandra Hogan

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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