Fastenzeit im PG der Herz-Jesu-Missionare
Jedes Tun hat Folgen
Nach innen gehen. Nach außen sehen. Dieses Motto begleitet die jungen Leute am Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare durch die Fastenzeit. Dabei reisen sie in den Kongo und finden heraus, was die blutigen Konflikte dort mit ihren Handys hier zu tun haben oder warum die Abholzung des Regenwalds in Brasilien niemanden kalt lassen sollte.
„Erst das Nach-innen-Gehen und Still-Werden führt dazu, dass wir wahrnehmen, wie es um unsere Erde und Mitmenschen bestellt ist“, sagt Hermine Haidvogel, die Deutsch und Russisch am Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare unterrichtet. Sie möchte ihren Schülerinnen und Schülern den Blick weiten und ihnen so vermitteln: Wir sind alle miteinander verbunden. Die Pädagogin hat dafür konkrete Beispiele. „Wenn das nächste Stück Regenwald in Brasilien gerodet wird, hat es Auswirkungen auf das Klima in Europa. Der Preis unseres Smartphones hängt mit dem Krieg im Kongo zusammen. In diesem afrikanischen Land sind die wichtigsten Abbaugebiete für den Handy-Rohstoff Coltan. Unser Gemüse und Obst aus Süditalien haben mit den Schicksalen der Geflüchteten aus Afrika zu tun.“ Haidvogel holte vergangenes Semester mit der 4d-Klasse im Deutschunterricht genau diese und weitere Themen vor den Vorhang.
Schülerinnen: Coolster Papst ever
Der Fernunterricht in Coronazeiten hielt die jungen Leute nicht auf. Unermüdlich werkten sie an ihren Geschichten und Interviews, die sich alle, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise, mit der Bewahrung der Schöpfung, Umweltschutz und Globalisierung auseinander setzen. Dass die Arbeiten journalistisch gestaltet an die Öffentlichkeit gehen konnten, hatten sie nicht nur ihrer Lehrerin zu verdanken. Die Klasse dockte an das österreichweite digitale Zeitungsprojekt „Let’s go viral“ von Sabina Zwitter-Grilc an. Die ORF-Redakteurin des Fernsehmagazins „Heimat Fremde Heimat“ produzierte eine digitale Schülerzeitung, die nach wie vor auf volksgruppen.orf.at online ist. Die Salzburger Beiträge können sich sehen lassen. Hier nur drei Beispiele: Laurin Reichl befragte den langjährigen Leiter des Begegnungszentrums Bondeko und heutigen Mitarbeiter des kongolesischen Kardinals, Mathieu Lobingo, über die Lage in seiner Heimat. David Reschreiter und Clemens Werner haben sich angesehen, was gegen den wahllosen Kahlschlag in den Wäldern getan wird. Marlene Lettner und Johanna Bachleitner recherchierten über Papst Franziskus und seine Aussagen zu Ökologie, Corona, Rassismus und Flüchtlinge. Sie interviewten Pfarrer Peter Hausberger und Pastoralassistentin Ingrid Leitner aus der Salzburger Pfarre St. Paul. Zusammenfassend meinten die Jugendlichen: „Franziskus – der coolste Hirte ever.“
Es liegt an jedem und jeder von uns
In der Fastenzeit nutzt das Privatgymnasium nun die eigenen Kanäle wie Wandzeitung, Homepage und soziale Medien, um die Texte zu verbreiten. „Die Schülerinnen und Schüler zählen natürlich die Zugriffe und machen dabei eine wichtige Erfahrung: über Facebook oder Instagram können wir die Menschen auch mit nicht-oberflächlichen Botschaften erreichen“, erzählt Hermine Haidvogel, die überzeugt ist: „Wenn wir die globalen Zusammenhänge begreifen, müssen wir Verantwortung für unser Tun übernehmen. Das bedeutet dann, dass wir im Supermarkt entscheiden, zu welcBereits früh am Morgen kümmerten sich die Arbeiterinnen und Arbeiter um uns. Sie spritzten komisches Gift aus, das Schädlinge anscheinend von uns fernhalten sollte. Als die Sonne in der Mitte des Himmels stand, kippte plötzlich ein Arbeiter um. Alle außer einer wollte ihm helfen, aber der Chef erlaubte es nicht. Sie hatten alle keine Schutzanzüge an, mussten in der prallen Hitze arbeiten und das ganze Gift gelangte auf deren Haut. Das war schon alltäglich.hem Produkt wir greifen.“ Es liege schließlich an jedem von uns, einfach im Winter keine Erdbeeren oder Tomaten zu kaufen.
Alles Tomate: Woher kommt sie? Wie reift sie?
„Heute wurde ich in die Tiefe der Erde eingesetzt. Es ist ganz schön dunkel hier unten und das Einzige, was ich sehe, sind ein paar Gliederfüßer, die vor mir sterben. Irgendwas stimmt nicht mit mir, ich wachse schneller als gedacht, aber ich weiß nicht wieso. Nach ein paar Tagen erblickte ich das Licht der Welt und war geschockt. Ich sah Hunderte Tomatensträucher, die alle kräftige Früchte trugen. Ich hatte Angst, dass ich diesen hohen Anforderungen nicht gewachsen sein und aussortiert werde. Ich wartete geduldig bis ich groß und stark für die Ernte wurde und genoss in diesen heißen Tagen die Sonne. Das Komische war, dass ich grün geerntet wurde. Ich wurde mit vielen anderen Tomaten verpackt und musste ungefähr 1.500 km von Süditalien nach Österreich transportiert werden…“
Wie geht es einer Tomate, bevor sie im Gemüsefach eines Kühlschranks liegt? Woher kommt sie? Wie reift sie? Welche Hände pflegen und hegen sie? Diese Fragen stellte sich Iris Erber, Schülerin der 4d. Sie verfasste aus der Sicht einer Tomate einen berührenden Text. Inspiration war ihr Milo Raus Film „Das Neue Evangelium”, der die Situation der Landarbeiter in Süditalien aufzeigt. Nach ihrer gefährlichen Mittelmeer-überfahrt sind die Tomatenfelder oft eine Sackgasse für geflüchtete Menschen aus Afrika. Sie pflanzen und ernten unter sklavenähnlichen Bedingungen jenes Obst und Gemüse, das irgendwann auch in österreichischen Supermärkten im Verkauf landet.
Zum Text von Iris Erber geht es via QR-Code. Auf volksgruppen.orf.at gibt es auch die anderen Schülerbeiträge.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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