Weihnachten
Der größte Wunsch ist klar
Friede ist, was Liliya Brandstetter sich zu Weihnachten am dringendsten wünscht. Die gebürtige Ukrainerin bangt mit ihrer Familie und den Menschen, die in dem kriegsgebeutelten Land leben – oder kämpfen.
von Michaela Hessenberger
„Dieses Weihnachten wird anders. Es wird traurig. Mein größter Wunsch ist, dass niemand mehr sterben muss.“ Liliya Brandstetter sitzt im BFI Salzburg, in einer halben Stunde beginnt für die Sprachtrainerin eine neue Unterrichtseinheit. Sie ist 2004 der Liebe wegen nach Österreich gekommen, hat geheiratet und ist froh, mit ihren vier Kindern so weit in Sicherheit zu sein. Ihre Eltern, 72 und 75 Jahre alt, leben nach wie vor in Uschgorod in der Region Transkarpatien, die ganz im Osten und damit entfernt vom Kriegsgeschehen liegt. Sie haben sich in ihrer Heimatstadt, die etwas weniger Einwohner hat als die Stadt Salzburg, ein Reihenhaus samt Schrebergarten erarbeitet. „Die beiden sitzen jetzt oft im Dunklen. Es ist kalt. Strom gibt es zweimal am Tag, von sechs bis acht Uhr früh und dann noch einmal von elf bis ein Uhr am Nachmittag. Mehr ist nicht möglich.“
Brandstetter möchte gar nicht daran denken, wie sich die Lage weiter verschlechtern würde, wenn Mama oder Papa erkranken. Schon jetzt läuft es in den Spitälern des Landes so, dass die Angehörigen für die Grundversorgung der Patientinnen und Patienten zuständig sind, ihnen also etwa das Essen selbst kochen und ans Krankenbett bringen. Viel Familie ist allerdings nicht mehr vorhanden in der Ukraine. Der Bruder sei nach dem Einmarsch der Russen in die USA gegangen. Warum nicht nach Österreich? „Hier ist er greifbarer als in Amerika, fürchtet er. Er will kein Deserteur sein, aber Menschen erschießen? Das kann er nicht.“
Beide Seiten haben Angst
Mit klagendem Ton sagt Liliya Brandstetter, dass Russland seit Jahrhunderten schlecht sei für die Ukraine und immer wieder Gebiete beanspruche, die schlichtweg ukrainisch seien. So sehr sie sich wünscht, dass Leiden und Sterben für ihr Volk enden, so sehr denkt sie auch an die Mütter russischer Soldaten. „Ich bin beleidigt, weil sie nicht aufstehen und die Stimmen erheben gegen diesen Krieg. Doch ich bin sicher, dass sie schweigen, weil sie Angst haben. Niemand weiß, wie dieser Krieg sich entwickelt.“ Weihnachten feiern die Brandstetters am 24. Dezember, nicht wie in der Orthodoxie üblich am 6. Jänner. Bis dahin hilft Liliya Kindern beim Deutschlernen. Und sie ist beim Weihnachtsmarkt bei der Markuskirche in Salzburg, spendet für ihre Landsleute, kauft Kleinigkeiten. „Das Geld wird in Generatoren investiert und in warme Sachen, die im Winter helfen sollen.“
Ein Weihnachtsmarkt zugunsten der Ukraine findet am Salzburger Ursulinenplatz statt. Freitag, 16. Dezember 14 bis 21 Uhr und Samstag, 17. Dezember 11 bis 21 Uhr.
Friedensgedanken
von Julia Szabó von der Katholische Jungschar
Frieden ist Beziehung Was schafft Frieden? Weltweit gesehen ist Friede die Verhinderung von Kriegen. Auf die persönliche Ebene übertragen, kann das heißen, Frieden ist, wenn es keine Konflikte gibt und kein Streit vorkommt. Konflikte sind aber etwas völlig Natürliches. Sie existieren, seit es uns Menschen gibt und kommen auf allen Ebenen des Zusammenlebens vor, wenn verschiedene Vorstellungen, Meinungen, Interessen und Bedürfnisse aufeinandertreffen und scheinbar nicht zu vereinen sind. Was also schafft wirklich Frieden?
Ich glaube, Friede ist weniger ein Ergebnis, sondern vielmehr ein Prozess. Ein Prozess, der wie alles Leben ständig in Bewegung ist. Frieden ist „Beziehung“. Er ist nicht etwas, das wir haben, sondern etwas, das wir tun. Etwa Handlungen, die uns ermöglichen, Respekt, Anerkennung, Wertschätzung, Harmonie, Verbundenheit, Würde oder Fülle zu erfahren. Und auch wenn wir in unserer unmittelbaren Umgebung Gestaltungsspielraum haben, um uns diese Bedürfnisse selbst zu erfüllen, stoßen wir immer wieder an Grenzen. Grenzen in Form von Strukturen, auf die wir keine Einflussmöglichkeit haben. Frieden ist also immer wieder auch eines: ein großes Geschenk.
TIPP: Adventliche Angebote in der Erzdiözese Salzburg sowie Im-pulse, Basteltipps und alternative Geschenksideen gibt es gesammelt auf www.eds.at/weihnachten.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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