Hauskirche zu Weihnachten
Auch heuer ist Heiligabend
An Heiligabend feiern und Kontaktbeschränkungen einhalten: Wie geht das am besten mit Kindern? Familie Spießberger erzählt, wie sie den Heiligen Abend rettet ohne dabei Traditionen aufgeben zu müssen.
„Was wir am Heiligen Abend normalerweise tun, das können wir auch heuer. Wir sind eigentlich kaum eingeschränkt“, sagt Angelica Spießberger und blickt in ihren Kalender auf das roteingekreiste Datum 24. Dezember. Viele Familien stehen vor schwierigen Fragen: Ist es okay, die Großeltern am Heiligen Abend zu besuchen? Sollte die Bescherung im allerengsten Kreise stattfinden? Oder sogar draußen? Was bedeutet allerengster Kreis für unsere Familie überhaupt?
„Wir haben grundsätzlich keinen Besuchsmarathon vor uns. Wir sind da recht einfach gestrickt: Am Christtag schauen wir kurz bei meinen Eltern vorbei. Die Eltern meines Mannes besuchen wir am Stephani-Tag. Mit Geschwistern haben wir uns heuer online auf Zoom getroffen.“ Auch Shoppen oder Glühweinstandl-Partien sind kein Thema. Damit ist schon viel an sozialem Stress weg und der Fokus auf Weihnachten als religiöses Familienerlebnis leichter. Es ist also viel mehr von Weihnachten übrig, als befürchtet. Ein intimer Rahmen kann die Bedeutsamkeit für die Kernfamilie steigern. „Einmal waren alle unsere Kinder total krank und wir konnten weder Eltern noch Schwiegereltern besuchen“, sagt die Flachgauerin. „Da haben wir gespürt, wie sehr uns die gemeinsame Gestaltung, die Aufgaben, die jeder übernehmen muss und das Feiern zusammenschweißt. Wir wollen gar nicht mehr anders“, berichtet Ehemann Thomas.
Apropos Gestaltung und Aufgabenverteilung: „Wenn jeder und jede etwas zu tun hat, fühlen sich alle wichtig und jeder Dienst ist wertvoll. Und das beginnt mit dem Miteinander an diesem Tag: jeder gibt ein bisschen von seiner Zeit und seinen Fähigkeiten, beim Kochen, beim Schmücken, beim Werkeln und Putzen, beim Singen und Musizieren“, erklärt die studierte Religionspädagogin.
Jede und jeder haben etwas zu tun
Nach dem Weihnachtsfrühstück und einem Weihnachtsputz holen Vater Thomas und die Jungs Maximilian (9) und Ludwig (4) den Christbaum, der am Vortag „gefällt“ wurde. „Wir schmücken den Baum dann gemeinsam. Ein Familienunternehmen. Das dauert ein wenig, wenn alle mithelfen. Es geht manche Kugel kaputt und auch ein paar Tieren aus der Krippe fehlt ein Fuß, aber das gehört eben dazu, wenn alle sich beteiligen sollen“, schmunzelt Angelica. Theresa (8) bereitet sich währenddessen mit der Gitarre auf die Bescherung vor. So sind die Kinder bis Mittag beschäftigt. Danach gibt es ein kleines Essen und schließlich wirft sich die ganze Familie in Schale: Lederhose und Dirndl sind das traditionelle „Heiliger-Abend-Outfit“ der Familie Spießberger. Falls es die geltenden Corona-Vorschriften zulassen geht es zur Kindermette nach Salzburg-St. Blasius.
Ansonsten gibt es die Hauskirche im Wohnzimmer. „Wir stellen die Heilige Familie auf und legen das Jesuskind in die Krippe. Kerzen werden entzündet. Der Raum in eine dunkle Atmosphäre getaucht. Wir zelebrieren dann das Rauchen-Gehen“, sagt die Mitarbeiterin im Referat für Ehe und Familie. Papa Thomas schwenkt das Weihrauchfass. Die Familie zieht betend (die ersten drei Gesetzchen des freudenreichen Rosenkranzes) durch die Wohnung. Danach trägt Papa Thomas die Lesung des Tages vor und gemeinsam lesen sie aus dem Lukasevangelium die Geburt Jesu.Das Zimmer ist ganz finster. Nach dem Singen von Stille-Nacht und anderen Weihnachtsliedern erfolgt das Warten auf den Klang des Glöckchens. Spätestens dann ist klar: Es wird auch heuer Weihnachten.
Einer „spinnt“ immer
Neben der Feier der Weihnachtsbotschaft ist Angelica Spießberger noch etwas anderes wichtig: „Dass unsere Kinder nicht immer so wollen, wie wir es uns vorstellen, ist ganz normal. Oft haben wir gerade an Weihnachten den Anspruch, alles muss perfekt sein. Wofür? Familie ist bunt und manchmal unrund. In der Aufregung sind die Kinder oft überdreht und den Eltern fehlen wegen der vielen To-dos die Nerven.“ Was ihr persönlich am meisten hilft, wenn ein Kind „spinnt“, nicht mitmachen möchte oder alle durcheinanderbringt, verrät die zuversichtliche Mama: „Nimm es mit Humor. Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“
David C. Pernkopf
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.